Im August dieses
Jahres wurde durch Revelation Concerts u.A. eine Tour mit Anthony B
organisiert. Neben den ganz großen Festivals wie Summerjam
und Chiemsee Reggae
Summer und vielen kleineren, war das natürlich ein weiterer
Höhepunkt für die
Reggae Fangemeinde. Die Tour begann am 09.08. in der Hamburger
Markthalle, ging
dann weiter über Freiburg, München, Bremen und kam am
24.08. in das Kesselhaus
der Berliner Kulturbrauerei. Den Schlusspunkt fand die Tour am
26.08. mit der
Reggae Summer Night in Hamm. Das Tragische an der Sache, die Tour
überschnitt
sich mit dem unerwarteten Todesfall von Joseph Hill, dessen Tour
ebenfalls von
Revelation Concerts organisiert worden war.
Noch nicht einmal
eine Woche war
seit diesem schrecklichen 19. August vergangen. Die Gedanken daran
waren schwer
abzuschütteln, gerade wenn man die Kulturbrauerei betritt.
Hier sollte der
nächste Auftritt von Culture stattfinden, am Tag als Joseph
Hill verstorben
war. Wir hofften sehr, dass uns Anthony B wenigstens eine Zeit lang auf
andere
Gedanken bringen würde.
Eigentlich
war noch
vor der Show eine Session mit Anthony B geplant. Die Hoffnungen der
Sounds
wurden allerdings zu fortgeschrittener Stunde immer geringer. Die
Bemühungen um
ihn gingen fast den ganzen Tag lang. Der Anthony war aber für
die Sounds nicht
erreichbar. „Er läuft in der Stadt herum, ist mal
hier und mal dort, und keiner
weiß richtig wo.“, –
so zumindest die
offizielle Variante...
Andere vermuteten
wiederum, dass der Anthony nur an diesem Tage einfach keine Lust zur
Aufnahme
von Dubplates hatte. Schade um die verlorenen Stunden der Warterei,
aber so ist
das nun einmal. Immer flexibel und auf dem Sprung bereit sein. Nur mit
viel
Idealismus kommt man da zum Ziel.
Schon einige Male
durften wir Anthony B erleben, das letzte Mal beim vorjährigen
Summerjam.
Wer einmal seine
Show gesehen hat kann nachvollziehen, dass wir bereits schon wieder an
Entzugserscheinungen litten. Seitdem hatten wir auch schon wieder eine
Reihe neuer
Tunes gehört, die beim letzten Summerjam noch nicht dabei
waren. Zur Vorfreude
auf ein Konzert im kleineren Rahmen mischte sich also auch noch die
Hoffnung
auf neue Stücke. Einige sehr jugendliche und etwas neben sich
stehende Fans,
zollten mir Anerkennung. „Toll, dass du auch Reggae
hörst!“, meinten die doch
tatsächlich zu mir und wankten gehörig hin und her.
Ich musste mir verkneifen,
meine Gedanken laut auszuplaudern. Wenn ich das zu denen gesagt
hätte, wäre da
eher ein Schuh draus geworden. Immerhin höre ich schon so
lange Reggae, da
lagen die noch als „Quark“ im Schaufenster. Zur
Geschichte des Reggae, dessen
Hintergründe und die ganze Kultur drum herum, ist den
jüngsten Fans leider
meistens kaum was bekannt.
Mit etwas Verspätung
begann dann schließlich die Show. Die Star Trail Band betrat
die Bühne und Ras
Droppa eröffnete den Abend und begrüßte die
Fans. Ras Droppa übernahm sogar die
Rolle des Vorsängers, was wir so auch noch nicht gesehen
hatten. Big Respect –
das klang richtig gut.
Aber Anthony
B ließ nicht lange auf sich warten und
enterte kurz darauf unter großem Jubel der Massive die
Bühne. Ein tolles Outfit
hatte sich da der Anthony wieder ausgedacht. Wer hat schon einen Plant
Manager
gesehen? Die Vorstellung vom Anthony kennen wir jetzt. Eine Hose im
Military-Look, ein braunes Jackett mit angesetzten roten Kragen und
Ärmeln, ein
braun-weißer Turban und natürlich der obligatorische
Stock. Auf dem Jackett
befanden sich mehrere Ganjablätter und darunter die Aufschrift
Plant Manager.
Viele weiße Glitzersteine auf den Schulterstücken,
der Brusttasche und dem
linken Revers gaben dem Ganzen noch einen richtig edlen Touch.
Vor der Bühne war
lobenswerter Weise kein Sicherheitsbereich eingerichtet. Das machte die
Show
noch zu einem besseren Erlebnis. Bei Reggaefans könnte man in
der Regel auch
auf Absperrungen verzichten (zumindest so lange wie nicht all zu viel
Dancehall
dabei ist). Allerdings war Vorsicht vor Anthonys Stock geboten, der
manchmal
mit seinen energiegeladenen Bewegungen bedenklich nahe kam. Aber
Anthony B
hatte natürlich ein perfektes Augenmaß und unser
Aller Köpfe blieben intakt.
Das Programm hatte
in jeder Richtung was zu bieten. Anthony hatte für jede
Fangruppe etwas im
Repertoire, da waren langsame Chants, Roots Reggae in allen Spielarten,
Dancehall und sogar Ska vertreten. Bei dieser Vielfalt kann man es
natürlich
nicht Jedem Recht machen, aber das Verhältnis war für
unseren Geschmack
zumindest sehr gut ausgewogen. Tracks wie
„Fire Pon Rome“ (Real
Revolutionary), “Good Life” (That..s Life),
“My Hope” (My Hope), “Good Cop &
Bad Cop” (Street Knowledge), “World A Reggae
Music” (Black Star), “Waan Back”
(bekannt auch mit Seeeds Version Waterpumpee), “Powers Of
Creation” (Powers Of
Creation) und “Cold Feet” (Real Revolutionary), nur
um mal einige Hits zu
nennen, brachten die Fans in Stimmung. Besonders
eingeschlagen hat dabei natürlich “World A Reggae
Music”.
Dieser Riddim ist auch unter Anderem bei Damian Marley mit seinem
„Welcome To
Jamrock“ zu hören und hat schon oft für
wahre Begeisterungsstürme gesorgt.
Live Video: Trigger Happy Cowboy (Put Down Your Guns) + Good Life
Live Video: Cold Feet
Live Video: World A Reggae Music
Viele Tunes wurden allerdings anders dargeboten, wie sie den meisten
von der CD
her bekannt sind. Anthony verstand es die Stücke abzuwandeln
und teilweise zwei
Tunes zu einem neuen zu verbinden. Mit dem abgewandelten
„Cold Feet“ ehrte Anthony
B eine Reihe von legendären Persönlichkeiten, wobei
Culture (Joseph Hill)
natürlich einen besonderen Platz einnahm –
„.....Give it up for the great
Culture. – Culture – Culture – Culture
............... Selassie
call your name“.
Irgendwann kam dann aber leider wie immer das
viel zu frühe Ende. Das Publikum jubelte und klatschte noch
sehr lange, aber
der Anthony war ausgepowert und nicht mehr auf die Bühne zu
bekommen. Irgendwo
hat eben alles seine Grenzen. Nur sehr langsam löste sich die
Massive auf, die
immer noch auf Nachschlag hoffte. Als schließlich mit der
Demontage des
Bühnenaufbaus begonnen wurde, sah es aber auch der Letzte ein
– The party is
over.
Copyright: Text & Fotos by
Reggaestory
Mein
besonderer Dank
geht an Christoph von Revelation
Concerts und
an das Berliner Kesselhaus!