Nach der Doppelauflage in 2021, wegen der
verlorenen Festivalauflage in 2020, konnte tatsächlich die
zwanzigste Ausgabe des beliebten
Skafestivals in Leipzig in 2022 eingehalten werden. Auch wenn die
Juliausgabe des Vorjahres recht klein war, wir hatten ausführlich davon berichtet, konnte man unendlich glücklich
darüber sein, überhaupt in irgendeiner Form wieder
Livemusik zelebrieren zu können.
Die Herbstauflage war dann schon umfangreicher aufgestellt, aber der
gewohnte Umfang konnte leider noch nicht organisiert werden.
Dieses Jahr nun endlich wieder alles zurück zum Normalzustand
des Festivals und ohne jegliche Corona-Auflagen.
Nachdem
wir die zweite Edition des 2021er Festivals verpasst hatten,
wollen wir
dieses Mal wieder dabei sein. Also begeben wir uns in Leipzigs
schönsten Ballsaal, um wie gewohnt ein paar Impressionen
einzufangen.
Schwerpunkt des Festivals sind heute Bad Manners und Winston Francis.
Bad Manners waren zwar schon beim diesjährigen This Is Ska
Festival in Roßlau zu Gast (wir hatten ausführlich
darüber berichtet),
aber bei Winston Francis brauchen wir dringend eine Auffrischung.
Immerhin liegt es schon wieder 7 Jahre zurück, als wir ihn bei
einem leider verregneten Auftritt auf dem Reggae Jam in
Bersenbrück zuletzt gesehen haben.
In Anbetracht unserer letzten Parkplatzerfahrungen bei der Anreise zum
Felsenkeller, sind wir heute etwas zeitiger unterwegs. Zielstrebig
steuern wir den nebenliegenden Parkplatz von REWE an, da uns letztens
ein Musiker den Tipp gegeben hat, man könne dort gegen
Gebühr auch länger parken. Diese Info erweist sich
leider als Ente. Uns begrüßen die alt bekannten
Abschleppschilder für Längerparker und wir
müssen nach einer anderen Option suchen. Ein paar hundert
Meter entfernt ergattern wir endlich nach mehrmaligen Erkundungsfahrten
eine einsame Lücke. Zum Glück haben wir heute genug
Zeit im Gepäck. Hauptsache wir finden am Ende unser Auto
wieder. ;-)
Für
17:30 Uhr ist heute der Einlass angesetzt und eine halbe Stunde
später fällt bereits der Startschuss für die
Bad Nenndorf Boys. Auf der Tanzfläche ist noch erheblich Platz
vorhanden, den es in den nächsten Minuten noch
aufzufüllen gilt.
Auch wenn die Bad Nenndorf Boys schon über 20 Jahre Musik
machen, hatten wir sie bisher noch nicht vor der Kamera. Wie es der
Name schon vermuten lässt, kommt diese Band
tatsächlich aus Bad Nenndorf, in der Nähe von
Hannover, und hat gleich das Ortsschild mitgebracht.
Die Bad Nenndorf Boys, alias BNBoys, haben sich im Jahr 2000
zusammengefunden und Ska-Punk auf die Fahne geschrieben. Noch im selben
Jahr haben sie ihre Demo-CD "Alles Richtig Gemacht" zusammengestellt,
auf die im Jahr 2003 die nächste Demo-CD "Früher War
Alles Lauter" folgte. Darauf ist das gleiche übermalte
Ortsschild abgebildet, wie heute auf der Bühne zu sehen ist.
Inzwischen sind sieben weitere Scheiben gefolgt, von denen das eingangs
eingefügte Album "Du sollst Frei Sein" aus dem Jahr 2019, den
bisherigen Schlusspunkt in der Discography setzt.
Zur offiziellen Bandbesetzung gehören
Dennis Koller
(Gesang),
Georg Kovacs (Gitarre / Gesang), Lukas Aguirre
(Bass / Gesang), Hauke Huchzermeyer
(Schlagzeug), Christian Benito Ortega
(Trompete / Gesang) und Johannes Rode (Gitarre / Posaune / Gesang).
Nach
zirka 40 Minuten ist die Setlist der Bad Nenndorf Boys abgearbeitet und
des Rudeboy
Soundsystems, welches schon fast zum Inventar des Dynamite
und TIS gehört, übernimmt wie gewohnt die
Pausengestaltung mit den besten Hits aus den Anfängen der
Ära von Ska, Rocksteady und Early Reggae. Wer die Verbindung
von Ska und Punk nicht
so sehr zu seinen Begehrlichkeiten zählt, kann sich jetzt erst
einmal entspannen und mit den Ursprüngen dieser Musik
beim Pausensound befassen. Dennoch wird es erst einmal noch etwas
luftiger im Saal, da
wie gewohnt alle Raucher brav nach draußen wechseln.
Heute gibt's
das Soundsystem auf
der linken Galerie und die zweite Bar auf der Tanzfläche.
Die eine ...
... und die
andere Galerieseite.
Nach
zirka 20 Minuten kommen wir zum nächsten Punkt der Running
Order, der von der tschechischen Band All Mad Here ausgefüllt
wird. Für uns ist das ein echter Zugewinn für Augen
und Ohren. Auch diese Band mit der jungen und adrett gekleideten
Sängerin sehen wir heute zum ersten Mal. Vielen
Künstlern im Reggae oder Ska sieht man ja schon von weitem an,
welche Musikrichtung sie vertreten könnten, anderen wiederum
überhaupt nicht. Zur letzteren Kategorie gehört
zweifellos die Sängerin von All Mad Here, die damit auf
die Tradition der alten jamaikanischen Ska- und
Rocksteadylegenden baut.
Denn diese legen fast immer viel Wert auf ein edles Outfit. Wir
haben natürlich keineswegs etwas gegen Erkennungsmerkmale,
ganz im Gegenteil, aber ein angenehmes Outfit setzt schon ein Zeichen,
ob nun mit oder ohne Erkennungsmerkmale.
Live Video:
All Mad Here - 1/2 - Come On And Dance With Me
All Mad Here ist eine Newcomer Band aus Prag und verfolgt die Spuren
des Early Reggae über Rocksteady bis Ska. Den Zeitraum ihrer
Bandgründung geben sie mit Frühjahr bis Sommer 2021
an. Da sind sie sich gar nicht mehr so sicher, weil es ein
fließender Prozess mit den erschwerten Umständen
während der Corona Pandemie war. Live Auftritte fielen damit
natürlich ins Wasser, aber dafür hatten sie
genügend Zeit für Aufnahmen im Studio. Aktuell hat
die Band zwei EPs mit jeweils drei Songs am Start, die schlicht "Red"
and "Blue" heißen. "Blue"
wurde bereits im Jahr 2020 und ein Jahr später "Red"
aufgenommen. Veröffentlicht wurden beide EPs am 16. Februar
2022 auf ihrem eigenem Bandlabel "Rude Boy Paradise".
Nachzuhören auf Bandcamp unter den zuvor angegebenen Links.
Parallel wurde ihre Single "Move My
Hips" als Video auf YouTube veröffentlicht.
Live Video: All
Mad Here - 2/2 - Fight Them Back / Fite Dem Back
(Linton Kwesi Johnson Cover)
Zu Band gehören aktuell Stili (Vocals), Ondřej (Guitar, Backing
Vocals, Keys), Martin (Bass), Evžen (Keys), Vincent (Drums) und
Honza (Tenor Sax, Percussions, Backing Vocals).
Wir sind gespannt, wo die musikalische Reise in den nächsten
Jahren hingehen wird. Einfach so weiter machen!
Als Moderator steht wie gewohnt Dr. Ring Ding auf der Bühne,
der die Band mit lobenden Worten verabschiedet. Dem können wir
uns nur anschließen.
Bevor die Bandmitglieder nach der Show zu sehr auseinander driften,
melde ich den Wunsch nach einem Bandfoto an. Dennoch vergeht ein
großer Teil der Umbaupause, bevor Stili alle Musiker eingefangen
hat.
Mal mit und
mal ohne Licht. :-)
Und
schon geht es auf der Bühne mit den Utopians weiter, die
später als Backingband für Winston Francis noch
einmal zum Einsatz kommen. Die fünfköpfige Band
stammt aus Belgien, aus der Gegend um Charleroi, wo sich auch ihr
Studio befindet. Sie haben sich dem Funk, Rocksteady und
frühen Reggae verschrieben. Von daher hat sich auch schon die
Charakterisierung Funky Reggae Band in verschiedenen
Ankündigungen der Truppe etabliert. Vor dem heutigen
Gig liegen schon einige Auftritte mit Winston Francis und auch Alpheus
zurück, von denen sicher der eine oder andere schon gehört
hat.
Nähere Informationen, zu der erst seit 2021 existierenden
Formation, sind rar, zumal
spätere Nachfragen sehr erschwert werden, da die Band aktuell
nicht einmal einen Kontakt auf ihrem Facebook angegeben hat. Zumindest
wissen wir, dass die Band aus Nicolas Nsakala (Vocals,
Guitar), Yoann Grudzien (Keys), Arnaud Pemmers
(Bass), Romain Trigaux (Guitar) und Nico Léonard
(Drums)
besteht. Wobei Bassist Arnaud Pemmers und Drummer Nico
Léonard, schon als ehemalige Mitglieder der Reggae- und
Skaband The Moon Invaders bekannt sein dürften. Aber
auch Nicolas Nsakala und Roman Trigaux hatten schon eine musikalische
Zeit vor den Utopians in Bands wie Little Roman und The Dirty Cats.
Aktuell arbeiten sie an ihrer Debut-EP "How The World Turns", die
im April 2023 veröffentlicht werden soll. Darüber hinaus
planen sie für Frühjar 2024 ihren ersten Longplayer.
Diesbezüglich
oder bei Interesse sollte man Badasonic
Records im Auge behalten, da dieses Label vor 5 Jahren von
Nico Léonard und seinem Freund Brieuc Labiouse
gegründet wurde.
Live Video:
The Utopians - Rosie + The Monster
Nach
dem etwas kürzeren Programm der Utopians geht es nahtlos zum
Höhepunkt des Festivals über. Dies zumindest soweit
man die Genres Rocksteady und Early Reggae betrachtet. Für die
Skagemeinde wird sich der Höhepunkt allerdings erst gegen
23:00 Uhr einstellen, wenn die britische Ska-Legende Buster Bloodvessel
mit seinen Bad Manners an den Start gehen wird. Aber zurück zu
Winston
Francis, den Dr. Ring Ding mit einer wundervollen Laudatio
ankündigt. Dieser wiederum entert die Bühne mit einem
unglaublichen Bewegungsdrang, dass man ihm sein
fortgeschrittenes Alter gar nicht abnehmen mag.
Aber seht selbst.
Live Video:
Winston Francis - 1/5 - Turn Back The Hands Of Time + Dry Your Tears
Live Video:
Winston Francis - 2/5 - Ten Times Sweeter Than You
Es ist eine Freude diesen agilen Künstler mit seinen
wunderschönen Songs sehen und hören zu
dürfen. Ich glaube, ich bekomme feuchte Augen. Dazu der
schöne Sound von den Utopians, der uns nahezu perfekt in die
alten Zeiten versetzt. Lediglich die Orgel ist für meinen
Geschmack teilweise etwas zu dominant. Vielleicht sollte man darüber
nachdenken, fehlende Bläser nicht mit der Orgel ersetzen zu
wollen.
Live Video:
Winston Francis - 3/5 - Rain From The Sky
Live Video:
Winston Francis - 4/5 - Redemption Song
Frischen wir noch einmal ein paar biografische Daten von
Winston auf.
Winston Francis, aka Mr. Fix It oder King Cool wurde am 24.05.1943 in
Kingston, Jamaica, geboren. Damit wird deutlich, dass er im
nächsten Jahr seinen 80. Geburtstag feiern wird. Bevor Winston
zur Musik kam, begann er eine Lehre als Drucker. Zum Glück ist
er später nicht dabeigeblieben. Mit 16 zog er nach Miami in
die USA wo er eine Musikschule besuchte. Sein Lehrer Chuck Bird
organisierte für ihn 1965 einen Auftritt mit dem Jackie
Gleason Orchestra. Später tat er sich mit Carlos Malcolm's
Afro Jamaicans Band zusammen und tourte mit ihr durch die USA und die
Karibik. Zusammen mit Pat Kelly war er auch Mitglied bei den Sheridans.
In den späten 60ern begann er seine Solokarriere und nahm bei
Coxsone Dodd sein 1969er Debutalbum "Mr. Fix It" auf. 1971 folgte sein
zweites Album "California Dreaming". Ja und der Rest ist Geschichte,
wie man so schön sagt. Inzwischen gibt es über 10
Alben und EPs von ihm. Allerdings könnten es viel mehr sein,
wenn man sich seinen umfangreichen Single-Katalog ansieht. Wer sich
mehr über Winston Francis informieren möchte,
schaut einfach in einen älteren Konzertbericht
hinein, damit wir uns nicht unnötig wiederholen oder bei uns
selbst abschreiben. ;-)
Und hier noch das Finale. Und wer Winston Francis kennt, weiß
dass
dieser auch mal gerne in das Publikum springt. Da hindern ihn
auch
nicht seine 79 Jahre daran. Das sieht geradezu
leichtfüßig
aus. Ob wir uns das mit fast 80 auch noch zutrauen werden? Aber seht
euch selbst das Finale an.
Live Video:
Winston Francis - 5/5 - Game People Play
Nun geht es wieder in die Umbaupause und zum Dance mit dem Rudeboy
Soundsystem, an die Bar ein Bierchen holen oder in die Raucherpause,
... ganz wie ihr wollt. Danach steht mir aber gerade
nicht der Sinn, zumal ich auch nicht rauche. Schauen wir lieber mal
nach was im Backstage so los ist.
Buster Bloodvessel (Bad Manners) hat sich gerade eine Erfrischung
geholt, ist zu
Späßen aufgelegt und präsentiert seine
allseits bekannten Markenzeichen. Das muss natürlich gleich
mit festgehalten werden. :-)
Ein Besuch bei Winston Francis nach der Show ist natürlich
Pflicht, da unser persönliches Zusammentreffen nebst Interview
beim TIS in
Roßlau
schon unglaubliche 9 Jahre zurück liegt. Leider fehlt uns noch
ein
zweiter Backstagepass, der noch nicht den Weg zu uns gefunden hat. Da
nimmt Winston das Thema selbst in die Hand und ist schnell
aus
dem Backstage heraus und durch die dunklen
Bühnenräume durch
verschiedene Ebenen ins Publikum gelaufen, um Marion abzuholen. Man
ist der schnell! Da kann man ja kaum folgen. Und dabei achtet er auch
noch auf Stolperquellen, auf die er mich hinweist. Ein unglaublich
zuvorkommender und netter Mensch.
Unter anderem wollen wir natürlich wissen, wann mit einem
neuen Album von Winston Francis zu rechnen ist. Diese Hoffnung wird
sich
wohl leider nicht mehr erfüllen. Wie er sagt, ist das alles zu
kompliziert und zu teuer geworden. Die Produktionskosten für
ein Album sind heutzutage durch den Verkauf kaum wieder hereinzuholen.
Er konzentriert sich lieber auf Singles und hat gleich eine sogenannte
Song Card parat, die für eine seiner letzten Produktionen "I'm
An Israelite" den entsprechenden QR-Code aufgedruckt hat. Einfach
einscannen und schon seid ihr dort. Ja der Winston geht offenbar auch
noch mit der Zeit.
Wir verabschieden uns von Winston und hoffen auf ein baldiges
Wiedersehen. So lange wie beim letzten Mal darf es aber nicht mehr dauern.
Heute Abend wird er allerdings noch bis zum Schluss des Festivals hier
verweilen. Er muss ja auf seinen Tourmanager Ossi warten, wie er sagt.
Ja und der betreibt ja den Shop von Grover Records auf der Galerie im
Ballsaal. Also wird Winston vermutlich der letzte Artist sein, der den
Felsenkeller verlässt.
Ja und wenn wir einmal hier sind, müssen wir noch einmal bei
Buster vorbeischauen. Ein paar Bilder vom diesjährigen TIS
haben wir natürlich auch dabei, die noch auf eine Widmung
warten. Als ich ihn frage, ob "wir" in sein Zimmer eintreten
dürfen, macht er gleich seine nächsten Witzeleien und
versucht mich zu verbessern. "Wieso sagst du "wir", du bist doch
nur einer?", gibt er zurück und grinst dabei. Von
seiner Position aus sieht er Marion nicht, die neben mir steht.
Nachdem alle Fotos sein Signum inklusive einer stilisierten
großen Zunge tragen, treten wir zum "Tongue Competition" an.
Also nur Buster und ich. Wie das ausgeht zeigen wir lieber nicht.
Natürlich nicht, weil ich zu "kurz" wegkomme, sondern weil
hier
meine Hemmschwelle einer Veröffentlichung ein wenig im Wege
steht. Und
schließlich will ich ja nicht mit Buster konkurrieren. ;-)
Aber beim nächsten Treffen werden wir ihm das Foto geben. Dann
liegt es bei ihm, was er damit macht.
Inzwischen
haben The
Hotknives schon mit ihrem Programm begonnen. Die britische
Ska-Band besteht bereits seit 1982 und feiert dieses Jahr ihr 40.
Bühnenjubiläum, sofern man die einjährige
Pause nach 1993 außeracht lassen würde. Allerdings
ist auch von den 1982er Gründungsmitgliedern heute nur noch
Nigel "Clemmy" Clements an den Drums übriggeblieben.
Leadsinger Marc Carew ist erst seit 1996 bei der Truppe, ebenso
Keyboarder Richard "Bosky" Allen. Gitarrist Stuart Brown kam dann erst
2003 in die Band, als Gründungsmitglied Michael "Mick" Clare
die Band verließ.
Marc Carew hat sich heute wohl schon derart warm
gespielt, dass er mit nacktem Oberkörper auf der
Bühne rockt.
Das fünfte Bandmitglied am Sax kennen wir noch nicht. Als wir
2015 die Band zuletzt gesehen haben, war noch kein Bläser
dabei.
In der Discography der "Heißen Messer" hat sich seitdem auch
noch nichts Neues
ergeben. Die 2010er Scheibe "About Time" ist nach wie vor das
letzte Studioalbum.
Live Video:
The Hotknives
Soweit ein paar Eindrücke vom Auftritt der Hotknives.
Nach
der vorletzten Umbaupause kommen wir schließlich zu der
britischen Ska-Legende Buster Bloodvessel und seiner Band Bad Manners
oder auf Deutsch "Schlechte Manieren".
Dieser Punkt der Running Order ist natürlich für alle
Ska-Fans und Skins der absolute Höhepunkt des Abends. Es ist
erst ein paar Monate her, als wir Buster und seine Band beim This Is
Ska Festival an der Wasserburg zu Roßlau gesehen haben. Wir
hatten
ausführlich darüber berichtet. Im
Unterschied zu Roßlau ist heute noch ein Bläser mehr
im Boot.
Dr. Ring Ding hält wieder eine ausführliche Laudatio
zur Ankündigung dieser Legende, bevor The Bad Manners mit
einem Instrumental die Show eröffnen. Dann schreitet Buster in
kurzen Hosen, rot karierten Schnürschuhen und Lederjacke auf
die Bühne. Mit seinem Bierglas prostet er erst einmal dem
Drummer zu bevor er es auf dem Drumriser abstellt. Nun
betrachtet er erst einmal ausgiebig das Publikum mit auf dem
Rücken verschränkten Händen und
lässt sich feiern. Schon diese ersten Momente sind eine Show
für sich.
Live Video:
Bad Manners - 1/4 - Echo 4-2 + This is Ska + My Girl Lollipop + Lorraine
+ Feel like jumping
Buster Bloodvessel, bürgerlich Douglas Trendle, kam am
06.09.1958 in Londons Stadtteil Hackney, als Douglas Woods zur Welt. Den
Namen Trendle erhielt er erst als ihn frühzeitig seine
Großtante Mary Trendle und ihr Mann Edward adoptierten. Seine echte
Mutter war alleinstehend und seinen Vater hat er nie kennenlernen
dürfen. Erst als er sieben Jahre alt war, hat er erfahren,
dass er adoptiert wurde und die ihm als "Tante Lily" bekannte
Frau seine echte Mutter ist.
Live Video:
Bad Manners - 2/4 - Can't Take My Eyes Off You + Just A Feeling
Bevor Buster die Musik zu seinem Lebensinhalt wählte,
interessierte er sich für die Schauspielerei. Ein Talent
dafür hat er in jedem Fall, wie man bis heute noch sehen kann.
1976 gründete er schließlich mit seinen
Schulfreunden die Band Bad Manners und sie wurden bald zu einer
beliebten Attraktion im Norden von London. Besonders ihre Art
des humorvollen Ska und Busters "wedelnde" große Zunge,
machten sie bald zu den Comedians der britischen Ska-Revival-Szene.
Zwischen 1980 und 1983 gelang es ihnen 9 Singles in den Top 40
zu platzieren. Heute kann Buster auf über 20 Alben
unter dem Namen Bad Manners verweisen und gehört zu den
Legenden der britischen Ska-Szene.
Mehr zu Buster Bloodvessel gibt's auf Wikipedia
und zur Band haben wir schon beim diesjährigen This Is Ska
ausführliche Angaben gemacht. Also einfach weiter- oder
zurückgehen, wer noch tieferen Informationsbedarf hat.
Live Video:
Bad Manners - 3/4 - Inner London Violence
Live Video:
Bad Manners - 4/4 - Don't Knock The Baldheads + Don't Be Angry
+ Wooly Bully
Inzwischen
ist
Buster schon das zweite Mal von der Bühne gegangen, um nun
ohne
Lederjacke für den letzten Zugabenblock zurückzukehren. Wir wundern uns
schon
die ganze Zeit über die gegensätzliche Sommer-Winter-Anzugsordnung in einem Stück. Jetzt hat er offenbar
beschlossen einheitlich auf Sommer
umzusteigen. Da müssen wir natürlich noch einmal ein
paar Fotos nachlegen. :-)
Buster genießt sichtlich wie er von seinen Fans gefeiert
wird. Er braucht gar nichts zu tun und nur seinen Blick über
das Publikum schweifen lassen, umso besser hört man auch den
Jubel im Saal. Zwischendurch immer wieder einmal mit der Zunge wedeln
und mit einem Lächeln was man schwer beschreiben kann, seinen
Kopf bedächtig hin- und herdrehen. Das reicht völlig
aus, um den Saal zum Kochen zu bringen. Eine unglaubliche Komik hat
dieser Mann.
Soweit unsere umfangreichen Auszüge aus der Show von Buster
Bloodvessel und seinen Bad Manners. Wir haben zahlreiche Klassiker aus
seinem Hitkatalog erwischt und hätten noch weitere aufnehmen
können, aber ein paar Fotos will man ja auch noch
zwischendurch machen und wenigstens ein paar Momente der Show auch ohne
Kamerastress genießen.
Wir haben Bad Manners nun schon zweimal in diesem Jahr gesehen und es
ist nicht zu viel geworden. Buster Bloodvessel und seine Schlechten
Manieren muss man einfach einmal gesehen haben. Beim nächsten
Mal brauchen wir unbedingt vorab eine Setlist, damit wir das Erwischen
von weiteren oder anderen Songs, nicht dem Zufall überlassen
müssen.
Nach
dem zweiten Höhepunkt des Festivals haben es die aus
Nordirland
angereisten Hacklers nicht so einfach. Aber so ist das nun einmal. Nach
einem Höhepunkt wird es eben wieder etwas weniger
mitreißend. Wir finden es auch ganz gut, wenn die Highlights
des
Festivals oder die Headliner nicht auf dem letzten Platz der Running
Order stehen. So kann man am Ende ganz entspannt wieder runterfahren,
kann sich anderen Dingen widmen und muss nicht bis zum Schluss das
Bühnengeschehen minutiös verfolgen. Wer will der kann
natürlich und andere die eine weite Anfahrt haben
können sich überlegen, ob man ein paar Minuten eher
geht.
Das Geburtsjahr der Hacklers liegt im Jahr 2014 und zwei Jahre
später veröffentlichten sie ihr Debutalbum "Between
The Lines" beim deutschen Label "Contra Records"
aus Wurzen (Lossatal OT Großzschepa). Ihr aktuelles
Album ist das 2020er "Another Round", welches beim Berliner Label "Smith &
Miller Records" veröffentlicht wurde.
Die aktuelle Besetzung der Band besteht aus
Carl O'Neill (Saxophone), Cormac Gillespie (Organ), Keith Gantley
(Drums), Kevin Kenny (Vocals), Mark Conway (Guitar) und Markie Domican
(Bass).
Soweit kurz und knapp zum letzten Punkt der Running Order, dessen
Finale wir nicht mehr miterleben. Wir entscheiden uns, dieses
für
ein nächstes Mal aufzuheben.
Nach diesem wieder sehr gelungenen Festival treten wir zufrieden den
Heimweg an, der zunächst mit der spannenden Autosuche beginnt.
Wir
haben Glück und finden den Weg auf Anhieb, ... ganz ohne
technische Hilfsmittel. :-)
Wir sehen uns nächsten Mal bei der 21. Ausgabe des
Festivals im November 2023, in Leipzigs schönstem Ballsaal.
Copyright: www.reggaestory.de
Text und Videokamera: Peter Joachim
Fotos: Marion und Peter Joachim
Mein Dank geht an Jörg Folta, Franze Vogel, an alle
weiteren
Organisatoren und natürlich ganz besonders an die
Künstler
des Dynamite Skafestival 2021-1.