Shauna McKenzie, alias
Etana, was auf Swahili „Die Starke“ bedeutet, ist
weiterhin unaufhaltsam auf Erfolgskurs. Erstmalig wurde die Reggae
Szene im Jahr 2005 auf sie aufmerksam, als sie noch als
Backgroundsängerin von Richie Spice auftrat. Schon im Sommer
darauf veröffentlichte sie ihre Debut-Single „Wrong
Address“ und ist seitdem Jamaicas hoffnungsvollster
weiblicher Vertreter des Roots Reggae.
Im Juni 2008 kam ihr Debutalbum „The Strong One“
heraus, welches für durchschlagenden Erfolg sorgte. Mit
kräftiger und souliger Stimme zieht sie die Massen in ihren
Bann. Ihr aktuelles und zweites Album „Free
Expressions“, wurde am 11. Februar 2011
veröffentlicht.
Im
nächsten Jahr wird bereits ihr drittes Album
veröffentlicht, und daraus gab und gibt es schon auf ihrer
Oktober-November-Tour ein paar richtig gute Knaller, als Vorgeschmack
darauf, zu hören.
02.11.2011 Deutschland: YAAM Berlin
03.11.2011 Mauritius: Port Louis, Festival
04.11.2011 Mauritius: Port Louis, Festival
05.11.2011 Mauritius: Port Louis, Festival
06.11.2011 Mauritius: Port Louis, Festival
08.11.2011 Belgien: Gent, Vooruit Club
11.11.2011 Italien: Modena, Vibra Club
12.11.2011 Italien: Bergamo, PACI PACCIANA Club
15.11.2011 Frankreich: Marseilles, Espace Julien Club
18.11.2011 Frankreich: Paris, New Morning Club
19.11.2011 Schweiz: Zürich, Rote Fabrik
25.11.2011 Deutschland: Dortmund, Dietrich-Keuning-Haus
26.11.2011 Polen: Wroclaw, One Love Festival
Ob die Termine alle umgesetzt wurden oder werden ist nicht gewiss.
Zumindest findet man im Veranstaltungsplan des
Dietrich-Keuning-Hauses bis
heute noch keinen Hinweis auf Etana.
Wer den Auftritt im YAAM nicht anvisiert hat und das
diesjährige Reggae
Jam ebenfalls verpasst hat, muss also auf eine andere
Gelegenheit warten, sofern er Deutschland nicht verlassen will.
Für uns natürlich völlig klar, dass Etanas
Auftritt im Berliner YAAM als Pflichtveranstaltung im Kalender stand.
Nun ein paar
Eindrücke aus dem Berliner YAAM.
Ab 20:00 Uhr ist der Einlass angesetzt, und das
Warm Up soll
heute Barney
Millah übernehmen. Für erhebliche
Aufwärmung sorgt
allerdings auch die neue Heizanlage des YAAM, die sich mit
funkelnagelneuen silbernen Rohren an der Decke entlang windet.
Eigentlich heute etwas zu viel des Guten, zumindest wenn man in der
Richtung
einer Gebläseöffnung steht. Frieren wird hier
künftig niemand mehr und der Heizungs-DJ wird sich sicher auch
noch einspielen.
Der Beginn der Show lässt wieder einmal ein
wenig auf sich warten. So ist noch Zeit, hier und da ein
Schwätzchen zu halten oder draußen etwas
Abkühlung zu tanken. Help
Jamaica ist heute auch wieder mit
einem Stand dabei und wirbt für Unterstützung ihrer
Bildungsprojekte in Jamaica. Es hat enormen Aufwand gekostet und viele
Hürden waren zu nehmen, ehe man im vorigen Jahr, Anfang
Februar, das „Education Center Cassava Piece“ in
Kingston eröffnen konnte. Jetzt geht es darum, das bisher
Erreichte zu erhalten und eventuell über weitere Projekte
nachzudenken. Hilmar Keding ist zufrieden mit dem bisherigen Stand,
auch wenn man finanziell längst noch nicht dort angekommen
ist, wo man gern sein möchte. Immer noch muss man viele
Kosten, z. B. die kostenintensiven Flüge nach
Jamaica, aus
eigener Tasche finanzieren. Da ist man auf ein gut funktionierendes
Team vor Ort besonders angewiesen. Viel Fingerspitzengefühl,
sehr genaue Kenntnisse der Befindlichkeiten des Umfeldes und der
jamaikanischen Mentalität sind da erforderlich. Um dies zu
regeln, war seit Eröffnung des Centers auch der einzige
Anlass, sich einen Flug nach Jamaica zu leisten. „Eigentlich
wollten wir zum Jahresende „schon“ wieder hin. Aber
daraus wird wohl nun doch erst das Frühjahr
werden.“, meint Hille etwas enttäuscht.
„Es gibt unglaublich viel zu tun. Wir müssen
unbedingt weitere Sponsoren gewinnen und auch in der jamaikanischen
Presse präsenter werden. Aber es fehlt einfach vielfach an der
Zeit und den Leuten die das umsetzen könnten. Allein, mit den
paar Leuten die wir sind, ist das Alles kaum zu schaffen.“
Inzwischen ist es 22:00 Uhr geworden und auf der Bühne
probiert sich ein hochschwangeres Mädel auf ein paar
Computer-Riddims in Sachen Reggae aus. Ja, die Stimme ist nicht
schlecht, aber die Musik aus dem Computer ist grauenhaft. Also weiter
machen und erstmal ein paar Musiker zur Einspielung der Riddims
zusammen trommeln. Dann wird es ganz sicher besser.
Nach dieser Einlage geht es aber immer noch nicht mit Etana los. Erst
als der Zeiger schon die 22:30 Uhr Marke überschritten hat
kommt Bewegung ins Programm. Als Moderator erscheint doch
tatsächlich Joseph
Blue Grant auf der
Bühne, zumindest nehme ich stark an, dass er es ist. Eine
musikalische Einlage seinerseits erfolgt aber nicht, um meine letzten
Zweifel zu beseitigen. Jetzt kommt ohne weiteres Warten der wichtigste
Punkt des Abends. Nahezu gleichzeitig kommen der Backgroundpart Tammi
und Ruel „Klyve“ Moncrieffe und Etana auf
die Bühne.
Etana überrascht mit kniefreiem Outfit, Lederstiefeln,
Glitzershirt und einem eleganten Jacket.
Ich kann kaum glauben, was ich da sehe. Etana scheint sich, gemessen an
ihrem Auftritt in Bersenbrück, an Größe und
Gewicht erheblich reduziert zu haben. Kleider machen eben Leute!
Erheblich schicker und erfrischender sieht sie heute aus. Auch
„Superman“ Ruel hat heute zum Glück nicht
das grauenhafte Superman-Shirt an, was mich letztens noch sehr von
seiner Leistung abgelenkt hat. Heute ist er passender gekleidet. Neben
seiner äußerst schick gekleideten Schwester Tammi,
hat er auch gar keine andere Wahl.
Eine Band gibt es heute nicht. Das Ganze ist als Soundshow konzipiert
und Barney bekommt von Etanas Manager Andre die Riddims vorgegeben. In
Anbetracht Etanas außerordentlicher stimmlicher
Präsenz, in Begleitung von Ruel und Tammi, macht das auch
keinen Abbruch.
Wie immer darf auch Bob Marley, nicht in ihrer Show fehlen, der noch
mehrfach zum Einsatz kommen wird. Gleich am Anfang gibt es mit
„One Drop“ die richtige Ansage, wohin der Charakter
der Show gehen wird. Weiterhin Titel wie „August
Town“, „Mocking Bird“, und dann singt
Etana „Rub-A-Bam-Bam …96 Degrees In The
Shade“ über den bekannten Hit von Third World. Ein
noch unveröffentlichtes Stück mit gnadenlos besserem
Sound als früher.
Offizielles
Video:
August Town
Mit „Harder They Come“ werden wir als
Nächstes an Jimmy Cliff erinnert. Dann „Caltariba
System“, dessen Riddim in eine völlig andere
Richtung geht und ein paar musikalische Elemente davon ein wenig an
Laid Backs „Bakerman“ erinnern.
Offizielles
Video:
„Caltariba System“
Bezeichnend für die Show ist, dass nahezu kein Titel
ausgespielt wird, aber sonderlich störend ist das nicht weil
Etana durchgängig gute Stücke präsentiert.
Manager Andre steht neben Barney und passt auf, damit dieser die
richtigen Riddims einspielt und wieder an den richtigen Stellen
aussetzt. Andre findet im Hintergrund keine Ruhe und jubelt bei jedem
Titel kräftig mit.
Weiter geht es unter Anderem mit „People Talk“ und
Bob Marleys „Jammin“. Immer wieder sind es die Bob
Marley Klassiker, wie später auch noch „Is This
Love“, die zum mitsingen animieren. Und Etana zeigt immer
wieder ihr schönstes Lachen, welches selbst dann nicht
vergeht,
als sich Barney zwischendurch auch einmal bei den Riddims vergreift.
Offizielles
Video:
„People Talk“
Den Höhepunkt des Abends gibt es unweigerlich bei
„Blessings“, an dem Ruel den Part von Alborosie
übernimmt. Einfach Klasse. Man merkt kaum den Unterschied. Es
dürfte auch die einzige Nummer des Abends sein, die am
längsten gespielt wird und das gar zweimal nach einem
absichtlich sehr verspäteten Pull Up.
Dann zwei weitere
absolute Stimmungsmacher des Abends. Ska ist angesagt. Mit
„Dance It Away“ und „Johnny Too
Bad“ gibt es zwei bisher unveröffentlichte
Stücke vom kommenden 2012-er Album, mit denen man jetzt schon
die Promotion Phase beginnt.
Der Massive gefällt es außerordentlich und die
Trillerpfeifen kommen zum Einsatz.
Mit dem nachfolgenden „I´m Not Afraid“
wird das Stimmungsbarometer ungebrochen weiter in der Höhe
gehalten und alle singen mit.
Offizielles
Video:
„Blessings“ feat. Alborosie
Es folgen ein paar Schnipsel von „By The Rivers Of
Babylon“ und anderen Stücken, bevor es zur ersten
kleinen Unterbrechung kommt. Nach der unmittelbar darauf folgenden
zweiten kurzen Pause hat Ruel schon die Jacke und Tammi einen Schal
angelegt, aber Etana denkt glücklicher Weise noch nichts
sofort ans Aufhören.
Es gibt wieder etwas aus dem Hause Marley, keine Ahnung was das
für ein Stück ist, bei dem Etana nur eine gute Figur
zu möglicher Weise Ky-Manis Gesang macht – oder ist
es doch Bob selbst, dem da Etana allein den Gesang
überlässt? Etwas später folgt
„Make Me Feel So Good“, aus Alborosies letzen Album
„2 Times Revolution“, dessen Schaffen somit auch
zum zweiten Mal vertreten ist. Mit „I´ll Be The
One“ geht es dann in die letzte Runde, bevor Bob Marleys
„Redemption Song“ endgültig den
Schlusspunkt setzt.
Live Video: Konzertmix - YAAM Berlin
Fazit:
Etana hat mir bedeutend besser gefallen als noch vor ein paar
Monaten beim Reggae Jam, und dies nicht nur musikalisch oder vom
Programm her. Gemeinsam mit Tammi und Ruel hat sie mit bester Laune
ausgestattet, eine ausgezeichnete Performance geboten, die einem das
Fehlen einer Band nicht merken lassen hat.
Später
draußen unterhalten sich die Künstler noch ganz
entspannt mit den Fans.
Auch Joseph Blue Grant ist noch anwesend, und wir beenden unsere
gegenseitigen Vermutungen.
Ja er ist es, und ich bin es auch. „Warum hast du nichts
gemacht auf der Bühne? Bringe doch das nächste Mal
deine Steel Pan mit!“, frage ich ihn. „Das ist eine
gute Frage.“, sinniert Joseph. Das wäre
natürlich noch eine tolle Überraschung
gewesen und
hätte die lange Wartezeit auf Etana gewaltig verbessert. Beim
Reggae Jam ist er ja letztens viel zu kurz gekommen, da das Programm in
Verzug war. Das war sehr schade. „Ja da hast du recht, das
passiert mir immer wieder.“, und Joseph berichtet von
ähnlichen Situationen.
Bild 1 - 3: Joseph Blue Grant
Eine kleine Foto-Session mit Etana lassen wir uns natürlich
auch nicht entgehen, und ein paar Autogramme auf unseren letzten Fotos
zu ergattern, ist natürlich auch noch Pflicht. Vor lauter
Strahlen beim Ansehen der Bilder hätte Etana fast den Zweck
der Sache vergessen, wenn nicht Tammi ihr noch einmal den Stift vor das
Gesicht gehalten und an die Autogramme erinnert hätte. Dann
noch ein paar gut gelaunte Bilder von Etana, Ruel und Tammi, und wir
verabschieden uns.
Bild 4: Ruel, Etana und Tammi
Aber Etana ist noch nicht entlastet, ihr
nächster Programmpunkt des Abends ist ein
Interview mit
ReggaeInBerlin. Ruel begleitet uns wieder nach draußen,
um dort seine Unterhaltungen fortzusetzen. Manager Andre hatte ihn
extra wegen dem Gruppenbild hereingeholt.
Bild
1: Barmey
Millah und Ruel "Klyve" Moncrieffe
Zum Abschluss gibt es hier
noch ergänzend ein relativ aktuelles Interview mit Ruel
„Klyve“ Moncrieffe, welches einen guten Eindruck
von ihm vermittelt.
Video: Ruel
„Klyve“
Moncrieffe
Copyright:
Text und Fotos by Reggaestory
Mein besonderer Dank geht an das YAAM Team, das Management von Etana,
die Buxna Artist Agency (die mit den schnellsten Antworten auf meine
Anfragen glänzten – wie ich es noch bei niemand
Anderem erlebt habe) und natürlich ganz besonders an Etana,
Tammi und Ruel „Klyve“ Moncrieffe.