Wer ist eigentlich Professor, kommt mir in den
Sinn, als ich diese Scheibe sehe? Also erst einmal reinhören,
und ich bin überrascht. Hinter Professor verbirgt sich kein
Geringerer als Harrison Stafford, Lead Sänger und einer der
Gründer der kalifornischen Band Groundation. Aber es ist alles
anders. An Groundation erinnert nur noch die markante Stimme von
Harrison Stafford. Und das hat seinen Grund. Für die
musikalische Begleitung hat er einige Reggae Legenden
engagiert, sowie das Album im Kingstoner Harry J Studio
aufgenommen und geschnitten.
An den Drums Leroy
„Horsemouth“ Wallace, am Bass Errol
„Flabba“ Holt, Lloyd
„Obeah“ Denton (Israel Vibration, Horace Andy) am
Keyboard und Dalton
Brownie an der Gitarre. Darüber hinaus
unterstützen ihn beim Gesang alte Hasen wie Winston McAnuff,
U-Roy, Bernard Collins (The Abyssinians) und Ashanti Roy (The Congos).
Das Ergebnis ist ein klassisches Roots Reggae Album, mit 8
Stücken, ergänzt mit 8 Dubversionen von seinem
Jugendfreund Rob Cross.
Von links
nach rechts: Leroy "Horsemouth" Wallace, Errol "Flabba" Holt, Dalton
Brownie, Harrison
Stafford und Lloyd "Obeah" Denton.
Auf dem Album verarbeitet Harrison Stafford seine Eindrücke
und Gedanken von seiner Reise durch Israel und das Gebiet des
ehemaligen Palästina und Jordanien, aus dem Jahr 2010.
Gemeinsam mit Groundation war er schon die Jahre 2008 und 2009 dreimal in
Tel Aviv aufgetreten. Letztes Jahr besuchte er nun
verschiedene Orte der sogenannten „West Bank“
(Westjordanland), welches Israel nach dem Sechstagekrieg gegen
Jordanien, seit 1967 besetzt hält. Hebron, Ramallah, Jericho,
Nablus und Qalqiliya standen auf diesem 10-tägigen Reiseplan.
Nachts lief er dann allein durch die Straßen, verarbeitete
seine Eindrücke vom Tage und sang dazu passende Texte in sein
iPhone. Nach seiner Rückkehr von Israel ging er nach Jamaika,
wo er sich in den Bergen oberhalb von St. Ann´s Bay in seiner
Einzimmerwohnung einschloss und mit der Gitarre die Riddims zu seinen 8
Westbank Songs bastelte. Danach nahm er Kontakt zu seinen Freund
„Horsemouth“ auf und stellte seine Ideen vor.Ein
paar Wochen später, als die Songs den letzten Schliff bekommen
hatten, wurde auch noch „Flabba“ Holt hinzugezogen,
und das Projekt nahm seinen Lauf.
Das Album ist seit 06.05.2011 im Handel und über Soulbeats Records zu
beziehen bzw. hierzulande auch über Irie Records und andere lieferbar.
Rückseite
Albumcover "Madness"
Offizielles
Video:
Roller Coaster feat. Bernard Collins
Harrison Stafford oder nun auch „Professor“
genannt, war so freundlich in Ergänzung dieser
Albumvorstellung, noch ein kleines Interview zu geben.
Reggaestory.de:
Hallo Harrison, wie geht es dir? Wir haben uns ein paar Mal bei deinen
Auftritten mit Groundation gesehen. Nun habe ich kürzlich dein
Soloprojekt „Madness“ gehört.
Müssen wir um
Groundation fürchten? Harrison:
Nein da sollte keine Angst um Groundation wegen diesem Solo
Projekt sein. Ich hatte auch bisher niemals die Idee für ein
"side-project". Es waren meine Erlebnisse in der West Bank, die mich
veranlassten dies weiter zu geben und ein MUSS für die
Aufnahme dieses Neben-Albums ... das ist kein Groundation Album. Reggaestory.de:
Was ist der Grund für dieses Soloalbum
„Madness“ und warum hast du andere Musiker
genommen? Harrison:
Es war meine Reise in die Westbank, mit Orten wie Ramallah, Hebron,
Nablus und Qalqiliya, welche mich tief beeindruckten.
Während der ganzen Reise hatte ich meine musikalischen Ideen
schon mit meinem iPhone aufgenommen. Einfache Lieder, Melodien und
Texte, welche letztendlich zu den 8 Tracks des Albums verarbeitet
worden sind. Während ich in Ramallah war, besuchte ich einen
palästinensischen Dichter. Er sagte, er kenne Reggae aber er
mag diese Musik nicht, wegen seiner negativen und zionistischen
Botschaften. Das konnte ich nicht glauben, dass diese Musik
von der ich glaubte sie sei so positiv, so gesehen werden
könnte. Und nun war hier jemand, der auch die Musik und Bob
Marley kennt - und für diesen Mann war es negativ!? Ich
weiß, dass war nicht Bobs Absicht, nicht Bobs Botschaft, und
ich möchte dazu beitragen diesen Eindruck zu ändern.
Ich wollte ihm beweisen, dass Reggae und Rasta die Stimme aller Leute
ist, die für Gleichberechtigung kämpfen und
natürlich sind das auch alle alten jamaikanischen Rasta
Musiker, die in Kingston aufgenommen wurden. Ich
möchte dem palästinensischen Dichter die Aufnahme
zeigen und fragen ... "Wie ist es damit?" Reggaestory.de:
Im
Titelsong „Madness“ können wir U Roy
hören. Ist U
Roy dein Lieblings Reggae Artist, da du ihn für den Titelsong
ausgewählt hast? Harrison:
U Roy ist eine von vielen extrem begabten und originalen Stimmen von
Jamaika. Die Liste Jener, welche mich inspiriert und geholfen haben,
mein Leben zu gestalten, ist lang, und U Roy ist dabei - ganz sicher. Reggaestory.de:
U
Roy ist auch einer meiner Lieblingskünstler, aber der
schönste Song des Albums ist für mich „See
Them
Come“. Was glaubst du, wird bei den Fans am besten ankommen? Harrison:
Alle Titel bedeuten viel für mich, da gibt es kein
Lieblingsstück. Auch bei meiner Arbeit mit Groundation habe
ich keinen Lieblingssong. Sie kommen alle aus meinen tiefsten Inneren. Reggaestory.de:
Ist
dein Künstlername „Professor“ neu oder ist
das ein
alter Spitzname? Was ist der Grund für diesen Namen? Harrison:
Das ist ein alter Spitzname, den mir die älteren Rasta Musiker
gegeben haben. Es kommt von der Tatsache, dass ich die Geschichte des
Reggae auf der kalifornischen Universität studiert habe und
für viele Jamaikaner sehe ich auch so aus wie ein Professor. Reggaestory.de:
Kannst du mir noch dein Geburtsdatum verraten? Es ist schwer zu
schätzen für mich, und bisher konnte ich es noch
nirgendwo
lesen. Harrison:
Ich bin im Monat November geboren, am 26. Tag, im Jahre 1977. Reggaestory.de:
Letzte Frage. Möchtest du den Lesern dieses Interviews noch
etwas persönlich sagen? Hast du ein Statement? Harrison:
Behaltet euren Glauben, gute Dinge liegen in der Zukunft! Reggaestory.de:
Vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Ich
wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deiner Musik.
Copyright: Text by Reggaestory (teilweise frei nach Angaben von
Harrison Stafford)
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Soulbeats
Mein besonderer Dank geht an Sarah Mokni von Soulbeats Records und
Harrison
„Professor“ Stafford.