17. Jahre
Reggae Jam in
Bersenbrück und gleichzeitig Ganjamans 10-jähriges
Bühnenjubiläum als Moderator des Festivals, galt es
gebührend zu feiern. Bernd Lagemann, a.k.a. Sheriff und
Betreiber des Sounds „Sheriffs
Soundpatrol“, hat alles daran gesetzt, den guten
Ruf des Festivals weiter zu festigen. Die Leser der Riddim voteten das
Reggae Jam im letzten Leserpoll mit 36,5 % der Stimmen auf Platz 1 zum
"Besten Festival" 2010. Bereits in den Jahren 2005-2007 sicherte sich
das Festival Platz 2 und die Jahre 2008+2009 mit Abstand zu den anderen
Festivals Platz 1. Wir dürfen gespannt sein, ob das Reggae Jam
zum vierten Mal in Folge auf die Spitze des Treppchens kommt.
Das wie jedes Jahr, vielversprechende und mit viel Liebe zum Genre
aufgestellte Lineup sorgte schon im Vorfeld für Begeisterung.
Auch der vorab im Netz kursierende Reggae
Jam Artist Mix 2011, war schon eine lang anhaltende
Ohrenweide (1h + 36min) für sich und sorgte bezüglich
des nicht verratenen „Very Special Guest“
für jede Menge Spannung und Spekulationen. Ein paar Absagen im
Vorfeld von Everton Blender, Marcia Griffiths, Ken Boothe, Queen
Ifrica, Tony Rebel, Terror Fabulous und zuletzt noch Sanchez, konnten
dem Lineup nicht wirklich etwas anhaben. Es wurde immer angemessener
Ersatz gefunden. Keiner der Ausfälle war den
Festivalorganisatoren anzulasten. Während es bei Ken Boothe
und Marcia Griffith um nachvertragliche und zusätzliche
Gagenforderungen ging, wurde bei Everton Blender vom Management die
gesamte August-Tour gecanceled. Bei Terror Fabulous hat es an
gesundheitlichen Gründen gelegen. Queen Ifrica und Tony Rebel
hatten terminliche Probleme, und Sanchez durfte ganze einfach das Land
nicht verlassen. Aber all dies war schon vorher bekannt. Einziger
Wermutstropfen war die unverhoffte Absage von Ky-Mani Marley, der einen
Tag vor seinem Auftritt alle seine in Bersenbrück
vorbestellten Hotelzimmer wieder frei gab. Er hatte sich leider bei
einer Live-Show in Rimini am Knie verletzt und musste zur Behandlung
ins Krankenhaus.
Aber genug des Vorgeplänkels und auf zum Reggae Jam 2011.
Nachfolgend nun ein paar Festivalerinnerungen die ich textlich aber
etwas knapp halten werde, da der Einbau von detaillierten
Hintergrundinformationen zu jedem Artist ein endloses Projekt ergeben
würde. Bitte nutzt also zur Vertiefung die im Text angebotenen
Links.
Donnerstag
– 04.08.2011
Als wir am frühen Nachmittag in Bersenbrück
eintreffen, ist noch reichlich Platz auf dem Campinggelände.
Es befindet sich überwiegend zwischen dem Flüsschen
Hase und der Neuenkirchener Straße. Links und rechts des
Hastruper Weges stehen uns zwei Stoppelfelder als Baustelle zur
Auswahl. Das Südfeld war im letzten Jahr unsere Heimat, war
aber dieses Jahr mit Mais bepflanzt und scheint uns nicht so sehr
geeignet. Die markierten Fahrspuren sehen schon aus wie eine
Wüstenpiste, so locker ist der Untergrund. Wir schwimmen
regelrecht übers Gelände, überqueren den
Hastruper Weg in Richtung des anderen Stoppelfeldes, schneiden dabei
gleich einmal dem Sheriff die Vorfahrt, der es zum Glück gar
nicht so merkt, und suchen uns dort ein Plätzchen. Hier sieht
es etwas besser mit der Festigkeit aus. Auch unsere extralangen aus
Bewehrungsstahl gebogenen Heringe bewähren sich perfekt. Dem
Einsinken der Zeltstangen haben wir ebenfalls durch Last verteilende
Konservendosen abgeholfen. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben uns
zu dieser Ausrüstungsergänzung bewogen. Die im
Internet vorprognostizierten Regenschauer treten zum Glück
nicht ein. So können wir trockenen Hauptes unsere
Baumaßnahmen vollenden und dann entspannt vor dem Zelt
warten, bis unser Bier aufgetaut ist. Kann ganz schön lange
dauern wenn man Durst hat, und überall lauern aggressive
Wespen auf ihre Chance. Was ist mit denen dieses Jahr nur los?
Später geht es zu ersten Streifzügen übers
Gelände. Im Dancehallzelt soll es heute Abend schon richtig
zur Sache gehen. Vor der Opener-Party mit den Soca-Twins, soll es die
Uraufführung des Reggae Jam Films 2010 geben. Sein Titel
lautet „Backstage“. Zum Kauf kann er jedoch noch
nicht angeboten werden, da es vorher noch eine Fernsehdokumentation
geben wird, die erst abgewartet werden muss. An den
Verpflegungsständen auf dem Campinggelände kann man
sich heute bereits sättigen. Die ersten jamaikanischen Artists
sind auch schon im Gelände unterwegs. Prezident Brown ganz
„undercover“ mit dunkler Sonnenbrille, entgeht Dank
eines nebenstehenden und unverkennbaren Frankie Paul, nicht unserer
Identifizierung. Geht ja gut los! Darauf sind wir noch gar nicht
eingestellt und haben nicht einmal einen Stift oder ein Blatt Papier
dabei.
Mit dem Startschuss im Dancehallzelt wird es noch ein Weilchen dauern,
so ist noch ein wenig Zeit für eine ausgedehnte Schlemmerei.
Dann entspanntes Kino auf einer Großbildleinwand mit
„Backstage“. Die Besucher sitzen auf den
Bodenplanken und verfolgen den Film zum vorjährigen Festival,
der meines Erachtens noch besser gelungen ist, als der von 2009. Neben
vielen Konzertausschnitten, die gerne auch etwas länger
hätten sein können, kommen auch die vielen Helfer
hinter den Kulissen zu Wort. Noch vor Ende des Films wird leider die
Leinwand unter Beifall und Pfiffen beiseite geräumt, um das
musikalische Programm starten zu können. Beifall für
das gelungene Filmwerk und Pfiffe von denen, die gerne noch mehr
hätten sehen wollen.
Aber das musikalische Programm im
Dancehallzelt ist ja noch lang und die Stunden bis zum Morgengrauen
gezählt. Sheriff bedankt sich für den gemeinsamen
Filmgenuss und eröffnet die Party. Neben der Bühne
verfolgen Suga Roy, Super Beagle und einige andere Artists der
Folgetage das Programm. Als erster besonders auffallender Live-Act des
Abends präsentiert sich Teacha Dee,
der aus Jamaica kommt und sich
nicht ohne Grund „Teacha“ nennt.
Denn er ist nicht
nur Reggae-Sänger sondern auch tatsächlich Lehrer.
Seit 11 Jahren unterrichtet er in Montego Bay die Fächer
Physik, Chemie, Geologie, Mathe und Computer. Teacha Dee, der
bürgerlich Damian Darrel Warren heißt, wurde am
21.09.1980 in Westmoreland geboren. Musikalisch bekannt wurde er mit
seiner 2006-er Single „Smoke And Fly“ und dem
2007-er „Smuggling Weed“.
Inzwischen sind so viele Singles erschienen, dass es an der Zeit
für ein eigenes Album wäre. Seit Juni 2010 bekennt
sich Teacha Dee zu Rasta und lässt seine Dreads
sprießen, die ihm unter uns gesagt, auch besser stehen als
die vorherige Kurzhaarfrisur. Teacha Dee ist leider nur mit drei Songs
auf der Bühne, „Smoke & Fly“,
„Beat Babylon“ und dem Remix von
„Billionaire“ von Bruno Mars. Ehe ich mich versehe
und überhaupt richtig zum fotografieren komme, ist die Show
schon wieder vorüber.
Festivalvideo -
Teacha Dee
Teacha Dee
Booking: bookteachadee@gmail.com
Teacha Dee
und die Soca Twins
Suga Roy macht sich derweil
Gedanken darüber, ob dies die Bühne für
seinen Auftritt am Sonntag sei.
Er befürchtet tatsächlich, dass hier im Dancehallzelt
das Festival stattfindet. Aber ich kann ihn beruhigen und
erzähle ihm von den zwei Bühnen im Klosterpark.
„Welcher Tag ist eigentlich der beste und wichtigste vom
Festival?“, möchte er weiterhin wissen.
„Alle Tage sind super!“, kann man darauf nur
antworten. Mal abgesehen von der Länge des Programms, als nur
ein Kriterium, welches für Sonnabend sprechen würde,
kann ich keine Wertung abgeben. Suga Roy würde sich zwar
vermutlich mächtig freuen, wenn Sonntag der beste Tag
wäre, aber beim „Best Festival“ 2008-2010
sind solche Überlegungen wirklich nicht nötig.
Bild
1: Suga Roy
und Super Beagle
Bei den Soca
Twins kommt dann das
Zelt zum Kochen. Die beiden Berliner Franky Fire und Boone Chatta haben
den Soca im Blut wie kein anderes Soundsystem in hellhäutigen
Gefilden. Selbst in Trinidad & Tobago, der karibischen Heimat
des Soca, haben sie schon ihre internationale
Konkurrenzfähigkeit bewiesen und sich eine Spitzenposition
erarbeitet. Sie machen ihrem Ruf alle Ehre und treiben mit ihrer Show
die Stimmung auf die Spitze. Handtücher fliegen,
Tänzer und Tänzerinnen sind in Extase mit teils
filmreifen und wirklich sehenswerten Vorstellungen, und eine Luft steht
im Zelt wie zum Schneiden. Ein Stück T&T in BB.
Inzwischen ist ja eigentlich der Freitag schon weit vorangeschritten,
und meine Gedanken an das bevorstehende Abendprogramm rufen mich
zurück in Richtung Zelt und Luftmatratze. Ein paar Stunden
Schlaf sollte man schon noch versuchen, bevor die Sonne aufgeht. Die
Chancen stehen gut.
Auf dem Gelände ist es weitgehend ruhig und andauernder
Nieselregen sorgt für Ungemütlichkeit im Freien.
Freitag
– 05.08.2011
5:30 Uhr dann der Schock im Morgengrauen im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich stehe nahezu im Zelt. Total übersteuerter Lärm
bricht los, der nichts mehr mit Musik und schon gar nichts mit Reggae
oder Dancehall zu tun hat, und reißt mich aus dem Schlaf.
Keine 5 Zelte weiter haben welche die Autotüren aufgerissen
und setzen doch tatsächlich mit Techno Gedröns den
Acker unter Strom. Hinzu kommt noch, dass deren Party Pavillon
vielleicht 10 Meter weg von deren Auto steht. Also dreht man die Boxen
natürlich noch etwas weiter auf. Wissen die überhaupt
wo die sind? Warum nur haben wir immer wieder das Glück, genau
die Stelle mit den Chaoten zu treffen. Ansonsten ist es
nämlich im gesamten Gelände ruhig. An Schlaf ist
nicht mehr zu denken. Einziger Trost - Als die späten
Heimkehrer endlich müde geworden sind und ihren Lärm
abstellen, sind alle anderen wach und drehen jetzt ihren Sound auf. Das
Wetter hat sich wieder beruhigt und die aufgehende Sonne trocknet
schnell unser Zelt.
Die Anreise ist weiterhin im vollen Gange, und Platz auf dem Acker ist
immer noch genügend vorhanden. Da das Bühnenprogramm
erst am Abend beginnt, ist auch heute noch ausreichend Zeit
für die Anreise. Wir haben viel Zeit für ausgedehnte
Spaziergänge übers Campinggelände und eine
erste Inspektion des Festivalplatzes. Wie im letzten Jahr gibt es
wieder zwei Bühnen, die unmittelbar nebeneinander stehen. So
wird es zwischen den Auftritten wieder kaum eine Pause geben, und nur
so ist das gewaltige Lineup auch zu bewältigen. Wer keinen der
Artists verpassen möchte, kann das hier voll ausleben, da sich
keine der Bühnen dem Blickfeld entzieht, egal für
welchen Standort man sich entscheidet. Überall wird noch
fleißig an den Aufbauten und der Technik geschraubt. Mit
Ausnahme der Bühnenkonstruktion, ist wohl der Platz im
Klosterpark überwiegend erst ab Freitagmittag für die
weiteren Arbeiten freigegeben.
Während die Neuankömmlinge und Festivalorganisatoren
noch bei der Arbeit schwitzen, ist bei den früher Angekommenen
Entspannung auf dem Campinggelände und im Flüsschen
Hase angesagt.
Da wird getrommelt was das Zeug hält, ein Bierchen vor dem
Zelt gezischt, in der Hase gebadet, oder einfach nur in der Sonne
gelegen und das Treiben beobachtet. Beliebter Treffpunkt ist das Areal
rings um „Da
Sandwichmaker“. Hier bekommt man gute karibische
Küche, kann das jamaikanische Original „Red
Stripe“ ausprobieren, und die beste Musik am Platze
genießen. Jetzt ist auch die beste Gelegenheit hier das
Kochbuch „Moa Fire – Nahrung für die
Seele“ von Steffen Prase, a.k.a. „Da
Sandwichmaker“, zu erwerben.
Ich zitiere ganz einfach mal den Hans Söllner, der den
passenden Kommentar zu dem Buch hat: „Sollte der eine oder
andere von euch einmal nicht wissen, was es zum Mittag- oder Abendessen
geben soll, dann würde ich mich freuen, wenn ich ihm mit
diesem Kochbuch auf eine Idee bringen kann, schnell, einfach und
fleischlos etwas auf den Tisch zu stellen. Steffen Prase, ein guter
Freund von mir, der mich schon seit Jahren immer wieder mal auf meinen
Touren begleitet, um für mich zu kochen, hat ein Kochbuch
heraus gebracht, das ich euch wärmstens empfehlen kann.
Wunderschöne Fotos, gute Musik und gutes Essen. Für
den Rest müsst ihr selbst sorgen. Mit einem
Dankeschön an Steffen und all die Leute, die bei ihm
mitgemacht haben.“
Bild1 - 6: Da Sandwichmaker
Steffen, der natürlich als erster sein gelungenes Buch
signieren muss, folgt gleich Ephraim
Juda, der sich gerade auch hier aufhält.
„Ja, so hat man immer wieder neue Ziele, die es zu
verwirklichen gilt.“, meint Ephraim zu meiner Absicht, von
allen Beteiligten eine Signierung ins Buch zu bekommen.
Bild
1: Da
Sandwichmaker
Bild 2: Ephraim Juda mit "Moa
Fire"
Unweit davon befindet sich die Brücke über die Hase,
wo jede Menge Gasflaschen lagern und auf einer schwimmenden Insel
gerade die Technik für eine Feuershow installiert wird.
„Macht mal ein wenig Platz! Gleich wird es warm!“,
warnt einer der Installateure die Schaulustigen an der
Böschung und startet seinen „Soundcheck“.
Gewaltige Feuerstöße schießen nach allen
Seiten in die Luft, je nach dem in welche Richtung die Brenner
ausgerichtet sind. Ja es wird wirklich warm, sogar auf der
Brücke kann man es noch spüren.
Langsam rücken der Abend und die Eröffnung des
Festivalgeländes im Klostergarten heran.
Dieses Jahr ist LionTeeth die
erste Band auf der Bühne. Sie stammt aus Bersenbrück
und Umgebung und ist schon zum fünften Mal mit dabei. Mit Dub,
Reggae und Roots beschreiben sie ihre musikalischen Vorlieben. Von Jahr
zur Jahr wird diese Band immer besser, so der einmütige Tenor
von Moderation und Publikum.
Als Unterstützung ist Abdelali „Abdul“
Mourid an den Percussions dabei. Er hat schon bei vielen Artists
mitgewirkt und wird noch täglich bei der House of Riddim Band
zu sehen sein. Besonders stolz ist Abdul auf seine Mitwirkung in der
ersten nordafrikanischen Reggae-Band „African
Roots“ aus Marokko.
Bild
1 - 3: Lion
Teeth Bild
4: Abdelali
Mourid mit seiner Tochter
Nächster Act ist Bantaba,
eine Roots-Reggae Band aus Dortmund. Seit 13.08.2010 ist ihr Debutalbum
„From
The Ground Up“ auf dem Markt. Eine Scheibe
die durchgängig dem Roots-Reggae treu bleibt und lobenswerter
Weise keinerlei Experimente hören lässt. Im letzten
Riddim-Leser-Poll belegte die Band Platz 5 in der Rubrik
„Bester Nationaler Newcomer“.
Bild
1: Bantaba
Dann geht es weiter mit Hawkeye und
der House of
Riddim Band. Hawkeye heißt bürgerlich
Christopher Smith, wurde 1971 geboren und kommt aus Jamaica. 1988 nahm
er seinen ersten Song „Patois“ auf, aber sein
Debutalbum „Bubble & Wine“ kam erst am
10.08.2002 heraus. Obwohl Hawkeye als Vertreter des Dancehall gesehen
wird, kann man vom ihm auch viele andere Sachen hören, die
auch in Richtung Roots-Reggae gehen. So lässt er es sich auch
nicht nehmen, ein Mädel aus dem Publikum zu holen, um ihr auf
einer der Boxen im Fotograben ein Liebeslied zu singen. „Ist
sie nicht wunderschön!“, ruft Hawkeye und sie freut
sich. Gut ausgesucht hat er sie sich, denn sie passt perfekt zu seinem
eigenen rot-schwarzen Outfit. Zum Schluss gibt es noch eine liebevolle
Umarmung und alle jubeln.
Jetzt wieder etwas Werbung für „Moa Fire –
Nahrung für die Seele“, denn Sara Lugo, die
ebenfalls ein Rezept zum Buch beigesteuert hat, kommt mir gerade
entgegen. Die Gelegenheit für die nächste Widmung in
Steffens Kochbuch. Sara wird noch mehrfach auf dem Festival zu sehen
sein und gleich mit Protoje zusammen einen Kurzauftritt haben.
Sara Lugo
mit "Moa Fire"
Dann geht es auch gleich weiter mit dem Programmpunkt Protoje, Don Corleon und
Pressure.
Als Backing Band sehen wir die Dub Akom Band aus
Frankreich. Protoje, der bürgerlich Oje Ollivierre
heißt, benennt sein Geburtsjahr nur mit „in den
80-ern“, wünscht sich aber schon in den 60-ern
geboren zu sein. Sein aktuelles Album heißt „7
Years Itch“ und ist seit Januar 2011 als
MP3 Version zu haben. Produziert hat sein Cousin Donovan „Don
Corleon“ Bennett. Mit auf dem gut gelungenen Album vertreten
sind Ky-Mani Marley, Jah9 und Gentleman. Hier auf der Bühne
unterstützen ihn Sara Lugo und später Don Corleon.
Protoje und Don Corleon kommen beide aus Jamaica. Ihr musikalischer Weg
begann ebenfalls gemeinsam, als sie im Jahr 2000 den Sound
„Vendetta“ gründeten. Don Corleon ist
einer der wichtigsten Musikproduzenten von Jamaica, mit dem schon viele
der bekanntesten Artists zusammengearbeitet haben. Da er aber auch
schon für verschiedene Sounds Dubplates eingesungen hat, ist
er auch als Sänger heute hier zu erleben.
Dann kündigen Ganjaman und
sein Co-Moderator Vido
Jelashe, der etwas heiser und angeschlagen klingt, den
nächsten Artist an. Pressure,
der bürgerlich Delyno Brown heißt, wurde am
05.08.1981 auf den Virgin Islands geboren. Im Alter von 9 Jahren begann
er Trompete zu spielen und wurde bereits zwei Jahre später
Mitglied im „Rising Star Youth Orchestra“. Sein
Debutalbum „The Pressure Is On“ ist seit 2005 als
CD zu haben. Sein drittes Album „Coming
Back For You“, ist am 21. Dezember 2009 bei Rymshot
Productions erschienen. Reggae, Roots und Soul gibt er als
Musikrichtung auf seinem Myspace-Profil an. Produziert wird er
inzwischen ebenfalls von Don Corleon, der ihn ein ganzes Stück
in der Bekanntheitsskala nach oben gebracht hat. Wirklich
schöner melodischer Reggae, den die Dub Akom Band gemeinsam
mit Pressure hier der Massive bietet.
Manche Stimmlagen von Pressure erinnern mich auch ein wenig Jah Mason.
Bevor es zum Linksschwenk an die andere Bühne geht, gilt es
erst einmal ein paar Statements der eben gesehenen Artists
einzusammeln, so lange sie in erreichbarer Nähe sind.
Bild
1: Anthony
Red Rose Bild
2: Hawkeye Bild
3: Anthony
Red Rose und Don Corleon Bild
4: Suga Roy
& Conrad Crystal Bild
5: Don
Corleon Bild
6: Sara
Lugo und Protoje
Nächster Programmpunkt ist U Brown und
Prezident
Brown, mit der House of Riddim Band.
Huford Brown, a.k.a. U Brown, wurde am 08.06.1956 in Kingston, Jamaica
geboren. Als großen Lehrer und Einfluss auf seine
musikalische Laufbahn gibt er U Roy an, was man auch deutlich aus
seiner Musik heraushört. Bereits mit 12 Jahren bekam er die
Gelegenheit als DJ im Sound „Silver Bullet“
mitzuwirken. Er bekam dort viel Zuspruch und Lob für seine
Leistung, was ihm einen großen Schub und Zuversicht
für seine weitere Entwicklung gab.
Inzwischen hat es U Brown seit 1976 auf ungefähr 20 Alben und
Compilations gebracht.
Weiter geht es mit Prezident Brown, der eigentlich Fitzroy Albert
Cotterell heißt, am 25.07.1965 geboren wurde und ebenfalls
aus Jamaica kommt. Seine musikalische Laufbahn begann er mit 14 Jahren,
als DJ beim King Stereo Mix Sound. Als Professor Frisky, Junior Ranking
und Slim Brown wurde er ursprünglich bekannt. Den
größten Einfluss sieht Prezident Brown bei Jack
Ruby, bei dem er auch 1988 seine erste Single „Dancehall
Doctor“ aufnahm und auch den Beinamen Prezident bekam.
Seine Discography,
umfasst seit 1995 bis 2007 bereits 14 Alben. Sein bisher letztes Werk,
„Common Prosperity“, ist seit 17.10.2009
erhältlich und beim Label „Tomorrow's
Children“ erschienen. Es tut wirklich gut, wieder einmal ein
paar seiner Hits live zu erleben.
Bild
1 - 3:
Prezident Brown und House of Riddim
Ohne Pause geht es weiter mit Konshens,
der zur jüngeren Generation der jamaikanischen
Dancehall-Artists gehört. Garfield Delano Spence, alias
Konshens, wurde am 11.01.1985 im Up-Park Camp, St. Andrew, geboren.
Seinen ersten Hit landete er außerhalb Jamaicas, mit der
Single “Pon Di Corner”, in Japan. Hier noch
zusammen mit seinem Bruder Delus, unter dem Namen
„Sojah“. Mit „Sons Of Jah“
folgte ein Jahr später sein Debütalbum. Trotzdem ist
das Ganze nicht so richtig meine Richtung und Zeit für eine
Pause.
Inzwischen steht auch der Pressetermin für Prezident Brown und
U Brown fest, der mir wichtiger ist.
Zuvor sollte noch ein Termin mit Pressure sein, der sich aber nicht als
besonders zuverlässig erwies. Erst hat er den Termin zweimal
verschoben und ihn schließlich ganz platzen lassen. Erstmal
geht er zur Dubplate-Session und danach kommt er uns gelangweilt
entgegen, wechselt kurz ein paar Worte mit U Brown, schließt
sich uns aber nicht an. Der Presseraum ist auf der anderen Seite des
Festivalgeländes. Also hindurch durch das Gedränge
und nur niemand verlieren. Hier heißt es Aufpassen wie auf
dem orientalischen Basar, denn man hat sich schnell aus den Augen
verloren, wenn man abgelenkt wird. Aber Martina vom Orga-Team des
Reggae Jam, hat die Sache voll im Griff und führt die Leute
routiniert zum Ziel.
Bild
1 + 3:
Prezident Brown Bild
2 + 4: U
Brown
Wieder zurück im Backstage ruft auf einmal Super Beagle:
„Hallo, komm her und mach ein neues Bild. Denn heute ist ein
neuer Tag!“ Das hatte ich auch noch nicht, dass ein Artist
selber die Initiative ergreift. Vielleicht gibt es so jeden Tag ein
neues Super Beagle Bild. Sein Auftritt ist erst am Sonntag.
Bild
1 + 2:
Super Beagle
Bryan
Art haben wir derweil völlig verpasst.
Diesem Sänger, der wiederum aus Jamaica kommt, wird eine
Stimme wie die eines Beres Hammond nachgesagt. Erst im März
vorigen Jahres kam sein Debutalbum „20ten“ heraus.
Wir trösten uns damit, dass sein erster Auftritt in
Deutschland sicher nicht der letzte sein wird.
Weiter geht es mit Luciano und
Iriepathie.
Zu Luciano muss man sicher nichts mehr sagen, dies wäre
„Holz in den Wald getragen“. Nur verpassen darf man
ihn nicht als einen der unbestrittenen Höhepunkte des
Festivals. Der eine oder andere wird sich lediglich vielleicht wundern,
warum Luciano gemeinsam mit Iriepathie auftritt. Die Brüder
Syrix und Professa, die hinter Iriepathie stehen, haben
kürzlich ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert
und zählen in Österreich zu den bekanntesten Reggae
Acts. Nebenbei betreiben sie auch noch das Label „Irievibrations-Records“,
bei dem auch Lucianos 2011-er Album „RUB-A-DUB
MARKET“ erschienen ist. Und nun sind sie gemeinsam unterwegs
mit der „Rub-A-Dub Market Tour 2011“.
Bild
1 - 3:
Iriepathie und Irievibrations Band
Die österreichische Irievibrations Band liefert einen tollen
Sound ab, der perfekt Luciano auf den Leib geschneidert ist. Klingt
gravierend besser als bei Iriepathies eigene Nummern. Dann etwas
Aufregung im Fotograben. Ein weiblicher Fan hat sich dort offenbar
unbemerkt eingeschlichen und versucht die Bühne zu entern.
Julian versucht sie noch aufzuhalten, aber es ist zu spät.
Schon tänzelt sie um Luciano herum und fotografiert sich
dabei. Luciano lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, und
wechselt nach einer Weile einfach die Bühnenseite. Der
„Special Guest“ wird inzwischen sanft von der
Bühnencrew auf den rechten Weg zurückgebracht. Mit
„Stay Away“ auf Seeed´s Waterpumpee
Riddim, setzt Luciano den Höhepunkt seiner Show, springt in
den Fotograben, überklettert die Sicherheitsabsperrung und
stürmt in die jubelnde Menge. Es folgt eine kurze Pause mit
Ganjaman: „Wollt ihr noch mehr Luciano!?“ Was
für eine Frage! Dann geht es sofort weiter unter Anderem mit
„Legalize It“ auf den Spuren von Peter Tosh und mit
„Dreadlocks can't live in a tenement yard“
(Tenement Yard) zu Jacob Miller. Leider wird das Letztere nur noch
angespielt. Luciano wie immer große Klasse und
großes Lob für die Backing Band.
Vido kann seine Co-Moderator Funktion kaum noch ausüben. Er
krächzt sichtbar gequält ins Mikro. Seine Stimme ist
inzwischen so gut wie hinüber. Er sollte sich dringend
schonen. Sehr schade zwar, aber was will man machen.
Bild
1 - 8:
Luciano
Nun wieder Linksschwenk zur Nachbarbühne. Chezidek ist
der nächste Star des Abends. Desbert Johnson, alias Chezidek,
wurde am 20.06.1973 in St. Ann´s Bay, Jamaica geboren. Sein
Debutalbum „Harvest Time“ wurde am 16.07.2002 bei
VP Records veröffentlicht. Bisher hat Chezidek 9 Alben
herausgebracht und mit „Judgement Time“ seit
21.04.2010 sein bisher letztes Werk am Start. Begleitet wird Chezidek
heute von der Dub Akom Band, die wohl dieses Jahr als zweite Hausband
des Festivals fungiert. Etwas Entlastung tut der House of Riddim Band
sicher auch gut. Chezidek heute mit offenen Haaren, dunkler
Sonnenbrille und Schal, überzeugt die Massive völlig.
Sein erster Number One Hit „Leave The Trees“ darf
dabei natürlich nicht fehlen. „Inna Di
Road“, „Bun Di Ganja“ und viele andere
Songs sorgen für Begeisterung. Bei „Call Pon
Dem“ gibt es sogar völlig ungewohnte energische und
kräftige Stimmeinlagen von ihm zu hören.
Bild
1 - 4:
Chezidek
Dann zum letzten Rechtsschwenk des Tages. Der bis kurz vorher noch
geheim gehaltene „Special Guest“, wird den ersten
Festivaltag ausklingen lassen. Zwar wurde er hier schon im Laufe des
Tages verraten und der Überraschungseffekt somit etwas
abgeschwächt, aber eine kleine Sensation bleibt es trotzdem.
Viel wurde im Vorfeld des Festivals darüber diskutiert und das
Für und Wider abgewogen.
Da wurden die Tourpläne sämtlicher Artists gefilzt,
der Reggae Jam Artist Mix 2011 akribisch und mehrfach
durchgehört, Wünsche befürwortet oder
niedergemacht, aber sämtliche nebulösen
Umschreibungen der Show die zu erwarten sei, zielten
tatsächlich in Richtung Dancehall und Ele. Einige hatten da
schon im Vorfeld die richtige Vermutung. Schon erstaunlich wie man
einen derartigen Auftritt fast bis zum Beginn geheim halten kann. Elephant
Man tritt mit Soundsystem auf, welches auf einem
höher gestellten Tisch positioniert ist. Eine Reihe
Wasserflaschen die darauf angetreten sind, lassen nichts Gutes ahnen.
Elephant Man mit gewohnt bunter Haarpracht, tritt nahezu komplett im
gelben Outfit auf. Selbst Armbanduhr und Turnschuhe haben die passende
Farbe. Seine kurze Hose, oder das was davon noch übrig ist,
wird eingeklemmt von einem überhängenden Bauch und
dem Hochpunkt seines Hinterteiles. Die Hosenbeine sind auf der
Innenseite aufgeschlitzt bis in den Schritt, was aus der Hose schon
eher einen Rock macht. Erstaunlich wie das Teil überhaupt noch
die Show des „Energy God“ überlebt. Ele
rast von einer Seite der Bühne zur anderen oder springt in den
Fotograben und peitscht die Massen mit seinem kreisenden Handtuch auf.
Dazwischen wird immer wieder eine Wasserflasche leer geschleudert, zum
Leidwesen der Fotografen, die immer weniger werden, um ihre Technik
nicht zu gefährden. Obwohl sich die Massive in bester Stimmung
präsentiert, ist es leider nicht so warm, dass man das Wasser
wirklich zur Abkühlung brauchen könnte. Die
angenässten Sachen kühlen noch mehr, wie es der
kühle Morgen sowieso schon tut. Als die letzte Flasche
verschüttet ist, wird leider schon wieder eine neue Batterie
auf dem Soundsystem Tisch aufgestellt. Also bleiben wir lieber am Rande
und genießen die Show aus der Ferne.
Elephant Man
Etwas schade an der
Sache ist, dass Ele viele seiner Hits wie „Gully
Creepa“, „Nuh Linga“, „Nuh Lef
Dem Gone“ (Vipe Out Riddim) und Andere oft nur an- und nicht
ausspielt. Der Show tut es zwar keinen Abbruch, aber die besten Sachen
sollte man schon etwas länger präsentieren. Ele
entdeckt die Fans im Baum und brüllt: „People in the
tree – shake the tree!“ Und sie schütteln
was das Zeug hält. Laser durchdringen ab und zu die Finsternis
und geben der Show noch Einen drauf. Zwei Jungs werden zum Mitmachen
auf die Bühne geholt, können Ele aber nicht das
Wasser reichen. Wer von uns könnte das schon? Fazit zum Ende:
Nicht unbedingt durchweg meine Musikrichtung, aber Show und Stimmung
waren kaum zu toppen. Da kommt man auch als Rootser nicht vorbei.
Inzwischen ist es ein ganzes Stück nach 3:00 Uhr geworden, als
wir uns auf den Heimweg machen.
Ele, der sich wohl unabsichtlich im Backstage verlaufen hat und
versucht in einen Container zu kommen, wird natürlich sofort
von den Anwesenden in eine Foto-Session verwickelt. Ele macht zwar
bereitwillig mit, aber ihm so weit auf die Pelle zu rücken,
dass die Linse schon Körperkontakt bekommt, wie es einer der
Fotografen eines namhaften Magazins praktiziert, geht dann doch ein
Stück zu weit. Aber Ele zuckt nicht einmal und macht sich
nichts daraus.
Kurz danach verschwindet er wieder im Backstage.
Elephant Man
Morgen bzw. heute erwartet uns ein 14-stündiges
Bühnenprogramm. Es ist Zeit zu gehen.
Hoffentlich können wir etwas schlafen. Bisher ist alles ruhig
auf dem Zeltplatz.
Sonnabend
– 06.08.2011
Die wenigen Stunden bis zum Morgen sind doch tatsächlich ruhig
geblieben. Selbst im Techno Lager ist alles still. So können
wir uns einiger maßen ausgeruht auf einen langen Tag und eine
lange Nacht vorbereiten. Das Wetter sieht heute nicht so toll wie
gestern aus. Alles ist grau, aber die Stimmung auf dem Platze schon
wieder bestens.
Heute geht es schon gegen 13:00 Uhr zum Festivalgelände.
Für diese Zeit ist Ganjaman
& Friends angekündigt. Mit dabei werden Cornadoor,
Benji,
Goldi,
Uwe
Banton und Jennifer
Washington sein. Ganjaman hatte schon im vorigen
Jahr mit seiner Frühstücksshow bewiesen, dass man
auch am zweiten Festivaltag schon um 13:00 Uhr den Platz voll bekommt.
Bild
2: Ganjaman
Bild
3:
Roughhouse
Auch dieses Mal ist es so. Der Platz vor den Bühnen ist voll
besetzt, als würde gleich der Headliner des Tages auftreten.
Heute heißt es zwar nicht Frühstücksshow,
aber ein Frühstück gibt es trotzdem wieder.
Während Ganjaman die Show eröffnet und die
„Feueralarm Band … oder was auch immer“
begrüßt. Werden auf der Nachbarbühne schon
kräftig die Brote geschmiert und im Anschluss mit Tabletts
über den Platz gereicht. Ganjamans Bemerkung zur Feueralarm
Band „… oder was auch immer“, ist nicht
unbegründet. Schon seit einiger Zeit sind die Mitglieder der Feueralarm Band verstreut
bei der Far East Band, The Evolution und sich selbst zu sehen.
Neuerdings hat sich jetzt auch noch Roughhouse als
Bassist in die Feueralarm Band eingereiht.
Ganjaman bekommt zu seinem
10-jährigen Bühnenjubiläum beim Reggae Jam
als Moderator, ein bunt beschriftetes weißes Tuch auf die
Bühne gereicht. Die nachfolgende Show könnte nicht
abwechslungsreicher sein. Ganjamans Freunde geben sich
sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Hier natürlich
das Mikro, und das öfter als angekündigt. Neben den
angekündigten Artists stehen noch weitere im Programm wie
Junior Banton, Ephraim Juda und Andere. Zwischendurch bekommt auch
Birte Timm von „Help
Jamaica e.V.“ die Gelegenheit auf das
Projekt des Vereins aufmerksam zu machen. Durch das Reggae Jam wird der
Verein unterstützt und eine Sammelaktion
durchgeführt.
Ganjaman und
Uwe Banton
Ganjaman richtet während seiner Show
einige einleuchtende Appelle an das Publikum, die ihm das mit viel
Beifall danken. Selbst unsere Ordnungshüter bleiben nicht
unerwähnt. „Seid nett zur Polizei, denn sie tun nur
ihren Job!“, mahnt er an. Es würde den Rahmen
sprengen, um hier alles wieder zu geben, aber dieser eine Punkt
könnte wirklich sehr den Reggae-Fans dienen, wenn sich alle
daran halten. Ganjamans musikalische Präsentation seiner
Freunde hätte noch einige Reserven, aber vom
Bühnenmanagement kommt schon das unmissverständliche
Zeichen mit dem Schnitt am Hals. Was die noch nicht wissen ist, dass
Ganjaman die Order vom Sheriff hat, ein wenig zu überziehen,
da inzwischen die Nachricht von Ky-Mani Marleys Unfall hereingekommen
ist. Das arme, nichtsahnende Bühnenmanagement kommt ins
Schwitzen, da sich Ganjaman nicht so schnell von der Bühne
ordern lässt. Letztlich gibt er aber doch nach, um deren
Nerven zu schonen.
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1: Ganjaman Bild
2: Benji Bild
3:
Ganjaman, Cornadoor, Jennifer Washington Bild
4: Ganjaman
und Ephraim Juda
Dann der erste Bühnenschwenk des Tages. Skarra Mucci als
Soundsystem-Show steht auf dem Programm. Skarra Mucci, auch
früher bekannt als „Lyric Millionaire“,
ist in Jamaica geboren und in Europa als Dancehall-Artist bekannt. Er
ist einer der vielseitigsten Sänger, der zwischen den
verschiedensten Musikrichtungen wie Soul, Gospel, Reggae, Dancehall,
Rap und R&B wechseln kann. Hunderte Singles hat Skarra Mucci
bereits veröffentlicht, aber erst 2007 kam sein Debutalbum
„Rise & Shine“ heraus. Sein bisher
aktuellstes Album „912“ ist am 01.03.2010 auf den
Mark gekommen. Beste Single ist aber für meinen Geschmack nach
wie vor das rootsige „Bonx It Pon Me“ vom
01.08.2003, zusammen mit den Ganglords aus
der Schweiz. Der heute auf der Bühne mitsingende Sound-Boy,
wie heißt er doch gleich, passt in seiner legeren
Anzugsordnung nicht so recht zu Skarra Muccis edlen Outfit.
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1 - 5:
Skarra Mucci
Dann verbleiben wir ohne Rechtsschwenk vor derselben Bühne. Ray Darwin und
die House of Riddim Band stehen als nächstes auf dem Programm.
Ray Darwin wurde ziemlich spät dem Lineup hinzugefügt
und sein Auftritt wurde erst ein paar Tage vorher bekannt als die
Running-Order veröffentlicht worden ist. Seit Jahren verfolgt
mich schon sein erster großer Hit
„People´s Choice“ aus dem Jahr 2006, der
mein erster Profilsong bei Myspace war und nach wie vor an erster
Stelle dort eingebrannt ist. Ray Darwin ist in Buff Bay, Jamaica,
geboren, lebte schon einmal 25 Jahre in New York und seit 2002 auch in
Deutschland. Zu seinem Geburtsjahr möchte er sich nicht
äußern. Er selbst begründet das so:
„My birth date is may 23rd 19…. I am not a number,
and i intensionally go against being summed up by a number ... or
associated to an age group … sorry ..!“ Ja kein
Problem, also sagen wir einmal Ray Darwin ist heute 36+x Jahre alt.
Seit 01.01.2011 gibt es nun endlich Ray Darwins Debutalbum
„People´s Choice“, erschienen bei Joe
Fraser Records. Leider ist die Freude über seinen Auftritt, an
dem auch Sara Lugo mit teilnimmt, viel zu kurz.
Der Titel „Good For You“ mit Sara Lugo, ist auch
Bestandteil seines Albums. Ray Darwin muss zeitig die Bühne
verlassen, obwohl sein größter Hit
„People´s Choice“, der ihn erst richtig
bekannt gemacht hat, noch gar nicht an der Reihe war.
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1, 3 + 5:
Ray Darwin Bild
3 + 5: Sara
Lugo Bild
4: Abdelali
Mourid
„Was war los? Warum hast du nicht
„People´s Choice“ gebracht. Das ist doch
das beste Stück?“, will ich von ihm nach der Show
wissen. Ray freut sich über die Anerkennung. „Ja
schade, aber die Zeit war zu knapp. Ich bekam auf einmal das Zeichen,
dass ich aufhören soll.“ Wirklich schade. Ist denn
schon wieder Verzug im Programm, obwohl Ky-Mani ausfällt und
Ganjaman sogar erst überziehen sollte?
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1 + 2: Ray
Darwin
Immer noch auf derselben Bühne geht es gleich mit D-Flame weiter.
Als Backing Band wiederum House of Riddim. Mit D-Flame ist wieder
einmal ein deutscher Künstler am Start. Seine Mischung aus
Rap, HipHop, Soul, R&B und Reggae passt aber nicht zu meiner
Interessenlage. So wird mein Bühnenaufenthalt nur kurz und die
erste Verschnaufpause ist angesagt.
D-Flame
Die nutzen wir gleich als weitere Werbepause für
„Moa Fire – Nahrung für die
Seele“, denn nun hat Ganjaman endlich etwas Zeit, seinen
Beitrag im Kochbuch mit einer Widmung zu ergänzen.
Viele wünschen sich bereits einen zweiten Teil zu dieser
Ausgabe. Auch Ganjaman erzählt uns, wie er versucht hat,
Steffen dafür zu begeistern. (Kurze Zeit nach dem Festival
erfahre ich von Steffen, dass die erste Auflage des Buches erfolgreich
vergriffen ist. Die zweite Auflage wird es aber schon im Oktober dieses
Jahres geben. Und das Beste: „Über einen zweiten
Teil denke ich gerade nach. Ist aber noch nicht spruchreif!“,
sagt Steffen. Hoffen wir, dass seine Überlegungen mit
grünem Licht für Teil 2 enden.)
Ganjaman mit
"Moa Fire"
Backstage dann Foto-Session mit Super Beagle Teil 3. Morgen folgt ganz
sicher auch noch Teil 4. Immerhin ist er dann auf der Bühne
mit seiner Show an der Reihe.
Auf „Moa Fire – Nahrung für die
Seele“, müssen wir auch schon wieder
zurückkommen. Gerade hat Uwe Banton etwas Zeit, der ebenfalls
einen Beitrag für das Buch geliefert hat, sich darin zu
verewigen.
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1 + 2:
Super Beagle Bild
3 + 4: Uwe
Banton und "Moa Fire"
Dann wird es aber Zeit zur nächsten Überraschung in
Richtung Bühne zu gehen. No-Maddz feat.
Joseph
„Blue“ Grant stehen auf dem
Programm, die wie Ray Darwin erst ein paar Tage vor dem Festival
angekündigt worden sind. Mit Joseph „Blue“
Grant a.k.a „Still Cool“, steht der
nächste Jamaicaner auf der Bühne. Joseph Valentine
Grant, wie er bürgerlich heißt, wurde am 07. Oktober
1954 geboren. Der Beginn seiner musikalischen Laufbahn liegt schon
über 40 Jahre zurück, als er unter dem Namen
„Youth Mojo“, als Toaster für Leonard Chin
bekannt wurde. Seit 1974 spielte er dann Steel Pan bei diversen Bands.
Mit seiner 1977 gegründeten Band „Still
Cool“, hatte er seinen ersten No.1-Hit „To Be Poor
Is A Crime Still Cool“. 1989 startete er seine Solokarriere
als Joseph „Blue“ Grant und arbeitete an der Seite
von britischen Künstlern und Musikern. Seine erste
Promotion-Tour in Deutschland war gemeinsam mit Jamaica Papa Curvin,
auf dessen „X-mas Reggae Tour 1992“. Zwei Jahre
danach begann er von Deutschland aus zu arbeiten und gründete
die Firma „Music
& Culture“, um mit ihr den originalen
Reggae in Deutschland und Europa zu fördern und zu verbreiten.
Seit 02.05.2009 hat er mit „Can´t Stop This
Music“ sein aktuellstes Album auf dem Markt. Während
Joseph Blue Grant mit eingängigem Roots Reggae unter
Einbindung einer Steel Pan überzeugt, wird es mit den dann
auftretenden No-Maddz etwas unklar oder schwer definierbar.
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1 + 2:
Joseph "Blue" Grant
Sheldon Shepherd, Everaldo "Evie" Creary, Chris "Birdie" Gordon und
O'neil Peart gründeten sich im Jahr 2000 als Dub Poetry Gruppe
und haben bis heute schon einige Auszeichnungen auf ihrem Konto.
Am 27.03.2010 brachten sie ihr Debutalbum „The
Trod“ heraus. Im Dezember 2010 wurden No-Maddz in Jamaica als
die „Most Entertaining Performer of the Year“
ausgezeichnet. Ja und das sind sie wirklich, aber mehr in Richtung
Theater und Bühnendarstellung. Selbst beim Eintritt auf ihre
offizielle Website ist das „Titelbild“ nicht
wirklich ein Bild, auch keine Montage, sondern wirklich ein Film,
dessen Darstellung für den Stil der Band spricht –
Theaterinszenierung eben. Ihre Werbefilme für Puma kann man
sich auch immer wieder reinziehen. Echt witzig. Leider verschwindet das
Teil immer wieder auf YouTube, was es fast sinnlos macht, es an dieser
Stelle enzubinden.
Am besten ist es auf dem „YouTube-Channel“ der Band nachzusehen.
Musikalisch kann man sie wohl nur schwer in irgendeine Schublade
stecken. Nicht umsonst haben sie unter „Genre“ auf
ihrem Facebook-Profil auch „NoMaddz Music“ stehen.
Genauso könnte dort „PoO PuKu PoO“ stehen.
Momentan dreht sich wohl sowieso alles nur um diese in 2011 erschienene
Single „Rize Above Profanity“ („PoO PuKu
PoO“). Auch heute gibt´s „PoO PuKu
PoO“ als alles vereinnahmende Textzeile, nahezu ohne Luft zu
holen.
Die Show der schlanken Jungs, die aussehen, als kämen sie aus
vergangenen Zeiten, kommt aber auf alle Fälle gut an. Auch
wenn es kein Reggae sondern „NoMaddz Music“ ist.
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1 - 10:
No-Maddz
Dann wieder Linksschwenk zur Nachbarbühne. Mit Ophlin
Russell-Myers alias Sister
Nancy, die am 02.01.1962 in Kingston, Jamaica geboren wurde,
steht etwas Dancehall auf dem Programm. Mit am Start ist wieder die
House of Riddim Band. Sister Nancy ist als erster weiblicher Dancehall
DJ bekannt geworden und hat sich mit Hits wie „One
Two“, „Money Can´t Buy Me Love“
oder „Bam Bam“ einen Namen gemacht. 1982 brachte
sie ihr Debutalbum „One Two“ heraus. Ihr zweites
und bisher letztes Album „Sister Nancy Meets
Fireproof“ von 2007, liegt leider schon ein paar Jahre
zurück.
Sister Nancy in ihrem blauen Kleid, mit großen gelben Blumen,
bringt allerhand Gewicht auf die Bühne, und dies nicht nur
musikalisch. Beim anschließenden Fototermin muss ich mich
schon ein wenig in den Vordergrund begeben, damit ich nicht ganz so
mickrig gegenüber Sister Nancy auf dem Bild daherkomme.
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1 - 7:
Sister Nancy
Kurz danach geht es weiter mit Jahcoustix und
der Yard
Vibes Crew. Der Münchener Dominik Haas, wie
Jahcoustix bürgerlich heißt, ist einer der besten
einheimischen Roots Reggae Vertreter. Seit 03.09.2010 ist sein neues
Album „Crossroads“ erhältlich. Nach seinem
Debutalbum „Souljahstix“ aus dem Jahr 2003, ist
somit das fünfte Album dieses charismatischen Sängers
erschienen. Jahcoustix enttäuscht seine Fans nicht und muss
sich nicht groß anstrengen, die Bersenbrücker
Massive auf seine Seite zu ziehen. Es gibt Roots Reggae vom Feinsten
und die Yard Vibes Crew liefert den perfekten Sound dazu ab.
„Das ist Musik! Eigentlich brauche ich heute nichts
mehr!“, sagt einer der Fotografen zum Ende der Show
begeistert zu mir.
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1 - 4:
Jahcoustix
Leider treffen wir Jahcoustix später nicht noch einmal und
müssen unsere nächste Werbeansage für
„Moa Fire – Nahrung für die
Seele“, auf ein anderes Mal vertagen. Denn auch Jahcoustix
ist in dem Buch mit Bildern, Text und Musik vertreten.
Ja und was ist eigentlich mit Anthony Red Rose?
Dessen Bühnenshow haben wir glatt völlig vergessen
oder verpasst. Waren wir denn vorhin so lange bei Sister Nancy?
Der nächste Linksschwenk bringt uns zu Gappy Ranks.
Jacob Lee Williams ist der Sohn eines jamaikanischen Vaters und einer
Mutter aus der Dominikanischen Republik. Geboren und aufgewachsen ist
er in Harlesden, im Nordwesten von London. Harlesden ist für
seine lebhafte karibische Kultur bekannt und wird ganz inoffiziell
„Reggae-Hauptstadt von London“ genannt. Gappy Ranks
hat sich R&B, Rap und Reggae auf die Fahne geschrieben, ist
aber überwiegend als Dancehall Musiker bekannt. Seine
aktuellen Alben sind „Put The Stereo On“ vom
24.08.2010 und „Thanks And Praise“ vom Juni dieses
Jahres. Wobei das Erstere sein Debutalbum ist.
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1 - 4:
Gappy Ranks
Hier beim Reggae Jam brilliert er aber auch mit klassischem Roots
Reggae. Besonders eindrucksvoll ist „Heaven In Your
Eyes“, seine Version von Bob Marleys „Soul
Rebel“. Weiterhin echt super sind Tunes wie
„Longtime“ und „I Was There“.
Gappy Ranks setzt sich für die Hilfe der Opfer des Erdbebens
und des Tsunamis vom 11.03.2011 in Japan ein. Mit seinem Hit
„I Was There“ verarbeitet er seine Erlebnisse von
der Katastrophe dort. Nur zwei Stunden vor dem Beginn dieser
Tragödie kam Gappy Ranks in Japan an und wollte eine Tour mit
6 Konzerten durchführen. Fast die gesamte Tour fiel
buchstäblich ins Wasser oder lag in Trümmern, was
aber auf Grund der Ereignisse das geringste Problem war.
„Helft den Leuten in Japan!!“, so immer wieder
seine Aufforderung an die Fans.
Offizielles
Video:
„I Was There“
Nach Gappy Ranks geht es sofort mit Romain Virgo weiter.
Bühne und Backing Band bleiben uns erhalten. Mit Romain
Virgo ist der nächste Jamaicaner am Start.
Bereits als 17-jähriger gewann er im Jahr 2007 den Digicel
Rising Stars Talentwettbewerb, das karibische Pendant zu
„Deutschland sucht den Superstar“. Mit seinem Hit
„Can´t Sleep“ hat er die Charts
gestürmt und sich international bekannt gemacht. Aber auch mit
Stücken wie „Who Feels It Knows It“ (feat.
Etana), „Love Doctor“ oder „Dark Skin
Girl“ kann er sich sehen und hören lassen.
„Can´t Sleep“ wird ganz sicher keine
Eintagsfliege bleiben. Sein Debutalbum „Romain
Virgo“ kam am 04.06.2010 heraus.
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1 - 7:
Romain Virgo
Nach Romain Virgo geht es zurück zur rechten Bühne.
Die neue „Feueralarm Zusammenstellung“
präsentiert dort Assassin.
Mit dem Jamaikaner Assassin a.k.a Agent Sasco, ist wieder ein reiner
Dancehall-Deejay der neuen Zeit am Start, der sich auch HipHop und Rap
auf die Fahne geschrieben hat. Alles überhaupt nicht mein
Ding. Da kann mich auch die heutige Show nicht eines Besseren belehren.
Also wieder einmal etwas Zeit für eine kurze Verschnaufpause.
Das Wetter ist auch nicht mehr so toll und es wird feucht von oben.
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1 + 2:
Assassin
Inzwischen machen wir wieder einmal eine Werbepause für
„Moa Fire – Nahrung für die
Seele“. Mono & Nikitaman zeichnen ihren Buchbeitrag
ab. Auch wenn sie nur selten meinen musikalischen Nerv treffen,
müssen sie natürlich ebenfalls mit ran. Es gibt noch
viel zu tun. Die Liste der Artists im Kochbuch ist lang. Mal sehen,
wann ich mein Ziel erreicht habe.
Mono
& Nikitaman mit "Moa Fire"
Dann wird es aber Zeit, sich wieder vor die Bühne zu begeben. Ranking Joe,
der von der House of Riddim Band begleitet wird, ist einer der
absoluten Höhepunkte des Abends. Ranking Joe wurde am
01.07.1959 in Kingston, Jamaica, geboren und heißt
bürgerlich Joseph Jackson. Seit Mitte der 70-er Jahre begann
seine musikalische Laufbahn, bei der er stark von U-Roy inspiriert
worden ist. Sein erster Künstlername war Little Joe. Als er
dann später sogar mit U-Roy zusammen ein eigenes Soundsystem
gründete, nannte er sich Ranking Joe. Inzwischen gehen
über 15 Alben auf sein Konto und aus dem
„Little“ Joe ist ein „Big“
Ranking Joe geworden. Eine echte Legende mit grandioser Stimme.
Besonders kennzeichnend sind seine genialen Dub-Kreationen. Seine
letzten beiden Alben sind „World In Trouble“ (2005)
und „World In Dub“ (2006).
Ranking Joe
Es ist nahezu
unglaublich was Ranking Joe mit seiner Stimme anstellt. Da rollt das
„R“ endlos zwischen den Worten und immer wieder
lautstarke Fülllaute wie „bow“,
„au“, „jeeeh“ und andere, keine
Ahnung wie ich das richtig schreiben soll, aber wer ihn schon einmal
gehört hat weiß was ich meine. „And now
Dubplate-Style, …,Rub-A-Dub-Style …,
Ska.“, Ranking Joe sagt immer zwischendurch die Richtung an.
Von mir aus könnte das stundenlang so weiter gehen, aber die
Wolken mögen bitte aufhören zu tröpfeln.
Immer wieder gibt es leichten Regen zwischendurch.
Offizielles
Video:
„I Love Jah“
Jetzt wieder alles zur rechten Bühne und weiter geht es mit Richie
Spice, mit der Nässe von oben leider auch.
Richell Bonner alias Richie Spice, wurde am 08.09.1971 in Kingston,
Jamaica, geboren. Sein Debut-Album „Living Ain´t
Easy“ wurde 1999 veröffentlicht und kam im Jahr 2000
noch einmal unter dem Namen „Universal“, unter
Beifügung von 4 weiteren Tracks auf den Markt. Seit dem hat
sich die Liste seiner Hits mächtig entwickelt. Mit dem Album
„Book Of Job“ hat er seit März dieses
Jahres das 6. Album veröffentlicht, wenn man
veränderte Neuauflagen und Compilations
vernachlässigt.
Richie Spice tritt mit eigener Band auf und hat noch zwei
Tänzerinnen. Der zurückhaltende Richie Spice, der oft
geradezu bewegungs- und emotionslos sein Programm abspult, kommt mir
heute geradezu aufgeweckt vor. Ein Hit nach dem anderen,
natürlich inklusive „Di Plane Land“, sorgt
für ausgelassene Feierstimmung beim Publikum. Mittendrin wird
bengalisches Feuer abgefackelt, auf den Schultern oder unter riesigen
Schirmen im Regen getanzt. Richie Spice lacht und ist ebenfalls
sichtlich zufrieden mit seinem Auftritt.
Richie Spice
Und weiter geht es nebenan mit Frankie
Paul und der House of Riddim Band. Paul Blake alias
Frankie Paul, kam am 19.10.1965 in Kingsten, Jamaica, blind zur Welt.
Bereits mit 3 Jahren begann er zu singen, und im Alter von 8 Jahren
konnte glücklicher Weise ein Teil seines Augenlichts wieder
hergestellt werden. 1976 traf Frankie Paul an der Schule mit Stevie
Wonder zusammen, was er als einen der größten
Momente in seinem Leben ansieht. 1980 konnte Frankie Paul seine ersten
Studioaufnahmen realisieren. Mit „Pass The
Tu-Sheng-Peng“, gelang ihm 1984 der Durchbruch in Jamaica.
Inzwischen hat Frankie Paul zirka 50 Alben auf den Markt gebracht.
Bild
1 - 3:
Frankie Paul
Als nächstes versuchen wir, erst einmal Richie Spice einen
Besuch abzustatten. Es scheint schwierig zu werden, da wohl der
geplante Pressetermin schon vorüber ist und nicht ganz im
Sinne von Richie Spice oder dessen Managerin gelaufen ist. Aber wegen
ein paar Fotos und einem kurzen Statement ist er dann doch noch zu
sprechen und taut regelrecht auf, wie wir ihn noch nie gesehen haben.
Obwohl wir schon fast alle Albumcover im Original zum signieren dabei
haben, will uns doch tatsächlich Richies
geschäftstüchtige Managerin das neueste Album zum
Verkauf anbieten, packt es dann aber doch nicht aus, weil ich nicht
gleich die Geldbörse zücke.
Richie Spice
Ranking Joe erwischen wir auch noch, was uns eine besondere Freude ist.
Eher konnten wir ja nicht von der Bühne weg, die immer Vorrang
bei uns hat, sofern ein für uns wichtiger Artist auftritt.
Auch Ranking Joe ist gut drauf und lässt sich gerne
stören.
Ranking Joe
Teile von No-Maddz und deren Band stehen auch noch auf dem Platze. Ob
es denn wohl möglich ist ein Gruppenfoto zu arrangieren?
„Ja natürlich! Wenn du 10 Minuten Zeit hast bekomme
ich alle Bandmitglieder zusammen.“, sagt einer von ihnen und
macht sich sofort auf den Weg um die Sache umzusetzen. Alles klappt. Er
macht die Ansage und alles marschiert auf sein Kommando in Richtung
eines Vorbereitungszeltes. „Nein das ist nicht gut, wir
nehmen ein anderes.“ Alles wieder zurück im
Gänsemarsch. So witzig und theatralisch die Band auf der
Bühne wirkt, geht das Backstage weiter. Es macht
Spaß mit den Jungs zusammen zu treffen. Jaakko vom Orga-Team
mahnt zur Eile. Draußen wartet schon der Bus, der die Band
zum Hotel bringen soll. Für eine Autogrammrunde ist dann
leider keine Zeit mehr, aber die Bilder sind wenigstens im Kasten. Also
dann auf ein nächstes Mal, mit hoffentlich etwas mehr Zeit.
No-Maddz
Inzwischen stehen Mono
& Nikitaman auf der Bühne. Wir
schauen ein wenig aus der Ferne zu. Wir haben sie erst
kürzlich beim Summerjam erlebt und darüber berichtet
und müssen das Ganze nicht unbedingt noch einmal ansehen. Auch
der immer weiter zunehmende Regen treibt uns schließlich in
die Flucht. Insgesamt wird es aber auf dem Platz nicht wirklich leerer.
Inzwischen fängt es bei mir auch schon an im Hals zu kratzen.
Bei einem heißen Tee, geschützt unter einem
großen Schirm, hören wir das Konzert durch das
Prasseln des Regens hindurch nur noch am Rande. Es wird merklich
kühler, eigentlich schon richtig kalt.
Es wird nicht mehr besser. Haben wir ein Glück im
Unglück, dass Ky-Mani
Marley nicht kommen kann. Sonst müssten wir
heute auf alle Fälle noch einmal vor die Bühne. Aber
mit der Musik von General
Degree, der wiederum von der House of Riddim Band begleitet
wird, kann man uns nicht mehr in den Regen locken. Da warten wir doch
lieber auf eine spätere Gelegenheit. Noch bevor der General
seine Show abgeschlossen hat, machen wir uns abgekühlt und mit
klammen Sachen auf den Weg in Richtung Zeltplatz.
Der längste und ereignisreichste Tag des Festivals ist zu Ende
gegangen. Jedenfalls erst einmal für uns. Das Dancehallzelt
lassen wir unbesucht links liegen. Schließlich wollen wir
einigermaßen fit in die letzte Festivalrunde des Sonntags
starten.
Sonntag
– 07.08.2011
Das Wetter sieht wieder etwas besser aus. Ab und zu dringt die Sonne
durch das Einheitsgrau des Himmels und schafft es sogar unser Zelt
wieder abzutrocknen.
Wer spät ins Bett kommt, hat einen kurzen Vormittag, und so
müssen wir bald wieder los in Richtung Klostergarten.
Erster Act des Tages ist Ephraim Juda.
Er ist Berliner und heißt bürgerlich David Buchholz.
Musikalisch aufgewachsen ist er in der Schülerband
„Roots Rebellions“ und sang später bei der
„40 Fiyah Band“. Mit der Letzteren sammelte er
bereits durch ein ausgiebiges Tourprogramm in den Jahren 2007 und 2008
die nötige Bühnenerfahrung. Dann legte er
für sein Debütalbum eine zweijährige
kreative Pause ein. Im Juni letzten Jahres war es dann so weit und sein
Debutalbum „Coming Home“ wurde
veröffentlicht. Seitdem steht er wieder auf der Bühne
und ist gut gebucht. Begleitet wird Ephraim Juda von seiner eigenen
Band und Backgroundsängerin Micky Rose.
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1 - 4:
Ephraim Juda Bild
4 - 7:
Sammeln für Help Jamaica
Die nächste Show gehören Sista Gracy und
der Yardy Crew. Marcia Klöver, geboren als Marcia Braham am
11.07.1965 in Jamaica, lebt seit 1985 in Deutschland. Ihr Mann, Diedel
Klöver ist Bassist und musikalischer Kopf der Yardy Crew. 2005
hat Sista Gracy beim „1. German Reggae Grammy“,
gleichberechtigt neben Zoe und Lilian Gold einen Award in der Kategorie
„Reggae Queens“ gewonnen. Ihr letztes Album
„Yardy“, bei dem Diedel Klöver auch eine
maßgebliche Rolle gespielt hat, ist von 2007. Sista Gracy
verteidigt erfolgreich ihren Titel einer nunmehr deutschen Reggae
Queen, und die Yardy Crew brilliert mit perfektem Sound. Es fehlt nur
noch Dr. Ring Ding als Special Guest für den Knaller
„Shining Star“ den er gemeinsam mit Sista Gracy auf
Yardy präsentiert. Aber man kann eben nicht Alles haben.
Weiter geht es mit Algebra und
der House of Riddim Band. Wieder ein Künstler aus Jamaica und
dieses Mal ein Vertreter des Christian Reggae und Gospel. So ist auch
„Jesus Christus“ sein bester Freund auf seinem
Myspace-Profil. Mit „Two Woman A Mi Yard“ machte er
1994 seine erste Aufnahme. Am 20. Mai 1999 wurde Algebra sterbenskrank.
„Gott hat mich geheilt.“, so Algebra, und er
ließ sich an seinem Geburtstag, am 30. Mai 1999 taufen. Seit
dieser Zeit ist er ein Vertreter des Gospel Reggae, der auch als
Christian Reggae bekannt ist. Algebra hat zu dieser Zeit den
spirituellen Namen „Isaiah“ angenommen. Unter
diesem Namen hat er auch sein Debutalbum „Christian
Cowboy“ veröffentlicht. Gut angezogen ist der Mann.
Schaut euch nur mal seine Schuhe an.
Algebra
a.k.a. Isaiah
Nun geht es wieder zurück zur rechten Bühne. Martin Zobel ist
an der Reihe. Roots Reggae aus Deutschland, genauer gesagt aus Bayern,
ist angesagt. Seine musikalische Laufbahn begann im Jahr 2004 im
Vorprogramm der bayerischen Liedermacher Band „Weisswurscht
is“. Im selben Jahr brachte er auch sein Debutalbum
„Jah Music“ heraus. 2006 gründete er die
„Soulrise Band“, die mit veränderter
Besetzung auch an seinem aktuellen Album „One
Future“ beteiligt ist. Seit 30.04.2010 ist das Album
erhältlich. Weitere Infos gibt es hier.
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3, 4 + 8:
Martin Zobel Bild
1, 2 + 9:
Jennifer Washington
Dann wieder Linksschwenk zu Utan Green und
der House of Riddim Band. Utan Green ist in Waterhouse, einem
Armutsviertel in Kingston aufgewachsen. In seiner musikalischen
Entwicklung wurde er von Künstlern wie Bob Marley und Jacob
Miller beeinflusst. In einer Gruppe namens „The
Invaders“, die aus Utan und seinen beiden Geschwistern
bestand, begann Utans musikalische Laufbahn. Don Carlos von Black Uhuru
produzierte die ersten Tunes der Invaders. Die Band löste sich
aber später auf und Utan Green begann 1979 mit dem
„Destiny Outernational“ Soundsystem aufzutreten und
solo zu arbeiten. Sein aktuellstes Werk ist das Doppelalbum
„Most Wanted“ + „In Love With
Music“, welches in diesem Jahr erschienen ist.
Utan Green betritt die Bühne in der schönsten
Festtagskleidung. Sein Outfit ist geprägt von den Farben
Schwarz und Weiß. Ein silbrig glänzendes
weißes Jacket, schwarze Weste, weißes Hemd mit
Krawatte, schwarze Hose und als Krönung ein weißer
Hut mit schwarzem Band. Sieht wirklich edel aus. Besonders
überzeugend ist Utan Green mit Stücken wie
„Heading To The Top“ auf dem „Roots Tonic
Alead“ Riddim und Bob Marleys „Heathen“.
Utan Green
Die Show ist gerade zu Ende, und es beginnt zu regnen. Die
stärksten Schauer warten wir ab in einem Pavillon hinter der
Bühne, in dem auch Utan Green erst einmal warten muss. Das
trifft sich gut. So können wir ganz in Ruhe unsere
Autogrammsammlung erweitern.
Utan Green
Der nächste Auftritt auf der rechten Bühne
rückt heran. Jampara feat.
Batalion & Burundi Drummers sind an der Reihe.
Jampara kommt aus Burundi und lebt auch in Holland. 1988 ging Jampara
nach Jamaica und traf Aston „Familyman“ Barrett.
Jampara machte zwei Alben mit den Wailers, das erste hieß
„Tolerance“ und wurde 1990 veröffentlicht.
1993 gründete Jampara die Band Batalion gemeinsam mit dem
Bassisten Robby Skipper, die letztlich aus fünf Mitgliedern
bestand. Ihr erster Auftritt war gemeinsam mit Burning Spear in
Amsterdam im Jahr 1995. Ihr erstes gemeinsames Album „Free
Like A Bird“, nahmen sie 1999 in Jamaica auf. Im selben Jahr
nahm Jampara auch noch mit den Wailers sein zweites Album
„Beyond the Sun“ auf. Seit dem Jahr 2000 verbindet
Jampara den Reggae mit seinen Wurzeln aus Burundi. Und so sorgen die
Burundi Drummers für eine einmalige Kombination im Reggae und
einem einmaligen Bühnenerlebnis. Als sie ihre Trommelwirbel
auf den riesigen Instrumenten beginnen, kommt sogar die Sonne wieder
heraus. Jampara mit Batalion und den Burundi Drummers sind ein echtes
Highlight des Tages.
Bil 1 - 10: Jampara
feat. Batalion & Burundi Drummers
Als nächstes wäre eigentlich Etana an der Reihe, da
wird aber vorläufig nichts draus. Zum Glück wird sie
aber nur auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und nicht zu
einem weiteren Ausfall.
Es geht vorerst weiter mit Super Beagle, der es somit zum vierten Mal
in die Story schafft und zum ersten Mal in Deutschland ist. Super Beagle ist
einer der wenigen Artists, der wirklich jeden Tag auf dem Festival zu
sehen ist und sich nichts entgehen lässt. Sein bester Freund
und persönliches Highlight des Festivals ist Frankie Paul, der
auch schon am Donnerstag am Dancehallzelt zu sehen war. Super Beagle
ist schon lange im Geschäft, aber Informationen über
ihn sind recht rar. Da gibt es wirklich Handlungsbedarf.
Super Beagles Stimme klingt schon ein wenig mitgenommen. Das
wechselhafte Wetter macht den Artists mächtig zu schaffen. Er
ist nicht der Einzige, der mit einer Erkältung zu
kämpfen hat.
Er lässt sich aber nichts anmerken und meistert seine Show mit
Bravour. Sein Outfit hat er heute voll auf grün und
weiß ausgelegt. Als er so richtig warmgelaufen ist, beginnt
er sich ein paar seiner Kleidungsstücke zu entledigen und
bringt die Mädels zum Kreischen. Sein grün
gestreiftes Jacket fliegt in den Fotograben und mir direkt vor die
Füße, seine Mütze landet irgendwo zwischen
der Technik auf der Bühne. Sein Unterhemd …, nein
nein, es geht natürlich nicht weiter, obwohl das einige
Mädels gern hätten. Super Beagle liefert eine super
Show ab und macht seinem Namen alle Ehre, und die House of Riddim Band
steht ihm tatkräftig zur Seite. Einfach unglaublich was diese
Band auf diesem Festival wieder leistet. All die vielen
unterschiedlichen Riddims der verschiedenen Artists zu beherrschen und
vorher einzustudieren, ist ein gewaltiges Arbeitspensum.
Bild
1 - 5:
Super Beagle
Die House of Riddim Band hat noch keine Pause und spielt auf derselben
Bühne weiter für Suga Roy
& Conrad Crystal. Wieder zwei Künstler aus
Jamaica, die die Reggae Welt so richtig aufmischen. Im Jahr 2002 haben
sich die Beiden zusammengetan. DJ und Produzent Suga Roy, geboren am
17.10.1971, als Leroy Moore, war dabei die treibende Kraft. Conrad
Crystal´s 1986-er Veröffentlichung „True
Love“ war dabei der Auslöser und Beweggrund
für Suga Roy eine Zusammenarbeit anzustreben.
Bild
1: Conrad
Crystal
Bild 2: Suga Roy
Sänger
Conrad Crystal, geboren am 22.05.1965, als Conrad Constantine Hunter,
ist der melodiöse Gesangspart des Duos, obwohl die
Namensgebung der Beiden eine andere Rollenzuweisung vermuten
lässt. Suga Roy bringt als DJ die kräftige und
energische Stimme ein und macht nicht den süßen
Gesangspart, wie sein Name vermuten lässt. Nahezu alles was
die beiden zusammen anfassten wurde ein Hit. Das Album „Suga
Roy & Conrad Crystal and the Great Reggae Icons” von
2009, wurde einer der größten Reggae Erfolge. Ihr
aktuelles Werk „Universal Tribute To Gregory
Isaacs” vom 28.06.2011, dürfte ein weiterer
einschlagender Erfolg werden.
„Education Wise“ (Handcart Bwoy Riddim) vom 2008-er
„Highest Grade“ Album und „Night
Nurse” sind die Höhepunkte der Show, die eigentlich
insgesamt so energiegeladen ist, wie keine vorher.
Immer wieder springt Suga Roy in den Fotograben und peitscht die
Massive auf ungeahnte Höhen. Ein Afrikaner ist völlig
aus dem Häuschen, klammert sich an Suga Roy und schreit:
„Ich liebe dich!“ Suga Roy ist das sichtlich
unangenehm und kämpft um Befreiung aus dieser Umklammerung.
Bei „Night Nurse“ klettert er über das
Geländer und stürmt weit ins Publikum hinein. Aber
auch Conrad lässt sich nicht lumpen und steigt immer wieder
zur Unterstützung von Suga Roy in den Graben. Mann, ist das
eine Stimmung!
Suga Roy der
absolute Stimmungsmacher
Der
"Liebes-Anschlag"
Suga Roy
& Conrad Crystal
Weiter geht es zur rechten Bühne. Mit „The
Heptones“, oder besser gesagt mit Leroy Sibbles und
Barry Llewellyn stehen zwei Gründungsmitglieder der
Urbesetzung dieser legendären Band auf der Bühne. Ihr
gemeinsamer musikalischer Weg begann im Jahr 1965, als sie sich mit
Earl Morgan zu den „The Hep Ones“
zusammenschlossen. Im Laufe der Zeit wurden das Gesangstrio, als
„The Heptones“, eine der bedeutendsten Gruppen des
Rocksteady aus Jamaica. Die Liste ihrer Veröffentlichungen ist
lang und mit verschiedenen Versionen einzelner Alben schwer
überschaubar. Hinzu kommt, dass die verfügbaren
Verzeichnisse sich alle vom Inhalt her unterscheiden. Da
müsste sich mal jemand opfern und gemeinsam mit der Band eine
verlässliche Discography erstellen.
Viele altbekannte Sachen bekommen wir zu hören, wie
„Pass The Kutchie“ (Full Up Riddim) oder
Abyssinians „Satta Massagana“ und andere. Wie oft
haben wir eigentlich schon „Pass The Kutchie“ auf
diesem Festival gehört und wer war nun wirklich der Erste mit
diesem Stück? Während der Show wird wieder einmal die
Bühne geentert, allerdings hat der Fan vorher gefragt und
Barry Llewellyn hat zustimmend genickt. Der Mann, der als Reggae
Festival Original nahezu allgemein bekannt ist, macht keine schlechte
Figur auf der Bühne und tanzt ausgelassen neben Barry. Leroy
scheint das aber weniger zu gefallen. Stress gibt es aber deswegen
keinen, und das Bühnenmanagement wartet den richtigen
Zeitpunkt ab, um den Mann freundlich und unauffällig von der
Bühne führen zu können. Echt gut, wie die
das immer wieder ohne Hektik und ohne Aggressivität meistern.
Bild
1 - 10: The
Heptones Bild
2: Leroy
Sibbles Bild
3: Barry
Llewellyn Bild
10: Der
Besucher
Nach der Show werden wir von den Heptones in ihr Zelt eingeladen, was
wir natürlich dankend annehmen. So müssen wir nicht
erst einen Pressetermin abwarten, und verpassen nicht all zu viel auf
der Bühne.
Bild
1: The
Heptones und Vido Jelashe Bild
2: Barry
Llewellyn Bild
3: The
Heptones und Peter
Als wir zurückkommen ist Etana schon
mitten in ihrer Show. Der Fotograben ist kaum zu erreichen, so viele
VIPs haben sich jetzt dort eingefunden.
Etana, geboren am 22.05.1983 als Shauna McKenzie,
veröffentlichte im Sommer 2006 ihre Debut-Single
„Wrong Address“ und ist seitdem Jamaicas
hoffnungsvollster weiblicher Vertreter des Roots Reggae. Im Juni 2008
veröffentlichte sie ihr Debutalbum „The Strong
One“. Ihr aktuelles und zweites Album „Free
Expressions“, kam am 11. Februar 2011 heraus.
Der Künstlername Etana, was auf Swahili „Die
Starke“ bedeutet, wirkt sich inzwischen offenbar auch optisch
aus. So wie sich ihre Karriere im Aufwärtstrend befindet,
dürfte sich auch die Anzeige auf der Waage verändern.
Ihr langes rotes Kleid, mit eng darüber geschnürter
Bluse, betont ihre Erscheinung noch dahingehend. Etana zieht mit
kräftiger und souliger Stimme die Massen in ihren Bann und
bringt neben einigen ihrer Hits wie „August Town“
und
andere auch ein paar Bob Marley Klassiker wie den „Redemption
Song“ und „Is This Love“. Begleitet wird
sie von der Dub Akom Band, die mit ihrem Sound nahezu über
sich hinauswächst. Bei Bob Marleys „Is This
Love“, könnte man denken, die Wailers stehen
höchst selbst auf der Bühne. Etwas störend
oder unpassend empfinde ich die Garderobe des
Backgroundsängers, der sich im Superman T-Shirt
präsentiert.
Bild
1 - 5: Etana Bild
6: Etana
und Abdelali Mourid Bild
7: Super
Beagle, Utan Green und Algebra
Im Anschluss geht es auf der rechten
Bühne mit der Reggae Legende Linval
Thompson weiter. Linval Thompson
wurde am 12.10.1954 in Kingston, Jamaica, geboren. Seine Debut-Single
„No Other Woman“kam 1974 heraus. 1976
veröffentlichte er sein Debut-Album „Don´t
Cut Off Your Dreadlocks“. Linval Thompson ist nach wie vor
als Sänger und Produzent aktiv. Die Liste der von ihm
produzierten Künstler und die seiner eigenen
Veröffentlichungen sind lang. Als Backing Band steht „The
Handcart“ auf der Bühne. Linval
und die Band sind perfekt aufeinander abgestimmt. Man könnte
denken, die Band ist ein Instrument auf dem nur Linval spielt. Mit
seine Bewegungsabläufen dirigiert er nahezu den gesamten Sound
der Band, der äußerst gewaltig daher kommt.
„Pull Up“, ohne es wirklich zu sagen ist Linvals
Lieblingselement. Bei ihm klingt es jedoch anders, der Abbruch
hört sich immer musikalisch perfekt an, als müsste es
so sein.
Linval
Thompson & The Handcart
„Cool Down Your Temper“, „Jah
Jah Is The Conqueror“, „Long Long
Dreadlocks“ und viele andere Stücke aus seinem
Schaffen,, sorgen für Glückseeligkeit bei den Fans.
Linval singt mehrmals „Summerjam Summerjam Style
…“ und Unruhe macht sich im Publikum breit. Dann
dreht sich Linval um und sieht nahezu versteinert den großen
Schriftzug vom Reggae Jam auf der Bühne und singt ab sofort
„Reggae Jam Style“. Kann ja mal passieren.
Absoluter Höhepunkt ist sein Superhit
„Don´t Cut Off Your Dreadlocks“, wobei
„I Love Marihuana“ zum Ende der Show ein weiterer
Hammer der Extraklasse ist. Die Musik von „The
Handcart“ kommt hier besonders gut zur Geltung. Bassist
Laurent „Al“ Albertini, der sowieso schon der
größte Mann auf der Bühne ist, steigt immer
wieder auf das Drummer Podest und überragt die Szene wie ein
Leuchtturm.
Als die Show vorüber ist bin ich im Nachhinein
froh, dass Linval Thompson nicht schon voriges Jahr bei „Inna
De Yard“ dabei war. So konnte er heute wenigstens das volle
Programm bieten. Sein Auftritt dürfte heute durch nichts mehr
zu toppen sein. Das war einer der absoluten Glanzpunkte des Festivals.
Linval
Thompson & The Handcart
Bei Linval Thompson im Zelt haben sich nach seinem Auftritt so einige
Artists versammelt.
Ranking Joe, Sister Nancy, Ray Darwin und einige andere wollen dem Mann
die Ehre erweisen. Ray Darwin überrascht uns auf einmal mit
klarem Deutsch und sagt zum Foto: „Da kann ich ja gleich
Werbung für Guinness machen.“, und hält die
Bierflasche lachend in die Kamera.
Bild
1: Laurent
„Al“ Albertini, Ray Darwin, Sister Nancy und
Ranking Joe Bild
2: Linval
Thompson Bild
3: Linval
Thompson Bild
4: Ray
Darwin
Vorletzter Act des Festivals ist Morgan Heritage bzw.
Peter und Roy
„Gramps“ Morgan von Morgan Heritage.
Ursprünglich als Morgan Heritage angekündigt, wurde
es dann aber doch nur Morgan Heritage´s Peetah &
Gramps.
Heute überzeugen mich
die Beiden überhaupt nicht, zumal dieses Mal
überwiegend jeder für sich allein auftritt. Sie
sollten es besser bei Morgan Heritage belassen. Während Gramps
zwar den einen oder anderen Solotitel noch ganz gut anbringen kann,
sind es bei Peetah nur die Morgan Heritage Klassiker, die punkten
können, aber viel zu kurz kommen und nur angespielt werden.
Dann muss auch noch Gramps erklären, welcher Artist mit
welchem Style in der Regel verbunden wird, um danach mit einem Ausflug
zum Dancehall das Gegenteil zu beweisen. Das muss echt nicht sein.
Schuster bleib bei deinen Leisten, sage ich da nur. Vielleicht wollte
er damit auch nur eine Brücke für seinen Sohn bauen,
den er dann der Massive vorstellt. Gramps Stimme hat er leider nicht
geerbt, schade. Irgendwie passt das alles so gar nicht mehr zu den
früheren Auftritten von Morgan Heritage.
So richtig
überzeugt ist hier wohl Keiner?
Bild
1 + 2:
Gramps Morgan Bild
3 + 4:
Peetah (Peter) Morgan Bild
5: Gramps
& Son
Den Schlusspunkt des Festivals gibt es mit Richie
Stephens und Gentlemans neuer
„The Evolution“ Band. Richie Stephens, wurde
05.12.1966 als Richard Frederick Freeman Stephenson III, in
Savanna-la-Mar, Jamaica, geboren. Seine musikalische Laufbahn begann er
in den frühen 90-ern bei „Soul II Soul“.
Später wurde er mit der Veröffentlichung
verschiedener Dancehall Singles bekannt. Sein bisher aktuellstes Album
trägt den Titel „Reggae Evolution“ und
wurde im letzten Jahr veröffentlicht.
Das passt doch perfekt zu seiner Backing Band. Zum Schluss seines
Auftritts gibt´s mit Tamika &
Mamadee eine Überraschung, die
viel eher hätte kommen können. Noch bevor die beiden
so richtig zum Einsatz kommen ist das Festival nämlich wieder
einmal zu Ende.
Aber alles hat eben einmal ein Ende, und die Zeit ist schon weit
fortgeschritten. Sheriff kommt auf die Bühne und bedankt sich
für den friedlichen Ablauf des Festivals. Es gab keinerlei
negative Vorfälle. Nur vor Beginn des Festivals gab es einen
Unfall auf dem Zeltplatz mit einem Gaskocher, wobei es einige Verletzte
gab. Man hat sich aber um alles gekümmert und selbst
für die Rückführung des Autos gesorgt, da
der Fahrer verletzt ist und nicht mehr fahren kann.
Birte Timm, Gründungsmitglied von Help Jamaica,
kommt ebenfalls auf die
Bühne und bedankt sich beim Sheriff für dessen
Unterstützung mit einem kleinen Geschenk. (Die Kollekte ergab
insgesamt 5.100 EUR und Sheriff legte im Anschluss noch einmal 5.000
EUR drauf. Was für ein Ergebnis, über 10.000 EUR beim
Reggae Jam 2011!! Das soll ein anderes Festival erst einmal
nachmachen.)
Dann folgt die lange Dankesrede mit Vorstellung der vielen
Leute, die bei der Organisation und Durchführung des Festivals
mitgewirkt haben. Die passen natürlich gar nicht alle auf die
Bühne und sind auch nicht alle anwesend. „Bestimmt
habe ich wieder viele Leute vergessen.“, entschuldigt sich
Sheriff, bevor er zum Abschluss auf die Schultern genommen und gefeiert
wird.
Wieder ist ein fantastisches Festival zu Ende gegangen. Vielen
Dank Sheriff und deinem Team!
Bevor wir das Gelände verlassen, müssen wir die
Ereignisse des Tages aber noch ein wenig abklingen lassen. Kaum haben
wir es uns bei einem Kaffee gemütlich gemacht, öffnen
sich wieder die Schleusen des Himmels. Es bricht heraus mit ganzer
Kraft, als hätte man sich bis jetzt zurückgehalten
und nur ab und zu den Überdruck abgelassen. Sheriff, wie hast
du das nur angestellt?
Das Dancehallzelt ist heute zum Glück geschlosen. Man hat sich
etwas gedacht dabei. So wird es morgen wenigstens nicht so viel
übernächtigte Camper geben und die Abreise ein wenig
sicherer verlaufen.
Montag
– 08.08.2011
Schön ruhig ist der Morgen und ausgeschlafen sind wir auch.
Das
Gelände lichtet sich zusehends, und auf den freien
Flächen
ist kaum Müll zu entdecken. Das tut richtig gut. Hier braucht
man
keine große Technik um den Restmüll von den
Flächen zu
saugen. Nur ab und zu ziehen ein paar Mädels eine Tonne
über
den Acker um ein paar Reste einzusammeln. Am zentralen Sammelplatz mit
den Containern ist derweil Hochbetrieb. „Jungs da und
Mädchen dort!“, dirigiert ein Posten die ankommenden
Mülllieferungen. Selbst hier ist noch alles positiv geregelt.
Die
Jungs müssen nämlich ihre Müllsäcke
in die bereits
verschlossenen Container hoch werfen und die Mädels
können
die unteren Schichten in den noch geöffneten Containern
einstapeln.
Der Himmel sieht furchtbar aus und lässt weiteren Regen
erwarten.
Das Zelt ist bis jetzt nur ein wenig abgetrocknet. Wir können
aber
nicht mehr warten und packen alles so schnell wie möglich in
den
Kofferraum. Klappe zu, Türen zu und es prasselt erneut ohne
Gnade
aus vollen Rohren.
Kurz bevor wir abfahren sehe ich noch einmal Teacha Dee auf dem
Zeltplatz, wie er gerade mit seinem Freund Adrian die
Ausrüstung
zusammenpackt. „Alles total nass. So schlimm war das noch
nie.“, schimpft Adrian. Ich frage Teacha Dee nach seiner
Business
Card, falls ich noch paar Fragen für mein Review habe.
„Er
hat keine. Die Business Card bin ich!“, wirft Adrian ein, und
wir
tauschen die Kontakte aus. Bei der Gelegenheit wird das letzte
Festivalfoto geschossen. Teacha Dee präsentiert sein Festival
Shirt. „I Was A Star At Europe´s No. 1 Reggae
Festival“, ist darauf zu lesen. Eine echt super Idee die da
der
Sheriff gehabt hat. So hat jeder Artist eine bleibende Erinnerung und
macht gleichzeitig Werbung für das Festival.
Bild
1 + 2:
Teacha Dee
Wir machen uns nun endgültig auf die Heimreise und werden am
Ortsausgang von Bersenbrück noch einmal ausgebremst. Da kommt
doch
tatsächlich die Kelle heraus. Wie sagte doch gleich Ganjaman
auf
dem Festival? „Seid nett zur Polizei!“ Wir
beherzigen das
selbstverständlich. „Haben sie Alkohol getrunken
oder
Kontakt zu Drogen gehabt?“ Natürlich nicht.
Hochinteressant
sind meine antiquarischen Fleppen. Die würde er mir ja gerne
abnehmen und blättert neugierig darin herum. So lange es keine
Umtauschpflicht gibt, halte ich mir die noch in Ehren. „Kamen
hier nicht früher irgendwo die Stempel rein?“, fragt
der
Polizist interessiert. Leider kann ich damit nicht dienen, weil ich nie
einen bekommen habe. Eine Azubine steht schmunzelnd daneben. Dann noch
ein kleiner Plausch über unsere Fahrstrecke und wir werden
wohlwollend entlassen. „Echt nett die Leute vom Reggae
Festival!“ So zumindest meine Hoffnung über den
zurückgelassenen Eindruck.