Auch wenn die letzte Nacht bei dem einen oder anderen zu einigen
Ausfallerscheinungen geführt hat, geht es auf den
Festivalbühnen pünktlich gemäß
Fahrplan weiter. Sogar die Wetterprognosen haben ihre Versprechen
eingehalten. Es sieht gut aus. Unsere noch nicht abgeschlossene
Regenerationsphase hindert uns aber die erste Show von Owen Casey zu
erreichen. Wir setzen uns deshalb gleich mit der vierten Startnummer
von Alpheus, ein sehr großzügiges und allemal
einzuhaltendes Ziel. So treffen wir ganz entspannt und gut erholt auf
dem inzwischen wieder gut gefüllten Festivalgelände
ein.
Feinster
Rocksteady von Alpheus und den Easy Snappers
zieht uns sofort
magisch und zielgerichtet vor die Bühne.
Neil Martin, alias Alpheus,
ist als Sohn jamaikanischer Eltern in London geboren und aufgewachsen.
Bereits in früher Jugend weckten eine Fernsehshow des
US-amerikanischen Soulsängers Sam Cooke, sowie lokale
Soundsystems das musikalische Interesse in ihm. Inspiriert durch John
Holt, Marcia Griffiths, Frankie Paul, Don Carlos und Dennis Brown, kam
er schließlich zum Reggae. In den 80ern wurde er dann aktiver
Teil der Londoner Reggae Szene.
Live
Video:
Alpheus & The Easy Snappers - 1/4 - Liberty
Mitte der 90er ging Alpheus in die USA,
wo der legendäre Tony Brevett, Mitglied der Melodians ("Rivers
Of Babylon") und Bruder des Skatalites Bassisten Lloyd Brevett, im Jahr
1997 sein Gesangstalent entdeckte.
In der Folge fand Alpheus so auch schnell Kontakt zu Sir Coxsone Dodd
und seinem berühmten Studie One, wo die Melodians
1966 ebenfalls ihre ersten Aufnahmen gemacht hatten.
Live
Video:
Alpheus & The Easy Snappers - 2/4 - Good Prevails
Schon bald war Alpheus als
Session-Sänger und Solist auf zahlreichen Singles zu
hören. Mit "Quality Time" veröffentlicht er 1999 sein
Debutalbum, mit einer Reihe von Studio One Klassikern des Ska,
Rocksteady und Early Reggae. Es folgen Touren durch die USA und
Bühnenshows mit Everton Blender oder Richie Spice. Sein
zweites Album "Everything For A Reason" folgt jedoch erst 2007 mit dem
französischen Produzentenduo "Bost & Bim". 2011 folgen
"From Creation" und im April 2014 sein viertes und bisher aktuelles
Album "Good Prevails". Alpheus war bereits auf vielen
europäischen Festivals wie Garance, Rototom, Montreux Jazz,
Reggae Sun Ska oder dem Reggae Geel zu Gast.
Live
Video:
Alpheus & The Easy Snappers - 3/4 - We Are Strong
The Easy Snappers sind für Alpheus die perfekte Begleitung.
Selbst Dr. Ring Ding, der heute neben seiner bereits absolvierten eigen
Show, auch wieder als Moderator fungiert, kommt nicht umhin
anzuerkennen, dass die Easy Snappers die geilste Ska &
Rocksteady Kapelle ist, die er je gesehen hat. Früher
war es tatsächlich so, dass europäische Bands (oder
ausserkaribische) kaum zu finden waren, die diesen alten
authentischen Sound beherrschten. Aber inzwischen gibt es so einige
Bands, die das auch hierzulande perfekt umsetzen können.
Denken wir nur an The Magic Touch, die wir kaum mit Winston Francis und
Bitty McLean gesehen haben, oder an The Steadytones die hier im Jahr
2013 Stranger Cole begleitet und für Begeisterung gesorgt
haben,
... nur um zwei weitere Bands, allein aus Deutschland, nennen zu wollen.
Live
Video:
Alpheus & The Easy Snappers - 4/4 - Look In The
Mirror
Suuuper, ich würde mir sofort das Konzert noch einmal
anhören. Schließen wir uns der Schar der Gratulanten
an und versuchen uns noch von Alpheus das mitgebrachte
Debutalbum signieren zu lassen.
Aber hinter der Bühne werden wir erst einmal von einer
Überraschung aufgehalten. Fast wären wir an dieser
achtlos vorbeigelaufen, da wir die Tage keine Möglichkeit
hatten die Internetnachrichten zu verfolgen. Etwas abseits der
Bühnentreppe steht Fantan Mojah, so als müsse er
Anlauf für die Erstürmung derselben holen. Mit ihm
haben wir überhaupt nicht gerechnet. Er ist kurzfristig
für Tony Tuff eingesprungen, der leider krankheitsbedingt
nicht auftreten kann.
Da können wir natürlich erstmal nicht weiter. Das
Intro von Fantan Mojah hinter der Bühne zu sehen, hat man ja
auch nicht alle Tage. Als Fantan schließlich auf die
Bühne gestürmt ist, könnten wir am liebsten
wieder umkehren, um vor der Bühne nichts zu verpassen. Doch
vorher müssen wir noch ganz schnell zu Alpheus und den Easy
Snappers.
Alpheus
& The Easy Snappers
Es ist nicht einfach alle Bandmitglieder in eine Richtung schauen zu
lassen, wenn mehrere Fotografen in Aktion sind. Macht aber nix, 50% ist
doch schon ein super Ergebnis. :-)
Alpheus ist sehr zufrieden mit dem Verlauf seiner Show und freut sich
riesig über das anschließende Interesse von Fans und
Fotografen.
Doch kehren wir nun zurück zum Überraschungsgast
Fantan Mojah, der auch schon voriges Jahr beim Reggae Jam war.
Owen
Moncrieffe, alias Fantan
Mojah, wurde am 05.08.1975 in St. Elizabeth
Parish, Jamaica, geboren. Erste musikalische Erfahrungen sammelte er
als Jugendlicher beim Killamanjaro
Soundsystem, als er während
deren Soundchecks eigene Songs performte. Angelehnt an sein damaliges
Idol Bounty Killer, nannte er sich Mad Killer. Erst 1979 kam
er zu Rastafari und wurde von Capleton animiert den Namen Fantan Mojah
anzunehmen. Im Jahr 2004 hatte er seinen ersten riesigen Erfolg mit dem
Tune "Hungry" und schoss an die Spitze der
jamaikanischen Charts.
2005 folgte sein Debütalbum "Hail The
King", das im
Modern-Roots Sektor einschlug wie eine Bombe. Im Jahr 2008 folgte mit
"Stronger" sein zweites Album. Leider ist es danach etwas ruhiger um
Fantan Mojah geworden, soweit es Albumveröffentlichungen
betrifft. Das seit 04. April 2012 erschienene "Rebel I Am" ist "nur"
ein
reines Dub Album und leider noch keine Fortsetzung
seiner Reggae Hitliste. Seine Fans warten schon ganz ungeduldig auf ein
neues
Roots Reggae Album. Neben dem 2011er "Rasta Got
Soul" ist das 2013er "P.S.A."
eine seiner
neuesten Singles.
Live
Video:
Fantan Mojah - 1/3 - Murderer (... toll gebrüllt Löwe
am Ende des Songs!!)
Wie man es von Fantan Mojah kennt, wirft er schon während dem
ersten Song seinen Rucksack ab, der zu jeder Bühnenshow
schon irgendwie dazugehört. Später folgen die Weste,
die
Sonnenbrille, das Hemd, und je nach Wetterlage und Stimmung kann das
bis auf die nackte Haut so weiter gehen.
Fantan Mojah ist heute mit eigener Band am Start. Schon lange wollte er
eine eigene Band haben und hat über 6 Monate gebraucht die
Musiker zusammenzustellen. Er hat ihr den Namen The Jahvolution Band
gegeben.
Live
Video:
Fantan Mojah - 2/3 - Nuh Build Great Man + Stronger
Fantans Hits gehen wie immer durch und durch und werden von den Fans
lautstark mitgesungen, sofern Fantan die Pausen dazu einrichtet. Eine
tolle Bühnenshow, auch wenn manche meinen, Fantan solle
weniger reden und dafür mehr singen. Ja gut, manche Titel sind
vielleicht ein wenig zerpflückt, das bewegt sich aber,
außer bei "Rasta Got Soul" am Ende des Programms, noch in
vertretbaren Grenzen.
Am Ende der Show gibt´s vom beeindruckenden Drummer der Band
auch noch eine
Buju Banton Einlage, die ruhig noch ein Stück länger
hätte ausfallen können. Eine ellenlange
Ankündigung und dann kommt nur eine kurze "Murderer" Textzeile
heraus. Ach ja der Buju, auf den
werden wir leider noch ein paar Jahre warten müssen. Ein
Musiker nach dem anderen verabschiedet sich von der Bühne bis
nur noch der Drummer übrig bleibt und den Schlusspunkt zur
Show setzt.
Live
Video:
Fantan Mojah - 3/3 - Rasta Got Soul + Only Jah Love
Während wir bei Fantan unsere Begrüßung
nachholen, nehmen auf der
Nachbarbühne inzwischen die Easy Snappers
wieder ihre Plätze ein, um nun das reaktivierte Duo Keith
& Tex zu begleiten.
Das
in den Jahren 1966-70 bekannt gewordene jamaikanische Rocksteady Duo Keith
& Tex besteht aus Keith Barrington Rowe und Phillip
Texas
Dixon. Keith wuchs im Washington Gardens Area am Stadtrand von
Kingston auf, gleich gegenüber von Lee Perrys Haus und
künftigen Studio. Tex war im Pembroke Hall Area
zuhause. Kennengelernt haben sie sich durch einen gemeinsamen Freund.
Ihre ersten musikalischen Erfahrungen sammelten sie beim musizieren auf
der
Straße mit einer fünfköpfigen Truppe.
Später versuchten sie bei lokalen Produzenten wie Prince
Buster, Duke Reid und Coxsone Dodd vorzusprechen.
Live
Video:
Keith & Tex - 1/3 - Born Winners
Ihre Mischung aus Ska, Rocksteady und Reggae, umgesetzt mit Piano,
Gitarre und dem Harmoniegesang von Keith und Tex, führte aber
nicht zum Erfolg. Keith & Tex verließen darauf die
Gruppe und versuchten beim Produzenten Derrick Harriott ihr
Glück. Dort nahmen sie eine Reihe von Singles auf, die sie
schließlich zum Erfolg führten. Genannt sei da vor
allem ihr 1967er Hit "Stop That Train" (Cover von The Spanishtonians
1965), "This Is My Song", "Don't Look Back" (Cover von The
Temptations), oder "Let Me Be The One". Nach der bis 1970 andauernden
Zusammenarbeit verloren sich die zwei schließlich aus den
Augen. Beide wanderten mit ihren Familien nach Amerika aus. Keith ging
in die USA und Tex nach Kanada. 1972 nahm Keith den Dienst bei der US
Armee auf und blieb dort 20 Jahre lang. Während dieser Zeit
fand er aber auch noch Zeit für die Musik und
veröffentlichte mit Lee Perry Soloprojekte wie "Groovy
Situation" und "Living My Life". Einige weitere Singles brachte er auf
seinem eigenem Label KEBAR heraus.
Live
Video:
Keith & Tex - 2/3 - Back Into Your World + ...
Eine erste LP von Keith &
Tex, mit dem Titel "Stop
That Train!", auf Derrick Harriotts Label "Crystal Records",
findet man erst im Jahr 1991 und somit 21 Jahre nach dem Ende ihrer
Zusammenarbeit. 1997 vereinen sich Keith & Tex wieder
für einige Live Shows und nehmen das neuen Album "Together
Again" auf. Richtig Bewegung in ihre Reunion kam aber erst nach ihrem
Auftritt beim 2013er Sierra Nevada World Music Festival. Im selben Jahr
veröffentlicht das französische Label "Soulbeats" das
Album "Redux" in den USA. Erst in 2014 kommt es in die Läden
nach Europa. Das Album enthält digital neu gemasterte
Highlights aus den alten Zeiten. Inzwischen ist das Duo wieder weltweit
auf Tour und hat mit "Just
Passing Through", im Frühjahr 2015, ein Album mit
frischen Songs an den Start gebracht.
Live
Video:
Keith & Tex - 3/3 - Groovy Situation + Stop That Train
Mit ihrem Hit "Stop That Train" geht schließlich ihre Show zu
Ende und die Moderatoren Dr. Ring Ding und Ganjaman übernehmen
die Unterhaltung der Massive.
Dr. Ring
Ding & Ganjaman - Die Moderatoren des Festivals
Weiter geht es mit dem in den USA lebenden Senegalesen Meta Dia und
seinen Cornerstones.
Meta
Dia, Leadsinger von Meta
& The Cornerstones, ist in Dakar, der Hauptstadt
Senegals geboren und aufgewachsen. Als 14-jähriger hat er
bereits begonnen auf den Straßen seiner Heimatstadt Musik zu
spielen. Im Jahr 2000 gründete er mit YALLA SUUREN (God
Bless),
seine erste Band, die noch im selben Jahr vom French Cultural
Center Dakar zur besten HipHop und Reggae Group nominiert wurde.
Innerhalb von zwei Jahren wurde Meta eine der führenden
Stimmen im HipHop von Westafrika. Im Jahr 2002 wanderte er in
die USA aus und gründete in New York seine neue Band Meta
& The Cornerstones.
Live
Video: Meta
& The Cornerstones - 1/3 - Cornerstone
Die von ihm zusammengestellten Musiker brachten Einflüsse aus
der Karibik, aus Amerika, Afrika, Asien und dem Mittleren Osten in den
Sound
ein. Lead Gitarrist Shahar Mintz kommt aus Israel und kombiniert Rock
mit Reggae, der zweite Gitarrist Hocine Benameur kommt aus
Algerien, der Keyboarder Aya Kato hat seine Wurzeln in Japan,
der Drummer Biguy wuchs in der Elfenbeinküste auf, und mit dem
Bassisten Rupert McKenzie gibt´s auch noch eine jamaikanische
Zutat. Lucky Dube und Alpha Blondy nennen sie anfangs als
Inspirationsquelle
ihres musikalischen Schaffens. Gemeinsame Auftritte mit Luciano, Steel
Pulse, Clinton Fearon, Israel Vibration, Lee Perry, Gentleman
und Tanya Stephens folgen.
Live
Video: Meta
& The Cornerstones - 2/3 - Silence Of The Moon
+ Tijahni
Im Jahr 2007 werden sie vom weltbekannten
senegalesischen Sänger und Komponisten Youssou
N’Dour zu seinem jährlichen African Ball Concert ins
Nokia Theater nach New York eingeladen. Im Jahr darauf
präsentierten sie ihr Debutalbum "Forward Music". Am 30. April
2013 veröffentlichten sie mit "Ancient Power" bei VP Records
ihr zweites
Album. Meta Dia ist damit der erste afrikanische
Künstler bei VP Records. Aufgenommen wurde das Album
im Kingstoner Tuff Gong Studio und enthält Gastauftritte von
Capleton, Damian Marley und dem legendären U-Roy. Nach der
Albumveröffentlichung tourten Meta & The Cornerstones
durch die USA, Afrika und Europa. Sie sind unter anderem auf den
Festivalbühnen von Reggae On The River (Kalifornien),
Summerjam, Mundial (Holland), Gnaoua (Marokko), Musa (Portugal) und
beim Afro Pfingsten (Schweiz) aufgetreten. Heute nun zum ersten Mal auf
dem Reggae Jam in Bersenbrück.
Live
Video: Meta
& The Cornerstones - 3/3 - Struggle And Strife / Senegal
Sambare
Das war doch wieder einmal ein richtiges Highlight und vor allen Dingen
für die hiesige Szene noch frisch und unverbraucht. Eine
mitreißende Show vom Anfang bis zum Ende. Wenn Meta &
The Conerstones den eingeschlagenen Weg fortsetzen, werden sie sich
ganz sicher einen Spitzenplatz im internationalen Roots Reggae Sektor
erobern.
Rechts:
Signiertes Booklet des 2013 veröffentlichten Albums "Ancient
Power"
Auf den nächsten Künstler freuen wir uns ganz
besonders. Sage und schreibe 16 Jahre ist es her, als wir Jahmali
zuletzt gesehen haben. Damals noch im "DeBuss" von Negril, dessen
Erkennungszeichen, eine alte Buskarosse am Straßenrand,
längst dahingerostet und zerbröselt ist. War der Mann
überhaupt bis jetzt schon einmal in Deutschland?
Ryan
Thomas, alias Jahmali,
kam am 05.04.1972, in Vere, Teil des Parish
Clarendon, Jamaica, als neuntes von 10 Kindern zur Welt. Seine Liebe
zur Musik, speziell zum Dancehall, wurde von Künstlern wie
Shabba Ranks, Pinchers, Red Dragon und Wayne Wonder erweckt. Da er in
den heimischen Zuckerrohrplantagen seinen Traum nicht umsetzen konnte,
zog er nach Kingston, um dort an seiner musikalischen Karriere zu
arbeiten. Ermutigt und unterstützt wurde er dabei von
King Jammy, Philip "Fatis" Burrell and Tony Rebel.
Live
Video:
Jahmali - 1/3 - ... + ...
Tony Rebel war es schließlich auch, der
Ryan zum Rastafari Glauben brachte. Seine ersten Hits wie "Victory",
"Let
Me Live", "Wake Up" und "El Shaddai", entstanden infolge der
Zusammenarbeit mit Donovan Germain, Bobby Digital und Roof
International’s Barry O’Hare. Sein 1998er
Debutalbum "El Shaddai" wurde bei Germain Records
veröffentlicht und schlug ein wie eine Bombe. Im Februar 2000
folgte das weniger erfolgreiche "Treasure Box". Nach 14 langen Jahren
der Pause, kehrte er im Juni 2014 mit dem Album
"We I Open", mit frischen Material auf die Bühnen
zurück.
Live
Video:
Jahmali - 2/3 - No Weapon
Trotz aller Wiedersehensfreude und einer schönen
Bühnenshow,
kommen wir jedoch nicht umhin festzustellen, dass Jahmali noch
erhebliche Reserven hat. Eine Vielzahl seiner schönsten
Stücke vom besonders gelungenen Debutalbum "El Shaddai",
vermissen
wir im Programm. Wer sich einmal Ausschnitte eines 1999er Auftritts
gönnen möchte, klickt sich einfach mal hier
rein. Selbst den gleichnamigen Titeltrack des Albums gibt´s
heute nur in der weniger mitreißenden Acoustic Version.
Live
Video:
Jahmali - 3/3 - ... + El Shaddai
Jahmali mit
Veranstalter Bernd "Sheriff" Lagemann
Jahmali und
Tourbegleiter Leonard Stanford Gardner aus London
Während wir Jahmali einen Besuch abstatten, ist man nebenan
mit den Vorbereitungen für den nächsten
Künstler so gut wie fertig. Legendtime ist angesagt. Weiter
geht es mit Ken Boothe aka Mr. Rocksteady, der die einst
angekündigten Chaka Demus & Pliers ersetzt, weil deren
Konzertmanagement nicht richtig funktioniert hat.
Kenneth
George Boothe oder kurz Ken
Boothe, wurde am 22. März 1948 in Denham Town,
Kingston, Jamaica, geboren. Sein musikalisches Interesse wurde durch
seine Mutter und seine Schwester geweckt. Seine Familie war sehr
musikalisch. Beeinflusst von Größem wie Mahalia
Jackson, Wilson Pickett, Otis Redding, The Temptations und The
Drifters, begann seine musikalische Reise bereits in den
frühen 60ern. Mit 8 Jahren gewann er seinen ersten
Gesangswettbewerb. Seine Aufnahmekarriere begann er mit
Wilburn Theodore Cole unter dem Künstlernamen "Stranger
& Ken".
Live
Video: Ken
Boothe - 1/4 - When I Fall In Love + The Train Is
Coming
In dieser Periode mit Stranger Cole, der Jahre 1963-65, entstanden
Songs wie "World's Fair", "Hush", "Artibella" und "All Your Friends",
nur um einige zu nennen. Danach veröffentlichte er bei Coxsone
Dodds Studio One Label eine Reihe seiner bekanntesten Hits. Mit der
Entwicklung des
Rocksteady startete Ken Boothe 1966 mit dem Hit "Feel
Good" in
dieser Richtung durch.
Live
Video: Ken
Boothe - 2/4 - You´re No Good
1968
folgte sein Debutalbum "Mr. Rock Steady", mit zahlreichen Hits wie "The
Girl I Left Behind", "When I Fall In Love", "I Don't Want To See You
Cry", "Home, Home, Home" oder "Puppet On A String". Mit Coxsone Dodd
arbeitete er bis 1970 zusammen, danach auch mit weiteren Labels und
Produzenten wie Sonja Pottinger, Leslie Kong, Bunny Lee, Keith Hudson,
Phil Pratt und vielen
anderen. Zahlreiche weitere Hits folgten. Inzwischen hat Ken Boothe
über 20 Alben auf den Markt gebracht. Sein bisher aktuellstes
Werk ist das am 6. März 2013 veröffentlichte
"Journey".
Live
Video: Ken
Boothe - 3/4 - Speak Softly Love
Ausgerechnet bei Ken Boothe und seinem Finale erwischt mich
die dritte technische Panne des Festivals, getreu dem Motto "Alle guten
Dinge sind 3". Aber wann ist schon der richtige Zeitpunkt,
wahrscheinlich nie. Wieso schaltet sich eine Kamera einfach ob, obwohl
der Akku noch genügend Ladekapazität anzeigt? Muss
ich jetzt etwa schon 10 Minuten vor dem Ende wechseln?
Verflixte Technik! Also entschuldigt bitte das plötzliche und
nicht nachvollziehbare Ende des Videos. Das war wirklich keine Absicht.
Live
Video: Ken
Boothe - 4/4 - Artibella + Everything I Own
Wir möchten mit Ken Boothe noch ein paar Backstagefotos machen
und natürlich auch unsere Autogrammsammlung erweitern. Wir
sollen ihn begleiten und kurz warten bis er sich umgezogen hat. Seine
Frau holt ihn von der Bühne ab und bringt ihn in
den Backstage. "Ich war noch nie ohne meine Frau
unterwegs. Ich nehme sie überall hin mit!", sagt Ken Booth,
als
ich ihn nach seiner Frau frage.
Ken Boothe
und Veranstalter Bernd "Sheriff" Lagemann
Wir sind zum Glück die ersten in der Ansammlung,
der vor der Tür von Ken Boothe Wartenden. So werden wir noch
den
Großteil der inzwischen begonnenen Show von Chezidek sehen
können. Wir brauchen ja nur ein paar Minuten und warten
zuversichtlich auf das vereinbarte Zeichen zum Eintritt. Aber
leider haben wir die Rechnung ohne
"Maad-Sick-Reggaeville-Björn" gemacht. Es gibt leider immer
wieder
Leute, die sich über Regeln und Anstand hinwegsetzen, oder
glauben
Sonderrechte zu haben. Die Wartenden interessieren ihn nicht. Ohne zu
warten oder zu fragen, geht er an allen vorbei und platzt bei Ken
Boothe herein. Wir sind sprachlos. Das kostet uns lange 20 Minuten, und
die Show von Chezidek rinnt dahin.
Ken Boothe
und seine Frau Joan, die er seit seinem 17. Lebensjahr kennt.
Rechts im
Bild: Tourbegleiterin Patrizia de Rosa, alias Trish, von Roots Rockers.
Aber jetzt so schnell wie möglich wieder
zurück zur
Bühne. Wir erwischen gerade noch die letzten 4 Minuten
für
ein paar hastige Fotos und ein Video. Sehr schade, aber wenigstens
etwas.
Desbert
Johnson, alias Chezidek,
wurde am 20.06.1973 in St.
Ann´s Bay, Jamaica, geboren. Bereits während seiner
Schulzeit sang er auf Schulkonzerten und war Mitglied der St. Ann's Bay
Marching Band. Nach dem Schulabschluss performte er bei verschiedenen
Soundsystems unter dem Namen "Chilla Rinch". Später ging er
nach Kingston wo er zu Phillip "Fattis" Burrell von Xterminator
Production Kontakt aufnahm. Dieser hatte schon viele Künstler
unterstützt und auf den richtigen Weg gebracht.
So produzierte
er auch Chezideks Debutalbum
"Harvest Time", welches am 16.07.2002 bei VP Records
veröffentlicht wurde. Fattis hat mit "Break Free" und
"Organize Crime" auch selbst zwei Songs für das Album
geschrieben. Chezideks erste Nummer 1 Hitsingle "Leave The Trees" wurde
von Hugh Miller, aka Bunny Dan, produziert und 2005 für "Our
Promotion" gepresst. Inzwischen hat Chezidek über 10 Alben mit
zahlreichen weiteren Hits und
mit "The Order Of Melchezedik" am 22.04.2013 und "Freedom
Fighters" am 06.08.2013,
seine bisher
letzten Longplayer an den Start gebracht. Danach folgten jedoch noch
einige Singles und EPs wie das 2015er "Words
Of Righteousness" und andere.
Live
Video:
Chezidek & The House of Riddim Band - Herbalist + Bun Di Ganja
Nach der Show überraschen wir Chezidek mit ein paar alten
Fotos aus dem Jahr 2006, als wir mit ihm zusammen bei einer Dubplate
Session in Berlin waren. Chezidek freut sich riesig und weiß
sofort Zeit und Ort zu den Bildern. "Es sind Dinge wie diese, die mir
immer große Freude bereiten.", sagt Chezidek und hat
für jedes Foto einen lustigen Kommentar parat.
Mit
im Zelt sind Shuga
und ihre Backgroundsinger, die sich gerade in der
Endphase ihres Stylings befinden. Ursprünglich stand Shuga
gestern auf der Running Order, wird aber nun heute nach Assassin
auftreten, der auf der Bühne schon kräftig
Lärm verbreitet.
Assassin opfern wir unserem Imbiss, der schließlich irgendwo
eingeordnet werden muss. Trotzdem können wir die Show gut
verfolgen, da neben den LED Wänden im Gelände nun
auch im Backstage ein Fernseher installiert worden ist. So ist man auch
hier stets auf dem Laufenden und kann keinen Bühnenwechsel
mehr verpassen. Auch für das viel beschäftige
Personal, das rund um die Uhr für die
Künstler, Gäste und Presseleute in der
Küche, am Buffet oder am Tresen arbeitet, kommt so wenigstens
ein klein wenig Festival an. Eine super Idee wie wir finden!
Assassin aka
Agent Sasco
Bei Shuga und der House of Riddim Band finden wir uns
schließlich wieder vor der Bühne ein.
Mitsy
Campbell, alias Brown Shuga oder später einfach nur Shuga,
wurde in Bogue Montego Bay, Jamaica, geboren. Es gibt keine Zeit in
ihrem Leben, an die sich erinnern kann, nicht gesungen zu haben, sagt
Shuga. Schon mit 14 Jahren performte sie in den Hotels von Montego Bay.
Weitere Erfahrungen sammelte sie ab 2005 als Backgroundsängerin
von Da´Ville und Tanya Stephens und tourte so auch mit durch
Europa, die Karibik und Afrika. Daneben hatte sie auch noch
einen Job als Cabaret Singer im Coral Cliff Hotel von Montego Bay.
Live
Video:
Shuga & House of Riddim - 1/2 - Crime Scene / Murderer - Who
The Cup Fit
Richtig bekannt geworden ist sie aber erst durch das jährlich
vom Mobilfunkriesen Digicel veranstaltete "Digicel Rising Star".
Freunde ermutigten sie an dem Wettbewerb teilzunehmen. Im Jahr
2009 konnte sie den Contest mit dem Künstlernamen "Brown
Shuga" für sich entscheiden und das Preisgeld von 1 Million
Jamaican Dollar nach Hause tragen. Später musste sie jedoch
ihren Künstlernamen in "Shuga" abändern, da es
Konflikte bezüglich des Namensrechtes gab. Das hält
sie aber nicht davon ab von ihrem eingeschlagenen Weg abzuweichen.
Inzwischen ist Shuga als Solosängerin auf vielen nationalen
und internationalen Shows und Festivalbühnen zu sehen.
Live
Video:
Shuga & House of Riddim - 2/2 - Ebony
Soweit zu Shuga und ihrem besinnlichen Showausklang nebst
Bandvorstellung. Beim nächsten Act ist es damit vorbei und die
Massive bekommt jetzt mit reichlich Dancehall ein Fitnessprogramm
verordnet. Das wirkt am besten, wenn man sich das aus der Ferne ansieht
- ... natürlich nicht für die Fitness, sondern
für die
Atmosphäre. ;-)
Clifford
Smith, alias Mr. Vegas,
wurde 1974 geboren und kommt ebenfalls aus Jamaica. Den Spitznamen Mr.
Vegas bekam Clifford bereits in seiner Schulzeit verpasst, da er beim
Fußballspiel wie eine Tänzerin des Kingstoner Las
Vegas Club nach dem Ball trat. Das störte ihn aber
wenig, und er machte diesen Spottnamen später sogar
zu seinem Künstlernamen. Zu singen hat er bereits in der
Schulzeit begonnen und testete jeden seiner neuen Songs in der
Mittagspause auf dem
Schulhof aus.
1996 begann er mit ersten Aufnahmen als Sänger
von Soul Covers für Produzent Don Yute. Sein erster Hit bahnte
sich jedoch 1997 in einer völlig anderen Richtung an,
als er
bei einer Schlägerei vor dem Studio von Produzent Don Yute
wegen gestohlener Masterbänder, mit einer Brechstange eine
schwere Gesichtsverletzung davon trug. Die Narbe sieht man heute noch.
Sechs Wochen lang war sein Kiefer
verdrahtet, bis er im Krankenhausbett Beenie Mans Song "Who
Am I" auf dem "Playground Riddim" hörte. Er forderte vom Arzt
die Entfernung der Verdrahtung und verließ gegen dessen Rat
die Klinik, um sofort im "2 Hard Records Studio" von Jeremy Harding,
seinen eigenen Text zum selben Riddim zu voicen. Das Ergebnis "Nike
Air"
wurde sofort ein Hit in Jamaica und ist immer noch ein Dauerbrenner in
jeder Dancehall.
Live
Video: Mr.
Vegas - 1/3 - ...
Live Video: Mr.
Vegas - 2/3 - ...
Im Jahr 1998 folgte schließlich
sein Debutalbum "Heads High" bei Greensleeves, mit 20 reinen Dancehall
Tracks. Ein paar Alben päter entdeckt er aber auch
den
Reggae für sich, dem er besonders im 2012er Doppelalbum "Sweet
Jamaica" Rechnung trägt. Hier werden schön separat
beide Seiten seiner Leidenschaft präsentiert, eine Scheibe
für Reggae und eine für Dancehall. Seine 2014er
"Reggae Euphoria" ist jedoch wieder eine Mischung aus beiden Stilen.
Für den 30.10.2015 ist das nächste Album "Lovers
Rock And Soul" angekündigt, auf dem er
schließlich ganz sanfte Töne anschlagen wird, wie
der Titel schon vermuten lässt. Trotzdem wird Mr. Vegas immer
zuerst als Dancehall Artist wahrgenommen werden, so auch heute auf der
Reggae Jam Bühne.
Zwischendurch kommen auch seine Backgroundsinger Latty J
und Natel zum Einsatz.
Latty J ist am 11.12. 1987 geboren und dabei ihre eigene
musikalische Laufbahn anzukurbeln. 2006 wurde sie Sängerin des
Jahres beim JCDC Inner School Competition in Jamaica und
kämpfte sich 2011 auf Platz 2 des Digicel Rising Star
Contests. Mit "Who
Rule" (2014) und "Bumpa"
(2015) hat sie neben einigen anderen Singles auch schon zwei
erfolgreiche Videos am Start. Auch Natel
hat schon mit Tunes wie "Have You" (2014), "One Life" (2013), "Only For
You" (2015) und anderen, sein eigenes Material in der
Dancehall am
Laufen.
Latty J
Natel
Mit "I Am Blessed" geht es schließlich in die letzte Runde
und ein paar zum Glück harmlos bleibende Regentropfen stellen
sich auch wieder ein.
Live
Video: Mr.
Vegas - 3/3 - I Am Blessed
Wir nähern uns nun langsam dem Ende des 21. Reggae Jams. Nur
noch zwei Artists haben wir vor uns. Vor dem Finale wird sich nun
Newcomer Clay vorstellen, der sich zuletzt durch seine selbst
produzierte 2014er EP "1st Chapter" ins Gespräch gebracht hat.
Clayton
Morrison, alias Clay,
wurde am 09.08.1982 geboren und wuchs in der Maroon Community Gordon
Town, in den Bergen östlich von Kingston auf. Wie so viele
jamaikanische Artists begann er seine ersten musikalischen Schritte in
der örtlichen Kirche. Neben Gesang übte er
dort Klavier, Schlagzeug und Gitarre zu spielen und bewegte
sich vor allem auf dem Gebiet von Gospel und Klassik. Im Jahr 2002 ging
Clay nach London und hat dort als Songwriter und
Produzent für verschiedene Plattenfirmen und
Künstler,
wie Sean Paul, den Rapper Chipmunk, den R'n'B Sänger Starboy
Nathan oder für Jay Z's Label RocNation gearbeitet.
Giuseppe
"Big Finga" Coppola und Tobias "Tobi" Zepezauer mit The Evolution Band
Nach
einigen Jahren begann er über eine Solokarriere nachzudenken.
Seine
bereits begonnene Arbeit an einem Dancehallalbum verwarf er jedoch
wieder, als er bei einer Rückkehr nach Jamaica ein paar alte
Studio One Riddims hörte. So begann seine Liebe zum Reggae und
nach 10 Jahren der Arbeit für andere Künstler, hat
er sich für eine eigene Musikerkarriere entschieden. Im
Oktober 2013 erscheint schließlich sein Mixtape "Back
To The Roots", mit 7 Tracks. Das Intro beginnt er auf einem
klassischen Bob Marley Riddim, der Clays Wandel und weiteren Weg
deutlich macht.
Das positive Feedback auf diese EP ermutigte ihn so weiter zu machen
und bereits 2014 kam mit "1st
Chapter" (8 Tracks) die nächste EP heraus. Seit Juni
2015 gibt´s nun die von Silly Walks Discotheque
produzierte EP "Clay:List"
(5 Tracks). Für das Jahresende ist der erste
Longplayer geplant, der ebenfalls
bei Silly Walks
erscheinen soll. Wir sind gespannt.
Offenbar der
Fanclub für die aus Kenia stammende
Backgroundsängerin Treesha.
Live
Video: Clay
- Only Love + .. + ...
Nicht unerwähnt darf bleiben, dass auch hier beide
Backgroundsängerinnen ebenfalls als Soloartist unterwegs sind.
Die
aus Kenia stammende Treesha Mwaura hat gerade vor ein paar Wochen, am
08. Juni 2015, ihr Debutalbum "Listen",
mit 15 Songs veröffentlicht. Treesha gehört
zum festen Stamm von Gentlemans Evolution Band, seit Mamadee nicht mehr
dabei ist. Die aus Jamaica kommende Sherieta Lewis können wir
auch zusammen mit Gyptian auf der 2011er Single "Seek Jah" und mit
Richie Spice auf der 2013er Single "Kings And Queens" hören.
Solo-Singles gibt es unter anderem mit "Lies" (2010), "Reggae Is Life"
(2010), "Come Find Me" (2010), "How It So Easy" (2011) oder "The
Reason" (2013), von ihr zu hören. Sie ist auch schon als
Songwriter für Luciano, Etana und Jah Cure tätig
gewesen. Als Backgroundsinger hat sie mit zahlreichen namhaften Artists
der Branche
zusammengearbeitet.
Doch bereiten wir uns nun auf das Finale vor. Hoffentlich hält
das Wetter noch eine Weile aus. Hin und wieder fallen ein paar Tropfen,
die sich zum Glück bisher noch nicht zu einem Dauerregen
zusammengeschlossen haben.
Seydou
Koné, alias Alpha
Blondy, wurde am 01.01.1953 in
Dimbokoro, Elfenbeinküste, geboren und kommt aus dem
Volk der Dioula.
Bis zu seinem neunten Lebensjahr wurde er von seiner
Großmutter aufgezogen, die ihn maßgeblich
geprägt hat. Bis heute gilt sie als sein Schutzengel und
schaffte
es sogar auf das Cover seines aktuellen 2015er Albums "Positive Energy".
1976 ging er in die USA und studierte Handel und Englisch an der New
Yorker
Columbus Universität.
Live
Video:
Alpha Blondy - 1/4 - Jerusalem + Rainbow In The Sky
Seine ersten öffentlichen
Auftritte hatte er ebenfalls in
New York mit einer Reggae Band namens Monyaka.
Ende der 70er Jahre erlitt er
einen Nervenzusammenbruch als nach der
Produktion von 6 Titeln, der jamaikanische Produzent mit den
Masterbändern verschwand. Nach seiner Rückkehr nach
Abidjan im Jahr 1981 musste er für zwei Jahre in eine
Nervenheilanstalt. Danach konnte er sich wieder voll der Musik widmen
und nahm zusammen mit Musikern aus Ghana, genannt "The Natty
Rebels", sein erstes Album "Jah Glory" auf. Das Album wurde zugleich in
Frankreich und der Elfenbeinküste veröffentlicht und
gewann innerhalb des ersten Jahres drei Goldene Schallplatten.
Live
Video:
Alpha Blondy - 2/4 - Mahomet + ... + Cocody Rock + Politiqui
Ja und
der Rest ist Geschichte. Heute ist Alpha Blondy mit seiner Solar System
Band, dessen Bandmitglieder immer wieder einmal wechseln, der
erfolgreichste Reggae-Künstler Afrikas. Inzwischen stehen
über 20 Alben auf seinem Konto, davon 18 Studioalben mit
unzähligen Hits. Alpha Blondy singt seine Texte auf
Hebräisch, Englisch,
Französisch, Arabisch und in einigen westafrikanischen
Sprachen (wie Baule und Dioula). Auf seinen Tourneen soll er stets
einen Davidstern, eine Bibel und einen Koran mit
sich führen, was seine Loyalität zu den drei
größten Religionen dieser Welt unter Beweis stellt.
Wegen seiner Haltung zu den jeweiligen Führern der
Elfenbeinküste ist er allerdings politisch umstritten und
wurde in den zurückliegenden Jahren besonders scharf von Tiken
Jah Fakoly angegriffen. Wie es trotzdem zu dem gemeinsamen Song "Reconciliation"
auf Alphas 2013er "Mystic Power" Album kam, ist daher schon recht
erstaunlich. Kürzlich wurde am 12. Juni mit "Positive Energy"
sein bisher letztes Album veröffentlicht. Mit "Rainbow
In The Sky" feat. Ijahman Levi, gibt´s gleich auf
Startnummer 1 den besten Track des Albums. So ist beim
Reinhören gleich der erste Eindruck auch der beste.
Live
Video:
Alpha Blondy - 3/4 - Peace In Liberia
Beim letzten Act, wie nahezu alle Jahre wieder, entgleitet im
Fotograben dem Sicherheitsdienst ein wenig die Kontrolle. Es wird immer
voller und einige Besucher fangen sogar an mit I-Pad und Laptop zu
hantieren. Bei aller wichtigen Aufsicht vor der Bühne werden
die
entfernten Bereiche vergessen, und einige angeheiterte Fans nutzen
immer wieder die Chance die Absperrung zu übersteigen. Die
Folge,
der Sicherheitsdienst greift viel zu spät ein und
stürzt
wiederholt relativ unvorsichtig zwischen den Fotografen hindurch, als
lieber gleich an den Leckagen zu bleiben. Beim Finale wären
vielleicht ein paar Sicherheitsleute mehr und bessere Kontrollen ganz
gut, um die Situation im Sicherheits- und Fotograben ein wenig zu
entspannen.
Die Schlussphase der berauschenden Show von Alpha Blondy wird mit "I
Wish You Were Here", die wohl beste Cover-Version des Pink Floyd
Klassikers, die es bisher je gegeben hat, eingeleitet und mit
"Brigadier Sabari" beendet. Einfach nur große Klasse! Mit der
seit 2013 veränderten Bandzusammenstellung von Solar System
kann Alpha Blondy
recht zufrieden sein.
Live
Video:
Alpha Blondy - 4/4 - I Wish You Were Here + Brigadier Sabari
Mit den letzten Klängen des Solar Systems stellt sich
wieder leichter Regen ein. Vielen Dank, das du so lange gewartet hast!
Ein großartiges Festival geht nun leider seinem Ende entgegen. Sheriff,
nebst Moderatorenteam Ganjaman und Dr. Ring Ding, sorgen für
die obligatorischen Schlussworte, die wir heute ausnahmsweise nicht bis
zum Ende mit verfolgen.
Ein letzter Programmpunkt fehlt noch. Seit vorigem Jahr
verabschiedet
sich das Festival mit einem in Blasmusik umgesetzten Reggae-Hit. Der Musikverein
Rote Heide hat wieder fleißig geübt und
dieses Jahr ihre Version von Bob Marleys "I Shot The Sheriff"
mitgebracht.
Wir hören es leider nur aus der Ferne, da wir Alpha Blondy
einen Besuch abstatten wollen. Nach unserer Anmeldung sollen wir kurz
warten. Es sieht gut aus. Bisher hatten wir noch nicht das
Glück Alpha Blondy zu treffen, und so hat sich über
die Jahre eine stattliche Zahl von Albumcover angesammelt, die auf
eine Signierung warten. Vor Alphas Zelt herrscht Hochbetrieb. Ich komme
mir vor wie im babylonischen Sprachgewirr. Die Zahl der amtlichen und
teilweise selbst ernannten Freunde und Aufpasser ist hoch. Ein Baye
Fall begehrt nach mehrmaligen vergeblichen Versuchen lautstark Zutritt
zu Alpha, wird aber im Handgemenge abgewiesen. Schimpfend und
gestikulierend verlässt er die
Bildfläche. Auch für uns sieht es auf einmal
schlecht aus. Obwohl den Zelteingang ständig neue und
zahlreiche Gäste passieren, warten wir vergeblich. Als wir
noch einmal nachfragen, bekommen wir auf einmal die Info, Alpha wolle
keine Presse sehen. Nun, als Presse im klassischen Sinne sehen wir uns
eigentlich nicht. Wir wollen weder ein Interview machen, noch
irgendwelche unangenehmen Fragen stellen, sondern nur ein paar seiner
Albumcover signieren lassen. Man könnte ja den Fotopass auch
abmachen, aber dieser Vorschlag stößt leider auf
taube Ohren. Wer hat denn nur dem Alpha oder seinem Management so
gewaltig die Laune verdorben? Wenigstens kann Bühnenmanager
Ashraf ein Albumcover für uns ins Zelt bringen und ein
Autogramm ergattern. VIELEN DANK!
Etwas später verlässt Alpha Blondy das Zelt, wird
sofort von einem Pulk afrikanischer Freunde in Besitz genommen und
nahezu davon getragen. Es sieht aus als könne oder
dürfe Alpha nicht mehr laufen. In einem Gewirr aus
verschiedenen Sprachen entschwindet Alpha mit der Menge in der
Dunkelheit in Richtung Klosterausgang.
Da kann man nix machen, außer warten auf eine andere
Gelegenheit.
Auf
Wiedersehen bis zum nächsten Mal!
Und wer bis zum Ende dieses Berichtes durchgehalten hat, kann auch
dieses Jahr wieder sein Glück versuchen und einen Preis
gewinnen. Die zehn besten Zuschriften erhalten ein Reggae Jam Souvenir.
Und hier
wieder unser Bilderrätsel. Ordnet die Bilder den jeweiligen
Artists zu!
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Je richtiger Lösung gibt es 1 Punkt. Die Preisvergabe
erfolgt nach Anzahl der Punkte und Zeitpunkt der Zusendung. Punktanzahl
hat Vorrang. Eure Lösung schickt bitte an riddle@reggaestory.de.
Es müssen nicht alle Bilder herausgefunden werden, schreibt
einfach was ihr wisst.
Einsendeschluss
ist der 31.12.2015. Die Auswertung erfolgt danach an dieser Stelle.
Alle Teilnehmer erhalten eine entsprechende Benachrichtigung.
Auflösung:
Bild 01: Jah Sun
Bild 02: Pressure
Bild 03: Ken Boothe
Bild 04: Rudy Valentino bei Jahmali
Bild 05: Meta Dia
Bild 06: Fantan Mojah
Bild 07: Amlak Redsquare bei Spragga Benz
Bild 08: Uprising Roots
Bild 09: Lisa Dainjah
Bild 10: Spragga Benz
Bild 11: The Uprising Roots
Bild 12: Anthony B
Bild 13: Micah Shemaiah
Bild 14: Addis Pablo
Bild 15: Alpha Blondy
Bild 16: Teacha Dee
Bild 17: Cali P
Bild 18: Jah Sun
Bild 19: Pressure / Band
Bild 20: Video Jelashe bei Crosby Bolani
Copyright:
www.reggaestory.de
Text und Videos: Peter Joachim
Fotos: Marion und Peter Joachim
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1 - Donnerstag + Freitag / Thursday
+ Friday - 23. + 24.07.2015 >>
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2 -
Sonnabend /
Saturday - 25.07.2015