Gegen 14:00 Uhr sollen The Nö, heute auch auf der
großen
Festivalbühne auftreten. Soweit zumindest nach der Running
Order. Für diese Zeit haben wir uns aber noch nicht
eingerichtet und werden deshalb vermutlich auch heute nicht am
Weltrekordversuch von The
Nö teilnehmen.
Für
uns beginnt der Startschuss erst gegen 16:30 Uhr mit der neuen Band
Tighten Up. Diese wurde erst zum letzten Jahreswechsel 21/22 von Kai
Natusch,
Sänger der dereinst in Görlitz gegründeten
Band Yellow Cap, ins Leben gerufen. Sie setzt sich aus Musikern von
Yellow Cap und der Görlitzer Band Mola zusammen. Beide Bands
kennen sich schon seit vielen Jahren, waren aber zum Teil in
verschiedenen Musikrichtungen unterwegs. Waren und sind es bei Yellow
Cap
überwiegend Ska und Reggae, stand bei Mola bisher besonders
Funk und
Soul auf dem Programm.
Benannt haben sie sich nach dem gleichnamigen Song von den Untouchables
& Lee "Scratch" Perry, der später auch Namensgeber
für die erfolgreiche Compilation-Serie bei Trojan Records war.
Zur neuen Band gehören Jenny Naumann (Vocals),
Kay Natusch (Vocals),
Christoph Schulz (Rhythm Guitar & Vocals),
Konny Behrendt (Lead Guitar),
Clemens Voyé (Bass),
Samuel Maiwald-Immer (Keyboard) und
Jonas Naumann (Drums).
Nach Auskunft des Bandgründers Kai Natusch sollen
zunächst
ausschließlich Rocksteady- und Early Reggae-Klassiker aus den
60er und 70er Jahren auf dem Programm stehen. Er sagt dazu:
"Irgendwie war es schon immer mein Traum meine alten Lieblingshits mal
selbst mit einer eigens dafür zusammengestellten Band zu
spielen." Auf der Setlist stehen unter anderem Klassiker wie "Sweet and
Dandy" von Toots and The Maytals und "Sabotage" von Desmond Dekker oder
"Man Next Door" von The Paragons, aber auch weniger bekannte Perlen wie
"Raindrops" von den Silvertones. Die Songs werden dabei
natürlich nicht nur nachgesungen, sondern auch neu
interpretiert. Einige haben sie bereits im Studio neu aufgenommen und
wenn sich in der Zukunft alles gut entwickelt, soll es irgendwann auch
ein Coveralbum geben. An eigene Songs denkt die Band momentan noch
nicht. Das ist
also für uns ein entspannter
Start in den zweiten
Tag des Festivals. Leider haben noch immer nicht alle "ausgeschlafen"
und die Bühne ist recht spärlich besucht. Da wird es
wohl beim Weltrekordversuch von The Nö noch luftiger vor der
Bühne ausgesehen haben. Schauen wir also gleich einmal bei der
kleinen Bühne vorbei, wie es dort
aussieht.
Da die
Spätilites wegen Corona-Erkrankung absagen mussten, haben The
Nö mehr Platz, um fleißig an ihrem
Weltrekordversuch zu arbeiten. Ob nun mit oder ohne Publikum, spielt
natürlich keine Rolle. :-)
Hier sieht es noch ein ganzes Stückchen ruhiger aus. Absolut
kein Vergleich zu gestern Abend. Da haben ja Tighten Up auf der
großen Bühne noch richtig Glück mit dem
Publikum. Jenes von gestern hat wohl die Nacht durchgemacht und ist
heute vermutlich außer Gefecht gesetzt? Das Gelände
wird aber mit Sicherheit noch voll, denn heute ist ja erst Freitag und
für die meisten Festivalbesucher der Tag 1.
Auf
den nächsten Punkt der Running Order freuen wir uns ganz
besonders. Dieser ist ab 17:55 Uhr mit Alpheus ausgezeichnet. Als
Backing Band werden die Steadytones
spielen, die mit zu den wenigen
Bands gehören, die überhaupt die alten Rocksteady-,
Early Reggae- und Ska-Künstler authentisch begleiten
können. Für uns ist es immer wieder eine Freude diese
Kombinationen erleben zu dürfen. Denken wir nur an Stranger
Cole, Keith & Tex, Doreen Shaffer und Rudy Mills, um nur einige
zu
nennen.
An die weiterhin schon eingeprobten Sets für später
ausgefallenen
Künstler, dürfen wir gar nicht denken.
Der Vollständigkeit halber ist noch anzumerken, dass die
Steadytones in Kombination mit den Vertretern der alten Garde, deutlich
anders und viel besser klingen als solo, aber das ist
natürlich Geschmackssache und eben ein etwas anderer Musikstil.
Bei den Steadytones gibt es heute eine Veränderung. Auf Albert
Akbabas Platz steht heute Mauricio-Jorán Ceseña.
Wie wir erfahren hat Albert überraschend eine Auszeit genommen
und niemand weiß so recht wie lange das
andauert. Bis jetzt ist sein Ausstieg wohl noch nicht
endgültig und Mauricio fühlt sich nur als Vertretung.
Dann hoffen wir einmal das Allerbeste für die Band, dass diese
Angelegenheit bald für alle Beteiligten zufriedenstellend
geklärt werden kann.
Wir werden inzwischen etwas unruhig, denn das "Vorspiel" der
Steadytones wird immer länger und länger und hat
inzwischen Showlänge erreicht. Ich habe schon mehrfach meine
Bereitschaftsposition verlassen und wieder eingenommen, von der ich
Alpheus' Bühnenantritt filmen wollte. Da kann etwas nicht
stimmen und wir schreiben Alpheus erst einmal ab. Warum gibt es dazu
nicht schon vor der Show wenigstens eine kurze Erklärung von
Richie, der wie gewohnt wieder die Moderation inne hat? Im Nachhinein
können wir die Änderung zwar auf dem Facebook von
gestern nachlesen, aber wenn wir auf dem Festival sind, sind wir
natürlich nicht im Internet unterwegs.
Jetzt muss ich aber wenigstens noch eine Szene von den Steadytones
aufnehmen, auf die ich bis jetzt bewusst verzichtet hatte, da wir sie
erst vor ein paar Wochen mit Keith & Tex, Rudy Mills und Soul
Chance ausführlich aufgenommen hatten (zum Bericht).
Live Video:
The Steadytones - Do The Reggae
Da haben wir aber Glück gehabt und gerade noch den
letzten Song erwischt.
Nach
einer kurzen Umbaupause geht es dann mit der
niederländischen Band The Upsessions weiter. Das Markenzeichen
der Band sind ihre grünen Jogging-Anzüge mit den
gelben Streifen, wenn wir einmal nur die Kleidung betrachten.
Musikalisch haben sie sich Early Reggae auf die Fahne geschrieben und
haben auch mit Florian Strober zusammen das Judge Dread Memorial ins
Leben gerufen. Wir sind uns also nahezu sicher, dass wir sie heute noch
einmal mit Flo zusammen auf der Bühne sehen werden
und dieses Mal nicht die Steadytones die Ehre haben, wie wir
das nach den
letzten Jahren mittlerweile gewohnt sind.
Live Video:
The Upsessions - 1/2 - Brian The Big Black Butcher
Ebenfalls in einen grünen Trainingsanzug geschlüpft,
ist Clemens von den Steadytones, der an den Keys eine Vertreterrolle
ausfüllen muss.
Die Geschichte der Upsessions begann im Jahr 2005 als der
niederländische Reggae-Posaunist Giel Mulder die Idee hatte
eine Early Reggae-Band zu gründen. Zusammen mit
Sänger und Songwriter Boudewijn, alias "Boss" van Trigt, einem
ehemaligen
Mitglied von Rude Rich und den Highnotes, suchte er nach den richtigen
Musikern, um die Band zu vervollständigen. Schnell war die
Truppe komplett und spielte ihre ersten Shows in Holland. Bald folgten
internationale Auftritte in Frankreich, der Schweiz, in Belgien und
Deutschland. Im Mai 2007 wurde bereits ihr Debutalbum "The New
Heavyweight Champion" beim legendären britischen Ska-Label
Moon Ska World veröffentlicht. 2009 folgte
schließlich der Longplayer "Beat You Reggae" bei Grover
Records und Excelsior Recordings. Inzwischen haben sich drei weitere
Alben angeschlossen und ihr internationaler Wirkungskreis hat sich
erheblich ausgedehnt.
Live Video:
The Upsessions - 2/2 - The Chambermaid + What Your Mother Said
+ Hold Your Wining
Nachdem sich die Band verabschiedet hat und zuvor Boss van Trigt
während der Bandvorstellung dem Keyboarder Clemens Riedl von
den Steadytones den Spitznamen "Clemens von Zimbabwe" verpasst hat,
geht es in die nächste Pause. Warum eigentlich Zimbabwe?
Mit
dem nächsten Act ist dann schließlich der letzte
Platz im Gelände aufgefüllt. Alle
Befürchtungen des Veranstalters bezüglich
Kartenverkaufs haben sich längst in Luft aufgelöst.
Die 2.000er Marke ist garantiert längst
überschritten, wenn wir uns so umsehen. Oxo86 sind
ein Garant für gute Stimmung und öfter beim
This Is Ska oder Dynamite Skafestival zu erleben. Auch wenn das
Festivalthema bei der Band eine untergeordnete Rolle spielt, und sie
sich selbst nicht so sehr als "hierher gehörend" betrachtet,
wie es der Sänger von Oxo86 sagt, tut das der Partylaune des
Publikums überhaupt keinen Abbruch.
Live Video:
Oxo86 - 1/3 - Rien Ne Va Plus
Die
stets auf Deutsch singende Band hat sich 1996 in Bernau
zusammengefunden und hat sich
Ska, Punk und Oi! auf die Fahne geschrieben. Seit
ihrem 1996er Debutalbum "Fleisch, Sex und Alkohol", haben sich
über die Jahre mehr als 10 weitere Alben angesammelt. Darauf
zahlreiche
Partyhits die inzwischen regelrechte Hymnen geworden sind. Wer bei
Oxo86 direkt vor der Bühne steht, sollte am besten nichts
dabei haben, ein gutes Standvermögen besitzen oder sich
einfach durch das Partyvolk treiben lassen, wie ihr gerade
im ersten Video gesehen habt.
Live Video:
Oxo86 - 2/3 - Working Class Hero
Live Video:
Oxo86 - 3/3 - Wenn Könige reisen + Kein Thema Mehr
+
So beliebt und so bescheiden
Wenn das This Is Ska mit Oxo86 heute nicht
jedem Fußballstadion Konkurrenz gemacht hat,
weiß ich auch nicht. ;-) Leider ist die Zeit etwas knapp
geworden und die oben abgebildete Setlist konnte nicht ganz
durchgespielt
werden. Dem Zeitlimit zum Opfer gefallen sind "Kaloreene" und "Saus und
Braus".
Jetzt
geht es in die vorletzte Umbau- und Erholungspause, bevor es mit Buster
Bloodvessel, eine Legende des britischen 2-tone Ska, mit
seinen Bad Manners oder eben "Schlechten Manieren" auf der
Bühne weiter geht. Hits wie "My Girl Lollipop", "Lip Up
Fatty", "Special Brew" und viele andere haben weltweit besonders die
Herzen der Skinheads erobert. Vorwiegend in 80er Jahren standen sie
zusammen mit The Selecter, Madness und The Specials an der Spitze des
britischen Ska. Aber auch heute noch sind Buster und seine Bad Manners
unermüdlich auf Tour und ein Festival-Highlight.
Buster verfolgt schon einige Zeit seine
Vorgänger von einer Bank des Backstage aus und erweckt
momentan eigentlich nicht so recht den Eindruck, dass er bald auf die
Bühne gehen würde. Es scheint ihm heute sichtlich
schwer zu fallen und er ist in bestimmten Situationen für eine
helfende Hand durchaus dankbar. Aber dann geht er schließlich
bedächtigen Schrittes auf die Bühne und
lässt sich so richtig feiern.
Live Video:
Bad Manners - 1/2 - Feel Like Jumping + Walking In The Sunshine
+ Sally Brown
Gegründet wurde die Band von Sänger und Bandleader
Douglas Trendle alias Buster Bloodvessel im Jahr 1976 in London. Rasch
machte sich die Band in der Londoner Untergrund-Musikszene einen Namen
und trat auf zahlreichen Konzerten in Kneipen und Clubs auf.
Das erregte auch die Aufmerksamkeit einiger Labels und Magnet Records
nahm die Band unter Vertrag um 1980 ihr Debutalbum "Ska'N'B"
aufzunehmen. Der Albumtitel deutet auf die damalige Vermischung von
Ska und Blues auf dem Album hin. Noch im selben Jahr folgte ihr
Zweitling "Loonee Tunes" und bis 1982 drei weitere Album. Bad
Manners
waren an der Spitze ihres Erfolges angelangt, waren mehrfach in den
britischen Charts gelistet und tourten z.B. durch Dänemark,
Finnland, Schweden, Norwegen, Italien, Spanien und
natürlich Großbritannien. Ende 1987 dann der
Tiefpunkt in der Bandgeschichte als Bandmitglied Jimmy Scott an den
Folgen einer Lungenentzündung verstarb und parallel
finanzielle Probleme die Band trafen. Das führte zur
Reformation und Verkleinerung von Bad Manners von 9 auf 4 Mitglieder.
Die schlechten Zeiten haben sich aber zum Glück wieder gelegt
und Bad Manners veröffentlichen nach wie vor neue Platten,
unter anderem auch bei den deutschen Labels Pork Pie und Grover Records
und sind international auf Tour. Ausverkaufte Locations sind dabei
keine Seltenheit.
Live Video:
Bad Manners - 2/2 - Don't Be Angry + Wooly Bully + Lip Up Fatty + Can
Can
Letzter Song der heutigen Show ist "Can Can", nach der Buster sichtlich
aufgebaut die Bühne des This Is Ska wieder verlässt.
Für dieses Jahr zum letzten Mal in Deutschland werden Bad
Manners am 05. November beim Dynamite Skafestival in Leipzig auftreten.
Zum Abschluss des Jahres geht's dann auch noch auf große
Weihnachtstour in GB mit sage und schreibe 26 Gigs.
Und wer Busters Zungenspiele, die auch sein bekanntes Markenzeichen
sind, auf der Bühne nicht deutlich genug gesehen hat, ... hier
noch einmal aus der Nähe. ;-)
Buster
Bloodvessel und Florian Strober, der gleich als Prince of Rudeness mit
dem Judge Dread Memorial auf der Bühne stehen wird.
Kommen
wir nun zum letzten Part des heutigen Abends, zumindest was die
Hauptbühne betrifft. Über das nun folgende Judge
Dread Memorial mit dem Prince
of Rudeness haben wir schon öfter berichtet, zuletzt
im
September von derselben Stelle. Allerdings steht Flo heute wieder am
Ursprung der Show und mit den Upsessions auf der Bühne.
So muss die Band heute mal kein "Albernes Seemannskostüm" wie
bei den Steadytones anziehen, wie sich Flo einmal ausdrückte.
Ob ihm nun der Superman mit Kapitänsmütze
und die grünen Trainingsanzüge besser gefallen, haben
wir ihn nicht gefragt. Eines darf dabei aber garantiert nicht fehlen,
und das ist sein Bierchen. ;-)
Live Video:
The Prince of Rudeness - 1/5 - Molly
Live Video:
The Prince of Rudeness - 2/5 - Dr. Kitch
Wie schon längst bei jedem angekommen sein müsste,
werden in der Judge Dread Memorial Show die Hits
von Alexander
Minto Hughes, alias Judge Dread, zu neuem Leben erweckt. Alexander
Minto Hughes ist leider schon am 13. März 1998 unmittelbar
nach
einem
Konzert an einer Herzattacke verstorben. Seine Musik ist
allerdings unvergänglich. Es ist ein
außerordentlicher
Glücksfall, dass Boss van Trigt von den Upsessions und Florian
Strober sich im Jahr 2011 zu dieser Show-Idee zusammengefunden haben.
Inzwischen ist dieses Format ein großer Erfolg geworden und
hat unzählige Shows über die Jahre auf die
Bühne gebracht. Wir haben sie beim 2013er This Is Ska zum
ersten Mal erlebt und sind immer noch hin und weg. Mehr
darüber, auch zu Judge Dread, findet ihr im 2018er
Festivalbericht zum Dynamite Ska. Also einfach zurückblicken.
Live Video:
The Prince of Rudeness - 3/5 - Up With The Cock
Live Video: The
Prince of Rudeness - 4/5 - Reggae & Ska
Wir haben uns wieder einmal nicht beherrschen können und
erneut einige Videos aufnehmen müssen. Es sind aber auch alles
geniale Titel, die man kaum besser machen könnte. Vielleicht
sollten alle Songs einmal auf einem Coveralbum zusammengepackt werden.
Sogar Buster Bloodvessel ist wieder auf den Beinen, hat die gesamte
Show am Rande verfolgt und zollt Flo als erster Respekt, als dieser von
der Bühne kommt. Ein Lob von Buster ist besonders viel wert,
denn der muss es schließlich am besten wissen, wie gut die
Hits seines Landsmannes
umgesetzt
wurden.
Live Video:
The Prince of Rudeness - 5/5 - Bige One + Big Six
Vielen Dank Flo & The Upsessions und natürlich Clemens
aus Zimbabwe, für die schöne Musik! Nicht zu
vergessen Alexander Minto Hughes, alias Judge Dread, als Urheber dieser
Klassiker.
Soweit zu Tag 2 des Festivals. Wir könnten zwar noch an der
kleinen Bühne weiter machen, aber zu Gunsten unserer
Verfassung
für Tag 3, nehmen wir lieber Abschied vom
Festivalgelände.
Copyright: www.reggaestory.de
Text: Peter Joachim
Fotos: Marion & Peter Joachim
Videos: Peter Joachim
Mein besonderer Dank geht an Jörg Folta und Franze Vogel als
Veranstalter, an alle Mitwirkenden hinter den Kulissen und
natürlich an alle Künstler
des This Is Ska 2022.