Ein Reisebericht - Teil 2
03.05.2017 - Debre Libanos (25.08.2009 nach dem äthiopischen Kalender)
Heute
wollen wir uns zirka 120 km von unserem jetzigen Standort in Addis
Ababa nach Norden begeben. Wir werden am Ziel unseres Ausfluges das
größte Kloster Äthiopiens besuchen. Man
kann sich dabei
kaum verfahren, da sich der größte Teil der Strecke
auf
einer gut ausgebauten Straße mit der Bezeichnung A3 abspielt.
Lediglich die letzten drei Kilometer biegt man nach rechts auf eine
untergeordnete Straße ab, die aber ebenfalls sehr gut
befahrbar
ist. Wem das als Tagesausflug von Addis Ababa dennoch zu weit ist, kann
auch
nahezu vor Ort, im Ethio German Park mit grandioser Aussicht
übernachten.
Wir werden allerdings heute
nach Addis
wieder zurückkehren und haben den ganzen Tag für
Debre
Libanos eingeplant. Die Zeit ist wirklich mehr als ausreichend
dafür und man kann sich ganz entspannt den Tagesablauf
einteilen
und muss nichts auslassen.
Bild 054 + 055:
Frühstück in Addis und Vorbereitung der
Kindergartenbox
So
beginnen wir in aller Ruhe mit einem äthiopischen
Frühstück und bereiten die Prinzessin des Hauses
für ihren Kindergartentag vor. Dazu gehört eine
große Box, die alle Kinder mitzubringen haben, in der
sämtliche Mahlzeiten und Getränke des Tages
untergebracht sind. Es ist ein
amüsantes und niedliches Bild zugleich, wenn sich alle
Kindergartenkinder mit diesen großen farbigen Boxen auf den
Weg machen und darüber hinaus noch ihren Ranzen mit den
Schulsachen auf dem Rücken haben. Natürlich werden
die meisten Kinder in diesem Alter in den Kindergarten gebracht, denn
der
Einzugsbereich der Einrichtung ist recht groß und der Weg
durch die verkehrsreiche Stadt viel zu unsicher.
Bild 056: Fertig zum "Abmarsch"
Auch wir packen so langsam unsere Sachen zusammen, damit wir den Tag
voll ausnutzen können.
Für unsere Fahrt gibt es heute wieder einen PKW aus dem
Freundeskreis der Familie, den wir gestern schon nutzen durften. Wir
müssen nur die paar Meter durch die Gassen bis an den Rand des
Woredas laufen und die Fahrt kann beginnen. Henok muss arbeiten, ...
also fahren, und seine Frau kann sich einmal mit uns entspannen und die
Aussicht
genießen. Je nach Verkehrsverhältnisse,
Tierbewegungen und eventuelle Kontrollen, muss man für die
Strecke bis Debre Libanos anderthalb bis zwei Sunden einkalkulieren.
Das hängt natürlich auch davon ab, von wo man in
Addis startet. Den Stadtverkehr muss man in der Regel noch hinzurechen.
Wir erreichen den Berg Libanon, wie Debre Libanos übersetzt
heißt, ohne besondere Vorkommnisse. Pausen haben wir uns
unterwegs erst einmal verkniffen. Das können wir immer noch
tun, wenn sich auf dem Rückweg noch Freiräume ergeben.
Bild 057:
Auszug Google
Maps - Lage des Debre Libanos Klosters - Bitte Karte
anklicken
zur
weiteren Lageerkundung in Debre Libanos und Umgebung
Bild 057 + 058: Am Eingangstor zum Areal von
Debre Libanos
Vor
dem Klostergelände und auch hinter dem ersten Tor, befinden
sich
ausreichend Parkplätze. In der Regel sollte man sich schon auf
dem
großen Platz vor dem ersten Tor ein Plätzchen suchen
und den
Weg in Richtung Klosterkirche langsam angehen und genießen.
Natürlich kann man sich da kaum beherrschen, schon die ersten
Motive mit der Kamera einzufangen. Ebenso natürlich ist es
dann
auch, dass die ersten selbst ernannten Aufpasser auf einen einreden und
das Fotografieren verbieten wollen. Wir lassen uns natürlich
nicht
so recht beirren, denn schließlich ist unsere Genehmigung
schon
unterwegs. In Debre Libanos ist das nicht besonders günstig.
Nach
dem heutigen Tageskurs von zirka 1:25 sind das stolze 22 EUR.
Für
äthiopische Verhältnisse ist das kaum umsetzbar.
Allerdings
sind das fast immer nur die Preise für die Touristen und
für
Einheimische kostet es nix.
Bild 059: Foto-Video-Ticket
Bild 060 - 062: Die Klosterkirche Tekle
Haymanot von Debre Libanos Bild 062: Die drei großen
Mosaikarbeiten über den Türen
der Westseite
Über den drei großen
Türen der Westseite,
die keine
Klinken besitzen und auch nicht als offizieller Eingang der Besucher
dienen, sind drei große Mosaiken zu sehen. Das linke zeigt
den
Heiligen Michael, das mittige die Krönung von Yekuno Amlak zum Kaiser
Tasfa Jesus
(Tasfa Iyasus) durch Tekle Haymanot und das rechte den Heiligen
Gabriel. Tasfa Jesus war der erste Kaiser der wiedererrichteten
Salomonischen Dynastie nach der Zagwe-Dynastie.
Bild 063 + 064: Verzierungen an den
Türen
Bild 065: Vor der Klosterkirche
Das
Kloster Debre Libanos ist das größte von ganz
Äthiopien. Hier und in dessen Umgebung sollen über
500
Mönche leben, arbeiten und in den Klosterschulen studieren.
Der
Friedhof von Debre Libanos ist der größte des Landes
und auch der beliebteste Bestattungsort
für
die christlichen Äthiopier. Jeder möchte in
dieser heiligen Erde begraben sein. Deshalb ist es nahezu
ausgeschlossen,
während eines längeren Aufenthaltes in Debre Libanos,
nicht auf
eine
Bestattungszeremonie zu treffen. Mit dem Besuch der Klosterkirche muss
man sich deshalb auf die Pausen zwischen den Zeremonien konzentrieren.
Als wir eintreffen, findet gerade wieder eine Bestattung
statt.
Bevor wir uns die Kirche ansehen, besuchen wir deshalb ein Museum,
welches sich ein Stück linker Hand der Kirche befindet. Es
wurde
erst im Jahr 2010 eröffnet und beherbergt zahlreiche
Schätze
und Relikte aus der langen Klostergeschichte, sowie verschiedene
Gegenstände aus dem Klosteralltag und historische Fotos.
Über zwei Etagen
kann man
sich ausgiebig mit den Exponaten beschäftigen. Das
Fotografieren
ist im Museum allerdings untersagt. So können wir an dieser
Stelle leider keinen Eindruck von der Ausstellung vermitteln. Rechts von der Klosterkirche ist gerade ein
stattlicher Neubau im
Gange, der ebenfalls wie eine Kirche aussieht (nicht im Bild
>> nur im Video). Was es
damit auf sich
hat, können wir aktuell noch nicht herausfinden. Damit sind
die Bauarbeiten im Klosterareal aber offenbar immer noch nicht
abgeschlossen, wenn man die Darstellungen auf den ausgehangenen
Bildplanen betrachtet und diese nicht gerade seitenverkehrt sind.
Bild 066: Steinerne Informationstafel
neben dem Eingang der Südseite
Nun ist es an der Zeit die Klosterkirche zu besichtigen, bevor die
nächste Bestattungszeremonie beginnt. Henok stellt sich zum
Spaß mit ausgebreiteten Armen vor die große
Steintafel neben dem Eingang, die etwas zur Klostergeschichte zu
berichten hat. Aber keine Angst, wir werden keine Übersetzung
anstreben. ;-)
Die Geschichte zu Debre Libanos ist lang und voller
Mythen und Sagen, teilweise auch recht widersprüchlich, weil
die
Daten und Aussagen verschiedener Quellen nicht immer zusammen passen.
Sie geht bis auf Abba Libanos zurück, der einer der 9 Heiligen
war, die im Jahr 480 nach Axum, der ersten großen
Residenzstadt
des alten Äthiopien (Axumitisches Reich), gekommen sein
sollen. Sie kamen aus
verschiedenen Teilen des Oströmischen Reiches, um der
Verfolgung
wegen ihres Glaubens an die Lehren des Heiligen
Kyrill von Alexandria, zu entgehen. Dies als eine der Folgen
des Konzils
von Chalzedon,
welches im Jahr 451 stattfand. Abba Libanos, auch Abba Mete'a, wird
darüber hinaus auch als "Apostel von Eritrea" bezeichnet, da
er
vor allem in Mereb Melash, einem Teil des heutigen Eritrea gepredigt
haben soll. Es wird berichtet, dass Abba Libanos ein Teil der
kaiserlichen Familie des Römischen Reiches gewesen sein soll,
wobei Abba Libanos übersetzt "Vater Libanon" bedeutet. Es wird
deshalb diskutiert, dass er auch aus dem Libanon gekommen sein
kann. Nach der Ankunft der 9 Heiligen in Axum wird berichtet, dass Abba
Libanos vom Heiligen Frumentius bekehrt worden wäre, der der
erste
Bischof von Axum war. An dieser Stelle beginnt die Geschichte
undurchsichtig zu werden. Dies deshalb, weil der Heilige
Frumentius,
der gleichzeitig der Gründer der äthiopischen Kirche
war,
schon um das Jahr 383 herum gestorben ist. Also eigentlich
schon lange vor der
Ankunft der 9 Heiligen.
Bild 067 - 071: Im Innenraum der Tekle
Haymanot Klosterkirche In dem
Schrein vor dem Eingang zum Allerheiligsten soll der
abgetrennte Fuß von Tekle Haymanot aufbewahrt sein.
Bild 072: Der stets verschlossene
Eingang zum Allerheiligsten. Dieser Bereich darf nur von den Priestern
und Diakonen betreten werden. Darüber die Darstellung der
Trinity, mittels dreier gleich aussehender bärtiger
Männer.
Bild 073 - 075: Tekle Haymanot, eine der
beiden kaiserlichen Logen und zahlreiche Gemälde
Aber egal wie, ... dem Heiligen Abba Libanos wird ein großer
Anteil
bei der Verbreitung des christlichen Glaubens auf dem Gebiet des
heutigen Äthiopien und Eritrea zugeschrieben. So soll er auch
40
Jahre lang am Ort des heutigen Debre Libanos gewirkt und in einer
Höhle gelebt haben. Dort soll ihm wiederholt der Erzengel
Gabriel
erschienen
sein, der ihm versprach, dass der Ort zu seinen Ehren künftig
Debre Libanos heißen wird, wenn er nach Tigray in die Heimat
seines Ziehvaters zurückkehren würde.
Erst sehr viel später, im Zeitraum des 6. bis 10.
Jahrhunderts,
betrieben Anhänger von Abba Libanos ein Kloster am
Fuße des
Felsens mit der Höhle. Die Mythen berichten weiter, dass Ende
des
10. Jahrhunderts Andersgläubige alle Mönche
töteten und
über 200 Jahre lang die Kontrolle über das Gebiet um
Debre
Libanos behielten.
Bild 076 - 079: Weitere Innenansichten und
Blick in die Kuppel
Erst im 13. Jahrhundert kam der Heilige
Tekle Haymanot,
geboren als Feseha Zion im Königreich Shoa (auch Shewa), nach
Debre Libanos, bekehrte die Menschen der Region endgültig zum
Christentum und gründete 1284 ein neues Kloster mit dem Namen
Debre Atsbo. Er war in
der Folge der Hauptabt des Klosters, Ichege genannt, und damit der
zweithöchste Kirchenführer nach dem Abuna in der
äthiopischen Kirche. Erst im 15. Jahrhundert wurde das Kloster
in
Debre Libanos umbenannt. Tekle Haymanot soll von 1213 bis zirka 1313
gelebt haben und hat eine hoch interessante und sagenumwobene
Lebensgeschichte zu bieten. Auch Tekle Haymanot wird das Leben in einer
Höhle in der Felswand über dem Kloster zugeschrieben,
wo er 29
oder 34 Jahre lang stehend gebetet haben soll. Dann brach ihm wohl der
Teufel ein Bein oder schnitt es ab, um weitere Gebete zu verhindern.
Daraufhin betete Tekle Haymanot weitere 7 Jahre auf einem Bein
stehend und bekam später von Gott, seine in den
Kirchendarstellungen sichtbaren, 6 Flügel verliehen. Nach
seinem
Tod wurde Tekle Haymanot in der Höhle bestattet und erst
später in die Klosterkirche umgebettet, die dann seinen Namen
erhielt. Soweit ganz kurz ein kleiner Einblick in die umfangreichen
Legenden um Debre Libanos.
Bild 080 + 081: Glaskunst von Afewerk
Tekle An der
Klosterkirche hat Äthiopiens berühmtester
Künstler Afewerk
Tekle mit
zahlreichen Kunstwerken seine Handschrift hinterlassen. In den Fenstern
der Nordseite kann man 10 Apostel erkennen und auf der anderen Seite
verschiedene Darstellungen aus biblischen Geschichten.
Nachfolgend die
einzelnen Fenster im Detail.
Bild 088: James oder Jakobus der Jüngste - Sohn von Alphaeus oder Alphäi (oben),
Judas Thaddäus (unten)
Bild 089: Adam & Eva (oben), Noah (unten)
Bild 090: James oder Jakobus der Ältere - Sohn von Zebedee oder Zebedäi (oben),
Philippus (unten)
Bild 091: Petrus (oben), Andreas (unten)
Weniger legendär und leider als gesichert gilt, dass die
Klosteranlage
während einer islamischen Invasion im 16. Jahrhundert,
geführt vonAhmad
Gragn (Linkshänder), schwer zerstört wurde.
Einer seiner Anhänger steckte das Kloster am 21.07.1531 in
Brand.
Erst im Jahr 1699 wurde das Kloster von Kaiser Iyasu dem
Großen
wieder vollständig aufgebaut. Nachdem die Klosterkirche
über die Jahrhunderte baufällig geworden war, wurde
diese 1908 von Kaiser Menelik II
als
achteckiger Bau mit doppelter Dachanlage, bekrönt mit einer
großen Kuppel, neu errichtet. Bei den Ausgrabungen in
Vorbereitung des Neubaus fand der
künftige Haile Selassie einen goldenen Ring mit einer
Inschrift,
den er Menelik übergab. Aktuell ist leider keines der
ursprünglichen Gebäude mehr erhalten. Die historische
Klosterkirche Meneliks, über
dem Grab von Tekle Haymanot, wurde
leider auf Veranlassung von
Kaiser Haile Selassie im
Jahr 1961, wiederum durch einen modernen Neubau ersetzt.
Federführend
war dabei der italienische Architekt Benedetto Andrea. Die Bauzeit
betrug nur 3 Jahre.
Bild 092 + 093: Weitere Glaskunst von Afewerk
Tekle im Bereich unterhalb der Zentralkuppel
Nicht unerwähnt darf die
Tragödie des 21. Mai 1937 bleiben, als italienische Faschisten
297 Mönche und 23 andere Klosterbewohner
grundlos ermordeten. Nach
einem versuchten Attentat am 19. Februar 1937, auf den
italienischen Besatzungs-Gouverneur Rodolfo Graziani,
glaubte man, dass die Mönche und Novizen des Klosters an dem
Plan
beteiligt waren. Daraufhin befahl der Gouverneur italienischen
Kolonialisten,
die Bewohner des Klosters zu massakrieren, da er nicht auf die
Ergebnisse der offiziellen Untersuchung warten wollte. Jahre
später wurde neben dem Parkplatz ein Grabmal
errichtet, in dem die Überreste der Ermordeten bestattet
wurden,
nachdem sie lange Jahre als Knochen, verpackt in Kisten und
Säcken
oder auf Haufen lagernd, auf ihre Beerdigung gewartet hatten.
Inzwischen steht auch heute die nächste Bestattungszeremonie
an. Von draußen klingen schon die ersten Klagerufe durch die
großen Holztüren und der Priester, der uns
begleitet, mahnt zur Eile. Man könnte sich natürlich
noch stundenlang in der Kirche beschäftigen und hat sicher
immer noch nicht jedes Detail entdeckt und ergründet, aber die
uns zur Verfügung gestandenen Zeit war schon ergiebig genug.
Machen wir noch einen äußeren Rundgang, bevor wir
das
nächste Ziel im heiligen Gelände aufsuchen.
Bild 094 - 098: Rückseite der
Klosterkirche mit Eingang zur Gruft und Blick zum Friedhof
Bild 099: Tekle Haymanot Church - Debre
Libanos
Südlich
des Klosters befindet sich ein kleiner Fluss, der normaler
Weise von einem vom Felsplateau stürzenden Wasserfall gespeist
wird, aber heute
trocken
liegt. Nach dessen Überquerung kann man zirka 20 Minuten durch
den
Wald den Berg hinaufgehen und gelangt so an den Fuß der
Felskante, die das Tal von Debre Libanos einfasst. Hier befindet sich
die Höhle, in der Tekle Haymanot viele Jahre gebetet haben
soll.
Der Ort ist wesentlicher Bestandteil des Pilgerweges der
Gläubigen, die nach Debre Libanos kommen. Die Höhle
ist
verschlossen und wird von einem Mönch bewacht. Ohne seine
Genehmigung ist kein Eintritt möglich. Der Bereich vor der
Höhle ist betoniert, was die in diesem Zuge mit einbetonierten
Bäume sicher demnächst übel nehmen werden.
Der Vorplatz
ist noch einmal mit einem Holzumgang eingezäunt, wo sich
steinerne Sitzbänke befinden und die Schuhe abgelegt werden
müssen.
Bild 100 - 106: Aufweg + Vor der
Höhle des Tekle Haymanot
In der Höhle erwarten den Besucher zahlreiche
Plastikfässer,
in die das von der Decke tropfende und aufgefangene Wasser
abgefüllt wird. Es wird dann an die Gläubigen
verkauft. Das
Wasser gilt als heilig und ihm werden darüber hinaus
verschiedene Heilkräfte zugeschrieben. Da wir nun lange genug
mit den
Füßen in dem Wasser gestanden haben, hoffen wir auf
ewige
Gesundheit und ein langes Leben, wie es Tekle Haymanot
vergönnt
war. ;-)
Bild 107 - 112: Die Höhle des Tekle
Haymanot von Debre Libanos
Und wenn das noch nicht gereicht haben sollte, kauft Henok lieber noch
einen
Kanister voll des heiligen Höhlenwassers für zuhause.
Auf dem Rückweg versuchen wir einen Ausblick auf das Kloster
von oben zu erwischen und probieren einige Abstecher ins
Grüne und auf ein paar Felsvorsprünge. Leider haben
wir keinen Erfolg, denn überall
versperren Bäume die Sicht. Offenbar muss man sich
dafür
direkt auf das Felsplateau über der Höhle begeben.
Bild 113: Ruine im Wald
In Begleitung der aus der Tiefe hallenden Schreie von Heilung suchenden
Pilgern, steigen wir wieder durch den Wald hinab zum Kloster. Viele
Leute bringen kranke und behinderte Familienmitglieder an diesen Ort
und lassen an ihnen diverse Behandlungen durchführen. Das
möchten wir uns aber lieber nicht aus der Nähe
ansehen. Die Geräuschkulisse ist schon bedrückend
genug.
Bild 114 - 116: Wir verlassen das
Klostergelände von Debre Libanos
Wir fahren wieder zurück in Richtung A3 und machen auf halber
Strecke noch einen kleinen Spaziergang über einen Markt, der
sich direkt am Straßenrand befindet. Leider haben schon viele
Händler ihre Waren zusammengepackt und sind
abgezogen. Für ein paar Eindrücke reicht es aber
immer noch. An derartigen Gelegenheiten sollte man keineswegs einfach
so vorüber fahren.
Bild 117 - 125: Markt bei Debre Libanos
An dieser Stelle nun auch noch eine Zusammenfassung in bewegten Bildern
mit zusätzlichen Aufnahmen und natürlich der echten
örtlichen
Geräuschkulisse.
Video: Das Kloster Debre Libanos und
die Höhle des heiligen Tekle Haymanot + Markt
Während
unserer Touren im letzten Jahr in Deutschland, hat sich Henok eine
Sache von uns abgeguckt: Man muss nicht immer zur Mittagspause in ein
Gasthaus gehen. So haben wir heute alles für ein Picknick
dabei und genießen währenddessen die Aussicht in
einen der vielen "Grand Canyon's" von Äthiopien.
Ein sehr guter
Platz dafür, ist der Außenbereich des Ethio German
Park Hotels (Lodge) bei Debre Libanos, genau dort wo die
Straße vom
Kloster in die A3 einmündet. Zur Vollendung dürfen
wir uns auch noch ein frisches Bierchen aus dem Restaurant des Hauses
bringen lassen. Für alle Bieretikettensammler hier wieder
einmal ein neues.
Bild 126: Ethiopian Zebidar Beer
Bild 127:
Auszug Google
Maps - Lage des Ethio German Park und der Portuguese Bridge
(Ras Darge's Bridge) - Bitte Karte
anklicken
zur
weiteren Lageerkundung
Bild 128 - 130: Einfahrt zum Ethio German Park
Hotel und Ausblick in das Tal - Bilder zum Hotelbereich sparen wir uns.
Schaut euch einfach die angegebene Website an.
Am Grunde der Schlucht befindet sich ein Nebenfluss des Blauen Nils.
Dieser befindet sich bereits auf dem Gebiet von
Amhara. Die Entfernung wird einem erst bewusst, wenn man sich per
Satellit einen Überblick verschafft. Bis zum Fluss sind es von
unserem Picknickplatz über 4 km Luftlinie.
Nach unserer schönen Mittagspause unternehmen wir eine kleine
Wanderung zur sogenannten portugiesischen Brücke. Diese ist
in wenigen Gehminuten vom Ethio German Park aus zu erreichen.
Bild 131 - 135: Auf dem Weg vom Ethio German
Park zur portugiesischen Brücke
Auch wenn immer noch dieselbe Schlucht vor uns liegt, gibt es im
Verlauf des Weges immer wieder neue Eindrücke, die eigentlich
kein
Foto wiedergeben kann. Sehr gerne würden wir auch einen
Spaziergang durch die Dörfer am Grunde der Schlucht und am
Fluss entlang unternehmen, aber dahin führt leider
keine Straße, und ohne diese reicht die Zeit nicht.
Bild 136 - 141: Ausblicke in die Schlucht auf
dem Weg zur portugiesischen Brücke
Schließlich kommen wir an einen seitlichen Einschnitt der
Schlucht und die alte aus Natursteinen errichtete Brücke
rückt ins Blickfeld. Bevor man zur Brücke
hinabsteigen
kann, muss man ein Tor passieren und tatsächlich an einem
Kassenhäuschen eine kleine Gebühr entrichten. Man
kann sich gar nicht vorstellen, dass sich das lohnt. Wir sind die
einzigen Wanderer weit und breit, von ein paar Eseln, Affen und wenigen
Einheimischen abgesehen. Aber für diese ist ja der Durchgang
sowieso
frei.
Bild 142 - 146: Ausblicke oberhalb der
portugiesischen Brücke
Über
die Ursprünge der sogenannten portugiesischen Brücke
wird kontrovers
diskutiert. Einigen zufolge wurde sie im 16. Jahrhundert von
Portugiesen
erbaut, andere sagen wiederum, dass sie im 19. Jahrhundert von Ras
Darge (dem
Onkel von Menelik II.) gebaut wurden sei. Man kann sich kaum
vorstellen, dass dies nicht sicher herauszubekommen ist. Ras
Darge
oder Darge Sahle Selassie war der Onkel von Menelik II. und der Sohn
von Negus Sahle Selassie von Shewa. Bei Negus Sahle Selassie laufen
auch die Stammbäume von Menelik II. und Haile Selassie
zusammen.
Haile Selassie's Vater, Ras Makonnen, war der Enkel von Negus Sahle
Selassie.
Bild 147 - 149: Ausblicke von der
Brücke, flussaufwärts und -abwärts
Leider ist von dem ansonsten tosenden Gewässer,
außer ein paar übrig gebliebene Tümpel,
nichts mehr zu sehen. Nachdem man die
Brücke
überquert
hat, kann man links des Flusses zwischen Feigenkakteen, Aloen,
Blutblumen und anderen interessanten Pflanzen entlang gehen, bis man an
einen
großen
Felsen ankommt, der markant in die Schlucht hineinragt. Er ist gar
nicht zu übersehen. Von dort oben kann man auf einen
imposanten Wasserfall mit der Brücke im Hintergrund blicken,
... könnte man, wenn es Regenzeit wäre. Dazu
müsste man aber im Zeitraum Juli - September hier sein.
Dennoch lassen wir uns natürlich den kurzen Weg zu dem Felsen
mit der schönen Aussicht nicht entgehen.
Bild 150 - 156: Fliegen und durch die Schlucht
gleiten müsste man können. ;-)
Bild 151: Aloe vera
aus der Familie der Grasbaumgewächse
Bild 152:
Blutblume / Scadoxus
Multiflorus aus der Familie der Amaryllisgewächse
Wem das nicht geheuer ist, der muss ja nicht so weit an den Rand gehen,
denn die Aussicht kann man auch von anderen Punkten hervorragend
genießen. Irgendwann wird der Felsen schon einmal abbrechen.
;-) Man muss sich wirklich Zeit dafür nehmen
und am besten ein Fernglas oder eine Kamera mit gutem Zoom
dabei haben. Außer dem Wind und ein paar Tierstimmen herrscht
absolute Stille.
Bild 157: Blick zur Brücke, ...
leider heute ohne Wasserfall
Bild 158 - 164: Nur ein paar Ausblicke
Gehen wir wieder zurück, und da gerade kein Wasser im
Flussbett ist, gehen wir einmal das letzte Stück diesen Weg
und unter der Brücke hindurch. Beruflich vorbelastet, gehe ich
dabei dem Bauwerk auf den Grund. Einer der Brückenpfeiler
hängt schon bedenklich in der Luft. Wenn man hier
mittelfristig nichts tut, wird die Brücke wohl nicht mehr
viele Regenzeiten überleben.
Bild 165 - 172: Auf dem Rückweg
geht's mal unten durch. Bild 168: Der schwebende
Brückenpfeiler
Bild 169 - Das Wach- und
Kartenhäuschen oberhalb der Brücke
Kurz bevor wir am Ethio German Park eintreffen, geht im
Gestrüpp ein lautes und immer näher kommendes
Spektakel los, dass einem angst und bange wird. Ein großer
Trupp Paviane hat offenbar ein innerpolitisches Problem auszutragen.
Ein Glück, dass wir nicht einbezogen und ignoriert werden. Die
Affen stürzen an uns vorüber, stürmen den
Ethio German Park, sind dort plötzlich wieder ganz ruhig und
verschwinden im Anschluss im Busch am
Felsvorsprung.
Bild 170: Wir erreichen wieder den Ethio
German Park.
Und jetzt noch ein kleines Filmchen zum Zurücklehnen.
Video: Portuguese oder Ras Darge's
Bridge - Debre Libanos
Jetzt bleibt nur noch die Rückfahrt nach Addis Ababa. Gleich
nach der Abfahrt sehen wir zahlreiche Verkaufsstände an der
Straße, mit Schnitzereien aus Alabaster und Holz.
Vorzugsweise verschiedene Kreuze, Ketten und Bildhalter für
Heiligendarstellungen.
Bild 171: Kunsthandwerk zum Verkauf am
Straßenrand
Weiterhin des Weges gibt's dann noch ein Interview mit der Polizei und
den üblichen Fragen nach den Papieren, dem Woher, Wohin und
Warum, aber mit Touris an Bord verläuft die Sache in der Regel
immer etwas schneller als gewöhnlich.
Bild 172 + 173: Kleine Kirche in der
Nähe von Chancho
Im letzten Drittel des Weges, halten wir noch an einer kleinen Kirche
für ein paar Fotos an und erreichen
schließlich gegen 17:30 Uhr Addis Ababa. Der
Kindergarten ist da
natürlich schon geschlossen, aber für die Abholung
der
Prinzessin war rein vorsorglich schon ein anderes Familienmitglied
beauftragt.
Bild 174 - Wieder zu Hause
Bild 175 + 176: Eine Freundin des Hauses + Kaffeezeremonie
Bild 177 + 178: Und jetzt
auch noch Hausaufgaben :-(
Bei den abendlichen Hausaufgaben und unseren Blick in die "Schulhefte",
gehen uns die Augen über. Was hier ein Kindergartenkind
leisten muss, das gibt es bei uns nicht einmal in der 1. Klasse. Aber
wie
man sieht, ist das alles kein Problem.
Jetzt haben wir nur noch diesen Abend in Addis, der sich
natürlich nur sehr schwer beenden lässt. Kurz vor 6 am
nächsten Morgen werden wir Äthiopien in Richtung
Madagaskar verlassen. Aber das ist eine andere und sehr lange
Geschichte, die für diese Seite bisher nicht in der Planung
ist.
Wir sehen uns dafür in Kürze auf der
nächsten
Äthiopienreise wieder,
wenn wir uns zu einigen Völkern des Südens begeben.
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text + Videos: Peter Joachim