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ETHIOPIA - THE SOUTH

Ein Reisebericht - Teil 7

06.06.2019 – Von Jinka zu den Mursi und Key Afer Market
(29.09.2011 nach dem äthiopischen Kalender)

Ethiopia - The South Heute steht einmal kein Sachen packen auf dem Programm, da wir noch eine weitere Nacht in Jinka bleiben werden. So können wir ohne zusätzlichen Aufwand den heutigen Plan in Angriff nehmen, dazu gehört der Besuch des Mursi Volkes und die Erkundung des farbenfrohen Wochenmarktes in Key Afer. Dabei werden wir für den ersten Teil über 140 km abarbeiten.
Die vergangene Nacht haben wir kaum geschlafen. Auf der einen Seite haben uns die Priester der äthiopischen orthodoxen Kirche "unterhalten" und auf der anderen Seite haben sich immer wieder jaulende Hyänen und brüllende Kühe an den Predigten beteiligt. An und für sich hören wir ja die äthiopischen Kirchengesänge sehr gerne, aber wenn diese von endlosen und lautstarken Vorträgen der Priester über Lautsprecher unterbrochen werden, ist das nicht so gut und unmöglich Schlaf zu finden. Welcher Heilige dafür verantwortlich war, der in dieser Nacht gefeiert wurde, haben wir nicht erfahren. Leider zog sich das Ganze fast bis zum Morgen hin. Dementsprechend sitzen wir wie gerädert am Frühstückstisch und brauchen etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen.
Für 7:30 Uhr ist unsere Abfahrt eingeplant und wir begeben uns nun langsam zum Treffpunkt am Eingang der Lodge, wo bald darauf Mastu und Alex eintreffen. Wenigstens sehen die beiden recht ausgeruht aus. Ihre Unterkunft war wohl zum Glück ein Stück weiter weg von den nächtlichen Feierlichkeiten.
Auf der Fahrt zu den Mursi muss uns ein lokaler Guide begleiten, den Mastu und Alex schon vorher eingesammelt haben. So kann unsere Fahrt ohne weitere Umwege beginnen.

Mago Nationalpark - Ethiopia

Mago Nationalpark - Ethiopia

Mago Nationalpark - Ethiopia

Bild 518 - 520: Blick in den Mago-Nationalpark

Wir fahren über eine Sandpiste in westliche Richtung von Jinka in den Mago-Nationalpark. Eigentlich war ja der Park ursprünglich Teil unseres Reiseverlaufs, aber Mastu erzählt, dass sich die meisten Tiere verzogen hätten, als man mitten in den Park unter chinesischer Führung eine Zuckerfabrik errichtet und Zuckerrohrplantagen von über 250.000 Hektar angelegt hätte. Wie es im Angesicht des Nationalparkcharakters des Gebietes dazu kommen konnte, ist jederman unklar. Der Park wurde erst 1971 gegründet und hat eine Fläche von zirka 2.162 km². Er liegt auf einer Höhe zwischen 450 und 2.528 m über dem Meer. Die höchste Erhebung ist der Mount Mago. Darüber hinaus wird der Park auch von einem gleichnamigen Fluss durchquert. Normaler Weise soll es in dem Park ursprünglich Büffel, Geparden, Elefanten, Giraffen, Gnus, Leoparden, Löwen, Zebras, Afrikanische Wildhunde und zahlreiche andere Säugetiere gegeben haben. Insgesamt hat man über 81 größere Säugetierarten gezählt. Darüber hinaus kann man wohl bis zu 237 Vogelarten entdecken. Weiterhin beachtlich sind die vielfältige Pflanzenwelt, einige heiße Quellen und zahlreiche beeindruckende Aussichtspunkte des Parks.
Es werden noch heute Tierbeobachtungssafaris in den Mago-Nationalpark angeboten, was Hoffnung macht, dass noch nicht alle davongelaufen sind. Hoffen wir auf den Sachverstand der neuen und künftigen äthiopischen Führungen.

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Geier - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Geier - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Geier - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 521 - 524: Geier im Mago-Nationalpark

So bleiben uns nur die paar Tiere, die wir durch Zufall am Rande oder auf unserer Piste entdecken. Besonders häufig treffen wir dabei auf weitläufige Verwandte, die hier in der Gestalt von Pavianen die Strecke belagern. Nähere Kontakte sollte man aber besser nicht aufnehmen, denn sie sollen nicht zur freundlichsten Sorte gehören.

Mago-Nationalpark - Äthiopiuen

Perlhühner - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Paviane - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 525 - 527: Durch den Mago-Nationalpark - Perlhühner + Paviane

Nach zirka einer Stunde Fahrt sitzt eine Menschenansammlung am Rande der Sandpiste. Hier bekommt unsere Truppe weiteren Zuwachs. Nun sind wir auch stark bewaffnet, denn ein weiterer Guide mit einer Maschinenpistole muss auch noch mit. Die äthiopischen Vorschriftenmacher werden schon wissen warum. Wegen der "verschwundenen" Tierwelt wird das vermutlich nicht sein. Immerhin ist Äthiopien bekannt für seine zahlreichen ethnischen Unruhen. Darüber hinaus haben hier viele Einheimische eine eigene Waffe.

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 528 + 529: Gelbes Blütenmeer am Kontrollpunkt

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 530: 15 Minuten später

Nach unserer Aufrüstung mit dem Maschinenpistolenführer, dauert es noch zirka 30 Minuten, bis wir auf ein kleines Lager der Mursi treffen. Es befindet sich unweit der Sandpiste und macht auf uns keinen besonders lebensechten Eindruck. Auf dem "Parkplatz" davor, ist auch schon eine weitere Besuchergruppe eingetroffen, die sich ebenfalls mit den Mursi befassen möchte. Das gefällt uns natürlich weniger und der anderen Truppe bestimmt ebenso wenig.

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 531 - 538: Bei den Mursi im Mago-Nationalpark

Zunächst einmal ist auszuhandeln ob man fotografieren oder filmen möchte. Unser örtlicher Guide erklärt die Sachlage. Um in das Lager zu kommen und Fotos machen zu dürfen, sind pro Person 100 Birr zu bezahlen. Also nicht 100 Birr für ein Foto, sondern je Fotograf. Dann könne man so viele Fotos machen wie man möchte. Ansonsten sind in der Region aktuell 5 Birr je Foto üblich. Da ist die zuvor genannte Pauschale natürlich deutlich besser, auch wegen der ständigen Fragerei und Kramerei nach dem Geld, die dann nicht nötig ist. Allerdings hatten wir uns schon in Addis in Anbetracht dieses Wissens, mit reichlich 5 Birr Scheinen eingedeckt. Wer noch Videos drehen möchte, muss noch einmal 200 Birr bezahlen. Das Geld bekommt ein Stammesvertreter, der es dann irgendwie aufteilt oder für bestimmte Dinge des Stammes verwendet.

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 539 - 548: Bei den Mursi im Mago-Nationalpark

Allerdings scheinen mit diesen Stammesregeln nicht alle einverstanden zu sein. Sobald der örtliche Guide, unsere bewaffnete Begleitung und die Stammesvertretung, nicht alles im Blick haben, werden gesonderte Forderungen aufgemacht, die manchmal sehr "eindringlich" zur Sache gehen. Für ein Foto wird auch oft der Kauf eines Lippentellers eingefordert. Es fliegt schon manchmal auch der eine oder andere Stein oder ein Stück Holz. Soweit wir das feststellen, sind das wieder einmal nur die Frauen und davon vorwiegend die älteren. Man sollte sich also beim fotografieren der Leute umsichtig wie üblich verhalten, auch wenn es die Generalerlaubnis der Stammesvertretung gibt.

Lippenteller - Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Lippenteller - Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 549 - 559: Die Mursi mit ihren Lippentellern

Leider bekommen wir von dem normalen Stammesleben kaum etwas zu sehen. Es scheint so, als hätte man schon auf uns gewartet und die große Lippenteller- Verkaufsveranstaltung ist gestartet. Irgendwie haben wir das Gefühl, als würde dieses Lager nur zum Zwecke der Touristenempfänge betrieben. Man sieht eigentlich nichts, womit sich die Mursi ansonsten beschäftigen oder wovon sie leben. Nicht einmal die Lippentellerherstellung selbst, zu der ja viele Arbeitsgänge gehören, kann man vor Ort nachvollziehen. Das normale Dorfleben findet vermutlich an einer ganz anderen Stelle statt.

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 560 - 569: Bei den Mursi im Mago-Nationalpark

Das Volk der Mursi, die sich selbst als Mun bezeichnen, wird aktuell auf etwa 10.000 Angehörige geschätzt und lebt weitestgehend im westlichen bis nördlichen Bereich des Mago-Nationalparks. Ihr Stammesgebiet hat sich aber im Laufe der Jahrhunderte immer wieder etwas verschoben, was zu Konflikten mit ihren Nachbarn geführt hat. Nach dem Zugang zu modernen Waffen, wurden diese Konflikte immer gefährlicher.
Die Mursi gliedern sich in fünf Untergruppen, die als Ariboli, Baruba, Biogolokare, Gongulobibi und Mugjo bezeichnet werden. Diese wiederum teilen sich in sogenannte Klans auf, die sich nach der väterlichen Erblinie ausrichten.
Die Mursi könnte man durchaus als Halbnomaden ansehen, da sie überwiegend von Rinderzucht und Ackerbau leben, dessen Standort sie nach den Regenzeiten ausrichten. Deshalb haben sie in der Regel verschiedene Dörfer, die sie je nach Bedarf wechseln. Wichtigste Anbauprodukte sind Sorghum, Mais, Bohnen und Kichererbsen. Je nach dem, wie die Regenzeiten liegen und das Wasser der Flüsse Omo und Mago anschwillt oder zurückgeht, werden die Anbaufelder in Flussnähe oder weiter entfernt neu angelegt.

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 570 - 578: Bei den Muris im Mago-Nationalpark

Besonders bekannt sind die Mursi für die sogenannten Lippenteller ihrer Frauen. Spätestens im Alter von 15 Jahren wird die Unterlippe der jungen Mädchen mit einem Holz durchstochen, dessen Größe im Laufe der Zeit immer mehr erweitert wird. Wenn sich das Loch genügend vergrößert hat, geht man dann auf Tonscheiben über, die am Rande eine Nut haben, damit die Scheibe in der Unterlippe Halt findet. Die Scheiben werden immer weiter vergrößert, bis irgendwann ein Durchmesser von mindestens 12 cm erreicht wird. Während dieser Zeit werden auch die unteren Schneidezähne entfernt, da diese sonst an die Lippenteller stoßen. Man sagt, dass die Größe des Lippentellers auch Einfluss auf den Brautpreis hätte.
Wie es ursprünglich zu dieser Tradition gekommen ist, bleibt ungewiss. Eine nicht bewiesene Geschichte ist zum Beispiel jene, dass man die Frauen für Sklavenjäger uninteressant machen wollte. Andere sehen in den Tellern ein Schutzschild gegen böse Geister. Warum sollen aber nur Frauen vor bösen Geistern geschützt werden?
Neben den Lippentellern findet man bei den Mursi auch Verzierungen der Haut durch künstlich angelegte Narben. Beliebt ist auch phantasievoller Kopfschmuck, bei dem nahezu jedes Material Verwendung findet. Bei den Männern trifft man oft zusätzlich auf die verschiedensten weißen Körperbemalungen. Besonders stolz sind diese auch auf ihre Waffen, die sich in der Regel als sowjetische Maschinenpistolen entpuppen, zu der sie schon in der Zeit des Derg gekommen sein müssen. Ob diese heute noch funktionieren oder nur noch als Drohgebärde und Statussymbol verwendet werden, will vermutlich kein potentieller Konfliktpartner herausfinden. Allerdings sind diese Maschinenpistolen nicht nur bei den Mursi zu finden, sondern sind im gesamten Land bei den Stämmen weit verbreitet.

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 579 - 586: Bei den Mursi im Mago-Nationalpark

Nachdem wir vermutlich jedes Klanmitglied getroffen und dennoch leider nicht viel über die Lebensweise der Mursi erfahren haben, geht es wieder zurück in Richtung Jinka, um dort die Mittagspause am gewohnten Platze anzusteuern. Mal sehen, ob wir unterwegs noch das eine oder andere Motiv am Wegesrand entdecken werden.

Oscher - Ethiopia Oscher - Ethiopia

Oscher - Sodomsapfel - Ethiopia

Bild 587 - 589: Fettblattbaum oder Oscherstrauch / Calotropis procera
Die Früchte der zur Familie der Hundsgiftgewächse zählenden Pflanze, werden auch als "Sodomsapfel" bezeichnet. Dadurch kommt es immer wieder zu Verwechslungen mit einer gleichnamigen anderen Pflanze.

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 590 - 593: Ausblicke über den Mago-Nationalpark + Bodenstrukturen eines Berges

Mrsi - Mago-Nationalpark - Ethiopia Mursi - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 594 - 596: Kinder der Mursi am Rande der Piste, die mit ihrer auffälligen Körperbemalung kaum zu übersehen sind.

Schließlich kommen wir wieder an der gelben Blumenwiese an und unsere Bewaffnung verabschiedet sich, um hier auf die nächsten Reisenden zu warten.

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 597 + 598: Mago-Nationalpark - Gelbes Blütenmeer am Kontrollpunkt

Und weiter geht es in Richtung Jinka und an "unseren" Geiern vorbei, die sich immer noch in beträchtlicher Anzahl versammeln. Jetzt sehen wir auch den Grund, nachdem wir einen Blick von erhöhter Stelle über das Busch- und Grasland schweifen lassen. Ein Stück von der Piste entfernt, liegt etwas Großes in den Büschen, und das Umfeld kocht geradezu von unzähligen Geiern, die immer wieder ihre blutigen Hälse in die Höhe recken. Genaueres können wir leider aus der Ferne nicht erkennen und wollen der Sache auch nicht direkt auf den Grund gehen. Das ist uns dann doch zu unsicher. Wer weiß, was sich noch alles im Gestrüpp verbirgt.

Dikdik - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Dikdik - Mago-Nationalpark - Ethiopia Dikdik - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Dikdik - Mago-Nationalpark - Ethiopia

Bild 599 - 602: Das Dikdik / Salt's dik-dik (Madoqua saltiana), eine Zwergantilope

Schließlich treffen wir wieder in Jinka und dem Besha Gojo Restaurant ein. Mike's Auto steht heute an einem anderen Lokal. Er wird wohl das Beja Gojo Restaurant erst einmal für ein paar Tage meiden, bis er sicher ist, uns nicht mehr zu treffen. ;-)
Nach der Mittagspause brechen wir in Richtung Süden nach Key Afer auf, um dort den Wochenmarkt aufzusuchen. Für die Strecke sind ungefähr 60 Minuten einzuplanen.

Stelzenläufer - Near Key Afer - Ethiopia

Stelzenläufer - Near Key Afer - Ethiopia Stelzenläufer - Near Key Afer - Ethiopia

Bild 603 - 605: Stelzenläufer kurz vor Key Afer

Kurz vor Key Afer sind einige weiß bemalte Kinder mit Stelzen auf der Straße unterwegs und hoffen so auf den einen oder anderen Birr von den Vorbeifahrenden. Die Idee scheint ganz erfolgreich zu sein, und dies nicht nur bei den wenigen Touristen die gerade hier unterwegs sind.
In Key Afer trifft man vorwiegend auf Angehörige der Volksgruppe der Banna (Empfehlung für Informationen zu weiteren Volksgruppen: Atlas of Humanity). Allerdings ist jeden Donnerstag Wochenmarkt und somit finden sich auch Vertreter anderer Stämme ein. Das Gebiet der Banna grenzt unmittelbar an das Gebiet der Hamer. Beide Volksgruppen sind rein äußerlich schwer zu unterscheiden. Man nimmt sogar an, dass die Banna vor Jahrhunderten aus den Hamer hervorgegangen sind. Auf dem heutigen Markt bilden beide Volksgruppen die Mehrheit. Schauen wir uns im Ort ein wenig um und beginnen den Marktbesuch mit einem einheimischen Lokal am Rande des Marktgeländes.

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 606 - 609: In einem Lokal der Banna von Key Afer

Im Marktlokal der Banna wird im wahrsten Sinne des Wortes mächtig "geeimert". Was das für ein undurchsichtiges und dickflüssiges Gebräu ist, wissen wir allerdings nicht. Ist das nun alkoholisch oder nicht? Der Hauptanteil der zirka 45.000 Banna sind immerhin Muslime und da sollte man keinen Alkohol vermuten. Mehre tausend Stammesangehörige zählen sich jedoch zu den Christen. Ob man die beiden Glaubensrichtungen optisch auseinanderhalten kann, bringen wir nicht in Erfahrung. Die Antwort ist also noch zum Tage offen. Leider können wir auch nicht so lange bleiben wie wir möchten, da es wieder einmal die einheimischen Frauen sind, die etwas dagegen haben.
Das bunte Treiben auf dem Marktgelände und den Dorfstraßen ist ein optisches Feuerwerk. Man kann sich kaum lösen und könnte tausend Fragen stellen. Bunt geschmückte Menschen und zum Teil Waren, die wir noch nie gesehen haben. Jetzt müsste man deren Sprache sprechen können. Mastu und der uns verordnete örtliche Guide sind leider keine große Hilfe. Die Sprache der Banna kann Mastu natürlich nicht und das Englisch des örtlichen Guides beschränkt sich auch nur auf wenige Schlagwörter.

Key Afer Market - Ethiopia Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 610 - 618: Key Afer Market

Das Beste an der ganzen Sache ist, dass wir so gut wie gar nicht auffallen und die einzigen Bleichgesichter und Touris im Gelände sind. Auch hier gilt natürlich bei Fotos aus der Nähe, immer vorher fragen. Die einen sind dafür und die anderen dagegen. Aber bitte das übliche Fotogeld von 5 Birr nicht vergessen! Aufnahmen aus der Ferne mit vielen Leuten sind in der Regel natürlich kein Problem. Das wäre auch recht schwierig mit der Bezahlung. ;-)

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 619 - 625: Key Afer Market

Das Marktgelände ist in drei verschiedene Hauptbereiche aufgeteilt. Der größte und interessanteste Teil und der mit den meisten Leuten, ist jener, wo hauptsächlich Lebens- und Genussmittel gehandelt werden. Im mittleren Bereich werden Haushaltsgegenstände, Textilien, Schuhe und anderes gehandelt. Und ganz am Ende gibt es noch einen Teil der sich mit Schmuck, Schnitzereien und den verschiedensten ethnischen Souveniren befasst. 

Key Afer Market - Ethiopia Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 626 - 634: Key Afer Market

Im Bereich der Schnitzereien und des Schmuckes ist es dann vorbei mit der Nichtbeachtung durch die Einheimischen. Die Händler wissen ganz genau, dass hier mit Touristen am ehesten ein Geschäft zu machen ist. Bevor man etwas anfasst und aus der Nähe betrachtet, sollte man schon fast sicher sein, dass man dieses oder ein ähnliches Teil erwerben möchte. Ansonsten hat man für den restlichen Aufenthalt in Key Afer eine zusätzliche Begleitung an der Backe. Und falls doch der Verfolger irgendwann aufgibt, hat es längst ein anderer Händler mitbekommen und übernimmt mit einem ähnlichen Verkaufsobjekt die Ablösung.

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 635 - 643: Der Kunsthandwerkbereich des Key Afer Markets

In diesem Bereich ist von der Lanzenspitze über sämtlichen traditionellen Schmuck, Kopfstützen, Messer, Schellenbänder in allen Größen und Formen, bunt bestickte Fellkleidung, bis zum vielfältig verzierten Flaschenkürbis alles zu haben. Weiterhin natürlich alles was man aus Holz so schnitzen kann.

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Key Afer Market - Ethiopia

Bild 644 - 648: Holzschnitzereien auf dem Key Afer Market

Eigentlich wollen wir ja gar nichts kaufen aber dann begehen wir den "Fehler" uns ein paar Büsten von unterschiedlichen Frauen der Hamer anzusehen, die je nach Status unterschiedlichen Schmuck tragen. So trägt zum Beispiel die erste Frau andere Reifen um den Hals als die zweite. Die Büsten wieder abzusetzen geht gar nicht. Jetzt sind wir im Netz der Händler gefangen. Ans fotografieren des weiteren Sortiments ist nun nicht mehr zu denken. Ein Glück, dass wir nun sowieso am Ende unseres Marktrundganges angekommen sind. Jetzt werden uns zahlreiche Büsten von unterschiedlichen Händlern hinterher getragen. Wir haben inzwischen den Marktbereich verlassen aber der Händler dessen Figuren wir in der Hand hatten, gibt immer noch nicht auf.

Key Afer Market - Ethiopia Key Afer Market - Ethiopia

Bild 649 + 650: Banna oder Hamer oder ...?

Auch die Beschäftigung mit anderen Dingen hilft nicht weiter. Der Händler verfolgt uns bis ins Dorfzentrum, wo wir noch einen Kaffee trinken möchten. Schließlich zahlt sich seine Beharrlichkeit doch noch aus und wir sind für umgerechnet 30 EUR um zwei Hamerfrauen aus anderthalb Kilo Ebenholz reicher und dürfen unseren Kaffee nun in Ruhe genießen. Im Nachhinein sind wir aber doch sehr zufrieden den Handel gemacht zu haben. Die Figuren sind wirklich schön gemacht und für den Preis absolut kein Fehler. Wir werden schon noch ein schönes Plätzchen für sie zuhause finden.



Video: Key Afer Market

First and second Omo wife - Ethiopia

Bild 651: Erste (links) und zweite Hamer-Ehefrau (rechts). Es gibt aber auch noch eine dritte Ehefrau, die wiederum einen anderen Halsschmuck trägt. Frauen die den Schmuck der ersten und zweiten Ehefrau zusammen tragen, sind auch anzutreffen. In diesem Fall ist die Frau eine zweite Ehe eingegangen und nunmehr die zweite Ehefrau des zweiten Ehemannes geworden. Zweimal kann man offensichtlich nicht die erste Ehefrau werden. Zumindest haben wir keine einzige Hamerfrau gesehen, die den Halsschmuck der ersten Ehefrau doppelt trägt.
Die Messingarmreifen sollten übrigens für maximal 100 Birr das Stück erhandelt werden.


Nach unserem nunmehr entspannten äthiopischen Kaffee und ausführlichem Genuss des Dorftreibens auf der angrenzenden Straße, geht es wieder zurück nach Jinka.

Between Key Afar and Jinka - Ethiopia

Bild 652: Landschaft zwischen Key Afer und Jinka

In Jinka wieder angekommen, ist es noch viel zu früh, um einfach wieder in die Lodge zu fahren. Also unternehmen wir noch vorher einen kleinen Spaziergang im Ort. Danach treffen wir gegen 17:00 Uhr wieder in der Eco-Omo Lodge ein. Da wir die letzte Nacht kaum geschlafen haben, versuchen wir bis zum Abendessen noch ein wenig an unseren Matratzen zu horchen, was allerdings dem auf unserem Dach herumtollenden Getier nicht passt. Also wird es jetzt auch nichts mit der teilweisen Nachholung der verpassten letzten Nachtruhe.

Erzrabe - Eco-Omo Lodge - Jinka - Ethiopia

Bild 653: Erzrabe (Corvus crassirostris) / Thick-billed raven auf unserem Zeltdach

Morgen früh werden wir die Eco-Omo Lodge verlassen und nach Turmi aufbrechen. Auf dem Programm steht der Besuch des Hamer-Volkes.

Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text und Videos: Peter Joachim

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