CHUCK
FENDA & JAH HERO FEAT. SOLID VIBRATIONS BAND
30.03.2016 - CHESTERS CLUB BERLIN
Kürzlich war "The Poor People
Defender" Chuck Fenda, aka "The Living Fyah", im Rahmen seiner
Frühjahrs-Europatour wieder einmal im Lande. Irgendwie konnten
wir es die "letzten" Jahre nicht einrichten eines seiner Konzerte zu
besuchen, obwohl er erst letzten Sommer in Deutschland unterwegs und
auch in Berlin war. So liegt es sage und schreibe knapp elf Jahre
zurück, als wir ihn bei seinem Festivaldebut auf dem Summerjam
2005 sehen konnten. Es wurde also höchste Zeit, sich wieder
einmal mit ihm zu befassen. Bei der Gelegenheit konnten wir auch noch
den hierzulande als Newcomer geltenden Jah Hero aus Gambia erleben, der
Chuck Fenda an einigen Stationen begleitet hat.
Für
die hiesige Tourorganisation war das Berliner Label "Manjago
Vibrations" verantwortlich, das gleichzeitig das Management von Jah
Hero und die Veröffentlichung seines Debutalbums "Chants of
Freedom" übernommen hat. Um uns zu beiden Künstlern
auf den aktuellen Stand zu bringen und ein wenig in dessen Geschichte
zu kramen, haben wir uns den 30.03.2016 aus dem Tourplan herausgepickt.
Doch bevor wir uns in den Chesters Club nach Berlin begeben, hier noch
ein Auszug
von Chuck Fenders diesjährigem Europa-Tourplan-Entwurf:
17.03.2016
- DE - Hamburg
18.03.2016 - DE - München - Rayclub Orptimolwerk
19.03.2016 - DE - Bremen - Schuppen 2
20.03.2016 - DK - Aarhus City
24.03.2016 - NL - Amsterdam
25.03.2016 - SE - Stockholm
26.03.2016 - BE - Antwerpen
27.03.2016 - NL - Rotterdam - Club Empire
29.03.2016 - AT - Wien - Escalera 30.03.2016
- DE - Berlin - Chesters Club
01.04.2016 - DE - Düsseldorf - Exit
02.04.2016
- CH - Genf
03.04.2016 - FR - Lyon
08.04.2016 - CH - Zürich
09.04.2016 - FR - Paris
So sahen zumindest die ersten Planungen aus. Aktuell umgesetzt konnten
dann schließlich nur die Termine in München, Bremen,
Wien, Berlin und Düsseldorf werden. Ursache sollen zu sehr
voneinander abweichende Finanzierungsvorstellungen zwischen Chuck Fenda
und den Bookern gewesen sein.
Der Chesters Club befindet sich im Hinterhof der Glogauer
Straße 2, unmittelbar an der Südgrenze des
Görlitzer Parks. Diese kleine Eventlocation fasst nach Angaben
des Betreibers maximal 200 Gäste, obwohl mir dies schon recht
hoch
gegriffen scheint. Als wir pünktlich zum Einlassbeginn die
Schallschutzschleuse passieren, sind wir leider weit und breit noch die
einzigen Interessenten. Wie es eine Schleuse so an sich hat,
öffnet sich erst die nächste Tür wenn die
erstere wieder verschlossen ist. Erstbesucher also bitte nicht von der
verschlossenen Tür abschrecken lassen und erst einmal nach der
Klingel suchen.
Während wir auf die weiteren Gäste und den Beginn der
Show warten, startet Vido Jelashe, heute als Soundsystem, mit dem
Warm-up.
Das Anwachsen des Publikums gestaltet sich äußerst
schleppend. Die Strichliste am Einlass sieht bis jetzt sehr
besorgniserregend aus.
Tourmanagerin Nina von Manjago Vibrations macht einen
erschöpften und enttäuschten Eindruck. Erst hat sie
Chuck Fenda tags zuvor persönlich nach Wien und
letzte Nacht wieder zurückgefahren, so gut wie nicht geschlafen, und
nun auch noch das hier. In der Hoffnung auf ein paar Leute mehr, soll deshalb die
Show so lange wie möglich nach hinten geschoben werden.
Währenddessen spielt der Barkeeper ständig mit der
Nebelanlage, die dem kleinen Raum überhaupt nicht gut tut.
Unter dem Gesichtspunkt scheint der abgetrennte kleine fensterlose
Raucherraum von
zirka 6 m² Größe etwas sinnlos, zumindest
was die Nebeleinschränkung im Konzertraum betrifft. Ob nun
schädlich oder nicht, aber in hoher und ständiger
Konzentration ist auch der Qualm der Nebelmaschine keineswegs angenehm.
Letztendlich kann der Mann aber überzeugt werden, wenigstens
während dem Konzert sein Hobby einzustellen. Sonst
kann die Kamera auch gleich in der Tasche bleiben.
Schließlich beginnt die Show, und der Barkeeper hält
zum Glück sein Wort, was eine klare Sicht auf die
Bühne gestattet. Es starten Jah Hero und die Solid Vibrations
Band aus Berlin.
Live
Video: Jah
Hero & Solid Vibrations Band - 1/5 - Yaad Away Home
Am
16. März, also erst vor zwei Wochen, hat Jah Hero sein
Debutalbum "Chants of Freedom"
veröffentlicht und wird es heute gemeinsam mit der Solid
Vibrations Band vorstellen. Für
jene, die sich die Musik mit nach Hause nehmen möchten, hat
Jah Hero auch noch eine volle Kiste mit seinem Erstling
mitgebracht.
Die
sechsköpfige junge Berliner Band, die erst 2015 gegründet wurde, ist mit folgender Besetzung
angetreten: An den Drums: Golde Locks, am Keyboard: Elie, am Bass:
Ruben, an der Lead Guitar: Philip, an der Rhythm Guitar: Marc Sipekey
und am
Saxophone: Mark.
Der erste Song klang schon einmal richtig gut und ist noch nicht auf
"Chants of Freedom" vertreten. Weiter geht es mit "Reggae Music", der
gleichzeitig der Opener seines Albums darstellt.
Live
Video: Jah
Hero & Solid Vibrations Band - 2/5 - Reggae Music
Joseph Mendy, alias Jah Hero, wurde am 20. Juli 1980 in Sotokoi in
Gambia geboren. Zum Ende
seiner High School Zeit begann er zu singen und sich das Gitarrenspiel
selber beizubringen. Schulen, die eine musikalische Ausbildung
anbieten,
gibt`s in Gambia leider nicht. Ein paar Jahre
später begann er mit einigen Freunden zusammen Musik
zu spielen, woraus im Jahr 2002 die Roots Bongo Band entstand. Der Name
entwickelte sich aus ihrer Vorliebe für Roots Reggae den sie
mit
dem Klang der Bongo untersetzten. Sie etablierten sich als
Unterhaltungsband in den Hotels für die Touristen und spielten
ausschließlich Cover Songs.
So sollte es weiter gehen, bis zum Jahr 2009, als sich die Wege der
Band
mit Nina Beste aus Deutschland kreuzten, die sich für Reggae
interessierte und für die sie ein paar Songs aufnahmen. Das
bemerkenswerte an der Geschichte ist, dass Joseph drei Wochen vorher,
als noch niemand etwas von Nina wusste, einen Song mit dem Titel "Nina"
schrieb.
An dieser Kreuzung gehen wir kurz ein Stück in der
Zeit auf Nina´s Weg zurück, bevor wir den weiteren
Werdegang des
künftigen Jah Hero
weiter beleuchten.
Nina kommt ursprünglich aus Bad Nauheim in Hessen. In der
Schulzeit begann sie Flöte zu spielen und trat später
dem örtlichen Kirchenchor bei. Im Laufe der Jahre begann sie
auch
eigene Texte zu schreiben und übte sich in ihrer Freizeit an
verschiedenen Musikinstrumenten. Schließlich entschied sich
die Familie 1998 nach Estepona zu gehen. Estepona ist eine Stadt an der
Costa del Sol in der Provinz Málaga in Andalusien in
Spanien. Dort setzte sie ihre Ausbildung an englischen Schulen fort,
was ihr auf dem weiteren Weg zugute kam. Nach der Schule studierte sie
Hotelmanagement und nahm danach für anderthalb Jahre
Schauspiel- und Gesangsunterricht in New York. Ursprünglich
besonders an der Schauspielerei interessiert, zog es sie bald mehr zum
Gesang hin. So kam es schließlich, dass sie nach ihrem
Abschluss in New York, im Jahr 2009 nach London zog, um dort
für drei Jahre ein Bachelorstudium in Commercial Music an der
University of Westminster zu absolvieren. 2009 begann sie auch
professionell Musik zu machen, die aber mit Reggae
noch nichts zu tun hatte. Durch den Besuch verschiedener Reggae Clubs
in London, lernte sie letztendlich einige Gambianer kennen, die sie auf
die Reggae-Szene in Gambia aufmerksam machten. Und so kam es
schließlich dazu, dass sich Nina im Rahmen eines Urlaubs in
Gambia umsah und auf die Roots Bongo Band einschließlich
dessen
Leadsinger Joseph traf.
Live
Video: Jah
Hero & Solid Vibrations Band - 3/5 - Rise
In der Folge trat Nina Beste 2010 der Band bei. Nach weiteren
Hotelauftritten versuchte sie die Musiker zu animieren ihr eigenes
Material zu produzieren, um sich vom Image einer Coverband zu
lösen und sich weiter entwickeln zu können. Die Roots
Bongo Band bestand jetzt aus 7 Musiker, davon mit Nina Beste, Ismaila
Colley und Joseph Mendy mit drei Leadsinger an der Spitze, die auch
gemeinsam die
neuen Songs für die Band entwickelten. Kurz
darauf zog
Joseph 2009 für zwei Jahre nach London und begann
dort gemeinsam mit Nina Beste an den Aufnahmen für das
Debutalbum der Roots Bongo Band.
Die
erste Single "Leaders
of Tomorrow" wurde von BBC1 gespielt, um seine Musik in
London vorzustellen.
Am 07.01.2012 wurde das gleichnamige Debutalbum dann
veröffentlicht, welches ein reines Roots-Reggae Album geworden
ist. Im folgenden Sommer zog Joseph nach Gambia
zurück, um mit der Band lokal auf Tour zu gehen und
das
Debutalbum "Leaders Of Tomorrow" zu präsentieren. Das Album
und dessen gleichnamige Single kamen in Gambia bald auf Platz 1 der
Charts. Es
folgten unter anderem Auftritte in lokalen Fernsehsendungen wie "Banjul
Night Live" und eine Radiosendung "Around The World
With Nina" auf
Paradise FM mit Jah Hero als Co-Moderator.
Live
Video: Jah
Hero & Solid Vibrations Band - 4/5 - Good Ways
Inzwischen wurde an Material für weitere Alben gearbeitet, die
ursprünglich schon in 2013 folgen sollten. Darunter ein Album
mit afrikanischer Musik, an
dem sogar der Präsident von Gambia beteiligt war, und eine
Fortsetzung
von "Laeders Of Tomorrow". Dazu kam es aber leider nicht mehr. Nach
einem weiteren Touring im Jahr 2013, rund im Großraum von
Banjul, kam es zum Bruch in
der Band. Am 06.12.2013 verkündete der Daily
Observer von Banjul die Auflösung der Roots Bongo
Band, nach dem die Leadsinger Joseph und Nina die Band verlassen hatten
und die Arbeit nunmehr als "JoeHero & Nina" fortgesetzt hatten.
Die
übrigen Musiker waren offenbar nicht bereit, trotz
umfangreicher finanzieller Unterstützung, den eingeschlagenen
Weg fortzusetzen. Das führte zu Spannungen in der Truppe und
zur Trennung, wie
unter obigem Link nachzulesen ist.
DJ Vido
Jelashe
Bereits im Frühjahr 2014 folgte unter dem Namen JoeHero
& Nina das umfangreiche Digital-Release "Voice To Follow",
teils mit neuen und teils mit früheren Songs aus der Roots
Bongo Zeit und stellt eine Mischung aus Roots-Reggae und Pop dar.
Anfang 2014 zog Joseph nach Berlin, um seine Karriere als
Sänger auch international zu fördern
und begann später eine
Ausbildung als Tontechniker am SAE Institute in Berlin. Aus
"JoeHero
& Nina" ist nunmehr der Solosänger Jah Hero geworden
und Nina Beste hat das Label Manjago Vibrations gegründet, um
damit Jah Hero und andere Künstler managen zu können.
Am 01.09.2015 erschien die Single mit Jah Heros Ohrwurm "Rise" und am
16.03.2016 folgte sein inzwischen "drittes Debutalbum" mit seiner
Beteiligung.
Dieses Mal allerdings ein Soloalbum unter dem Namen Jah Hero und dem
Titel "Chants of Freedom".
Ein richtiger Newcomer ist Joseph also nicht mehr, können wir
schlussendlich feststellen, sondern nur wenn wir
von Jah Hero sprechen.
Live
Video: Jah
Hero & Solid Vibrations Band - 5/5 - Chanting / Armageddon
Soweit zur Vorstellung von Jah Hero, die ohne den Ausflug in seine
Vorgeschichte und in die seines heutigen Managements und
früherer Gesangspartnerin sehr unvollständig
wäre.
Inzwischen ist Jah Hero im letzten Teil seiner überzeugenden
Show angelangt und zeigt mit "Burn Down Rome" auch noch seine
Dancehallqualitäten. Für uns hat sich Jah Hero sehr
gut verkauft, und wenn er die bisherige Linie beibehält, ist
uns um die weitere musikalische Zukunft von Jah Hero nicht bange. Sehr
schade nur, dass der Chesters Club bei weitem nicht ausgelastet war.
Jah
Hero hätte es verdient mehr Aufmerksamkeit zu bekommen.
DJ Vido leitet gleich zum Auftritt von Chuck Fenda über, der
aber noch nicht
ganz startbereit ist bzw. noch etwas zurückgehalten wird. Die
Band legt erst einmal eine Pause ein und Vido muss noch ein wenig an
den Knöpfen schrauben. Aber noch länger auf mehr
Leute zu warten, ist leider vergeblich investierte Zeit.
Aber lange müssen wir nicht mehr warten. Die Solid Vibrations
Band geht wieder auf die Bühne und wird auch für Cuck
Fenda die Riddims einspielen.
Einen Backstagebereich gibt es im Chesters nicht. Gegenüber
der Bühne befinden sich die Bar und direkt daneben eine
höher liegende und abgegrenzte Sitzecke. Von dort beginnt
Chuck Fenda seinen Auftritt und stimmt den ersten Song "Stage Time" an.
Sein Outfit passt ja heute direkt zu den
Bühnenvorhängen, wirkt aber leider etwas lieblos und
sieht eher aus wie das eines "Freizeitgermanen". ;-)
Weiter geht es mit "I Swear" und "Haffi Win" ("Can´t Stop
Try") von seinem 2004er Debutalbum "Better Days". Wobei "Haffi Win"
glatt als "Sizzla" durchgehen könnte.
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 1/8 - I Swear
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 2/8 - Haffi Win
Leshorn Whitehead, alias Chuck Fenda, wurde am 15. Juni 1972 im
Stadtteil Brooklyn von New York geboren. Schon als Jugendlicher war die
Musik sein größtes Hobby, und er versuchte dabei als
Deejay einige seiner Lieblings-Entertainer nachzuahmen. Dies
veranlasste ihn bald eine musikalische Laufbahn in Angriff zu nehmen.
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 3/8 - Murderer + Is All
About The Weed
In den Jahren 1995 und 96 reiste er oft zwischen Jamaica und den USA
öfter hin und her und arbeitete daran seine musikalischen
Fähigkeiten auszubauen. Dabei verbrachte er viel Zeit im
Studio von King Jammy. Dort entstand auch seine erste Single "Shut Your
Mouth When Yuh Bad Man Talking" für John John (King
Jammy´s Sohn). Die nächste Single war "The Glue" und
King Jammy war von den Fähigkeiten Chuck Fenda´s
tief beeindruckt, so dass er ihn einlud weiter für sein Label
aufzunehmen. So wurde schließlich die 1996er Single "Jah Jah
It’s All About You" veröffentlicht, die bald darauf
in mehrere Charts der Karibik kam.
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 4/8 - Gwaan Plant
Kurz darauf begann er auch
mit anderen Produzenten zusammenzuarbeiten, so auch mit "Shocking
Vibes", wo er die Single "Fat Round Yah" aufnahm. 1997 beschloss Chuck
Fenda nach Jamaica zu ziehen, sich voll auf seine musikalische Karriere
zu
konzentrieren und weiterhin mit King Jammy zusammenzuarbeiten. 1998
folgten Hits wie "Mi See It Clear" und "Badda Badda".
Letzterer
kam in die Top 10 mehrerer Charts der Karibik und wurde in den
Dancehalls und im Radio hoch und runter gespielt. Später
folgten weitere
Dancehall Hits wie "Right Now" oder "Lift It Up".
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 5/8 - Cry For My People
Im Jahr 2000 wechselte er schließlich zu "Fith Element
Records", was seiner Karriere einen weiteren Schub versetzte. Dort nahm
er den Rastafari Glauben an und befasste sich nunmehr mit den Themen
der Armen
in seinen Texten, was ihm bald den Titel "The Poor People Defender"
einbrachte. Er erlangte Ruhm mit Songs wie "Life Ruff Out
Deh", "I Swear", "Can't Stop Try" (aka "Haffi Win"), "Respect Mama" und
"How You Feel". 2004 landeten diese unter anderen auf seinem Debutalbum
"Better Days".
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 6/8 - Warning
Heute hat Chuck Fenda weltweit einen festen Platz in der Reggae- und
Dancehall-Szene eingenommen und hat inzwischen mehrere weitere Alben
und zahlreiche
Hits auf seinem Konto zu verbuchen. Seine bisher letzte
Veröffentlichung ist die mit leider nur vier Songs versehene
EP "Masterpiece"
von November 2015, die bisher nur als Download zu finden ist.
Live
Video:
Chuck Fenda & Solid Vibrations Band - 7/8 - Coming Over Tonight
Was die Zeit ist schon rum? Das war aber jetzt ein Scherz von Chuck
Fenda. Zwei Songs stehen doch noch auf der Setlist! Aber
schließlich gibt´s nur noch ein Stück, und
dieses gibt´s dafür im Doppelpack mit Jah Hereo.
Auch wenn wir nun
schon "Legalize It" zum dritten Mal des Abends hören, ist
diese Version
doch etwas völlig Neues, da Jah Hero auch noch die Gitarre
spielt und insgesamt ein etwas anderer Rhythmus dahinter steht.
Live
Video:
Chuck Fenda & Jah Hero feat. Solid Vibrations Band - 8/8 -
Legalize It
Ein schöner Abschluss dieses tollen Programms! Weitere Songs
von Chuck Fenda, die hier
nicht als Video eingebunden sind, waren: "Stage Time",
"Herbalist Farmer", "It Hard", "Gash Dem" und "Real Man". Das geplante
"Jah Is Worthy" ist leider entfallen. :-(
Chuck Fenda
in der Garderobe, die inzwischen als Backstage umgetauft worden ist. ;-)
Wir sprechen nach dem Konzert noch ein wenig mit Jah Hero, um ein paar
ergänzende Informationen zu bekommen.
Reggaestory.de:
Auf dem diesjährigen Debutalbum von Jah Hero "Chants Of
Freedom", gibt es ja einige Überschneidungen zu
früheren Produktionen. Ich denke da zum Beispiel an das 2012er
Debutalbum "Leaders of Tomorrow" der Roots Bongo Band und das 2014er
Digital Album "Voice To Follow", damals noch unter dem Namen JoeHero
& Nina. Was habt ihr jetzt anders gemacht, oder was war der
Grund frühere Songs erneut zu verwenden? Jah Hero:
Das stimmt, ich habe ein paar Songs des "Leaders of Tomorrow" Albums
als Bonus Tracks auf "Chants of Freedom" erneut
veröffentlicht. Ich mag diese Tracks sehr und singe sie oft
bei Konzerten. Ich wollte nicht, dass Leute mich
später
fragen, wieso sie denn nicht auf meinem Album sind. Die Songs wurden
alle von mir geschrieben und komponiert, daher habe ich das Copyright.
Da das Album damals eigentlich nur für Gambia gedacht war und
die Band nun nicht mehr zusammen spielt, habe ich die Tracks neu
veröffentlicht. Sonst kann man sie nämlich nicht
online bekommen. "Voice To Follow" wurde eigentlich gar nicht
veröffentlicht! Das war gerade der Moment in dem ich anfing
Solo zu singen und das Album wurde dann nicht mehr
veröffentlicht. Reggaestory.de: Wie
kam es zum Namenswechsel von JoeHero zu Jah Hero? Jah Hero:
Mein Vorname ist Joseph, aber meine Freunde nannten mich nur Joe. Dann
gab mir jemand den Spitznamen Hero und ich knüpfte damals
beides so als Spitznamen zusammen. Als ich mich letztes Jahr
näher mit meiner Solokarriere als Künstler befasste,
sah ich, dass der Name Joe Hero schon von jemand anderem genutzt wurde.
Daraufhin sagte der Drummer meiner Band "Solid Vibrations": "Wieso
nennst du dich nicht Jah Hero? Du singst doch über Jah und
seine Worte, über Rastafari und du liebst Reggae." Ich fand
diesen Name passend und habe mich direkt dafür entschieden. Reggaestory.de:
Siehst du dich als Rasta? Immerhin singst du auch davon, obwohl man in
Gambia und dem umgebenden Senegal, so gut wie keine echten Rastas
findet.
Leute die dort zwar oft so aussehen, sind ja meistens Baye Fall und dem
Islam zugehörig. Da du aber auf vielen Fotos ein christliches
Kreuz an der
Kette trägst, schließe ich das zumindest schon
einmal aus. Jah Hero:
Ich komme aus einer christlichen Familie, aber aus einem zum
Großteil muslimischen Land. Ich habe viel Zeit mit Leuten von
verschiedenen Religionen verbracht, aber habe das Rastafari Movement
als 'ehrlichste' empfunden. Ja ich bin Rasta, von den Haaren bis zum
Glauben!
Reggaestory.de:
Auf der 2015er Single "Rise" sind deine Dreads noch bedeutend
länger als in der Zeit davor und auf dem Albumcover des gerade
erschienenen "Chants Of Freedom". Habt ihr da etwa wieder ein
älteres Foto verwendet? Das verwirrt ein wenig. Jah Hero:Zusammen
mit meinem Label "Manjago Vibrations" haben wir uns
für dieses Bild entschieden, da es mich zu der Zeit
widerspiegelt
in der dieser Song von mir geschrieben wurde. Es geht in "Rise"
über mein Leben in Gambia, wie es auch im Video dargestellt
wird. Wir wollten ein Bild, dass dies authentisch rüberbringt.
Leider musste ich mir aus beruflichen Gründen damals in
England meine Dreads abschneiden. Daher sind die Bilder seitdem mit
etwas kürzeren Dreadlocks, aber sie wachsen ja wieder nach.
Heutzutage ändern Frauen wie auch viele Männer ihre
Frisuren und Haarfarben ganz oft. Ist es etwa verwirrend, wenn Katy
Perry auf
manchen Album Covers blaue oder pinke Haare hat, obwohl sie in Natur
braun sind? Viele haben durch Perücken und
Haarverlängerungen heute mal langes, morgen mal kurzes und
dann übermorgen wieder langes Haar, haha! Ich denke,
künstlerische Freiheit was uns ein Lied bedeutet und das
versuchen umzusetzen ist wichtiger. Reggaestory.de:
So gesehen hast du natürlich recht. Mir war nur die kurze
Zeitspanne zwischen Single, Album und heutigem Auftritt aufgefallen,
die ein natürliches Haarwachstum kaum so schnell
überbrücken kann.
Auf "Chants Of Freedom" finde ich nur drei Angaben zu den mitwirkenden
Künstlern. Jah Hero was natürlich klar ist, Nina als
Backgroundsinger und Marc Sipekey an der Acoustic Guitar. Aber wer sind
die übrigen Musiker? Jah Hero:
TomTom Music, welcher auch erwähnt ist, hat
hauptsächlich meine Kompositionen neu produziert und die
Musiker der Bonus Tracks kann man auf der
Originalveröffentlichung des damaligen Albums der Roots Bongo
Band
nachlesen. (Anmerkung:
Die TomTom Studios sind nicht mit dem gleichnamigen Studio in Budapest
zu verwechseln. Hier ist Produzent Reinhold Weber von den TomTom
Studios Berlin Kreuzberg gemeint.)
Reggaestory.de:
Nina war ja ja bei der Roots Bongo Band und bei JoeHero &
Nina nicht nur für die Backing Vocals
zuständig, war auch Leadsinger, hat Musik und
Texte geschrieben, und auch als Solosängerin zu
sehen, unter anderem mit dem Reggae
Cover von Ellie Gouldings "Love Me Like You Do", oder auch
andere Songs die völlig anderen Genres zuzuordnen sind. Hat
sie sich jetzt völlig vom Gesang verabschiedet, oder nimmt sie
die Arbeit mit dem im Februar 2016 gegründeten Label
Manjago Vibrations, nur momentan zu sehr in Anspruch? Jah Hero:
Nina hatte damals aus Spaß in der Roots Bongo Band
mitgesungen, weil wir keine weibliche Background Sängerin
hatten. Da es den Leuten gefallen hat, haben wir sie mehr und mehr
involviert. Eigentlich singt sie New Age Musik und entwickelt
Meditations-Produkte. Sie hat mich immer viel unterstützt,
aber leider konnten sich die beiden Welten nicht gut miteinander
verbinden. Das ist so, Nina meditiert viel, sie macht Yoga, lebt sehr
gesund. Sie raucht nicht, trinkt keinen Alkohol und geht früh
schlafen, um morgens wieder früh ihre Meditationen zu machen.
Die Reggae-Welt ist da anders, da kannst du mir sicherlich Recht geben.
Auftritte fangen meist erst in der Nacht an, gegen 12 oder sogar 2 Uhr
morgens teilweise. Dann wird viel geraucht in den Clubs und so weiter.
Nina sagte mir eines Tages, dass sie dies einfach nicht mehr mitmachen
kann und ich hatte da sofort Verständnis für. Wir
sind sehr verschieden, wahrscheinlich ergänzen wir uns daher
so gut, wie Yin und Yang. Reggaestory.de:
Gab´s eigentlich eine Reaktion von Ellie Goulding auf das
Cover? Jah Hero:
Haha! Ich wollte, dass Nina es singt, da ihre Stimme sehr
ähnlich zu Ellie Goulding's ist. Ich glaube aber nicht, dass
Ellie sich dazu geäußert hat. Unser Cover von Sam
Smith ist auch sehr erfolgreich auf YouTube, aber ich glaube kaum, dass
die Stars die Zeit haben sich alle Covers anzugucken, es gibt ja
Tausende! Reggaestory.de:
Manche Künstler oder deren Management nehmen sich aber schon
die Zeit, und es gibt oft Probleme wegen der Urheberrechte.
Aber wie sieht es eigentlich zwischen Nina und Joseph privat aus?
Immerhin
ist bei vielen Fotos im Web kaum zu übersehen, dass sich bei
euch mehr als eine künstlerische Zusammenarbeit entwickelt hat. Jah
Hero: Wir sind seit vielen Jahren verheiratet! Reggaestory.de:
Eine letzte Frage noch. Da ihr nun in Berlin lebt, hat sich
zumindest für Nina, nach den verschiedenen
Lebensabschnitten in Spanien, USA, England und Gambia, vorerst der
Kreis wieder geschlossen. Aber ich habe gehört, dass ihr in
Kotu / Gambia vor Jahren eine "Roots Bongo Bar" eröffnet und
Charity Projekte gegründet habt. Das sieht nach einem
künftigen Pendlerleben aus, oder habt ihr die Dinge in andere
Hände
gegeben? Jah
Hero: Das stimmt, wir haben während unserer 2
Jahre in Gambia eine Bar gemietet. Der Grund hierfür war, um
neben der Tour mit der Band noch eine Venue zu haben an der wir an
freien Tagen Auftritte haben könnten. Die Bar haben wir bei
unserem Umzug wieder abgegeben. Gambia ist mein Heimatland und ich
werde immer eine Verbindung dazu haben, aber im Moment sieht es nicht
nach Pendeln aus. Ich habe ja noch meine Weiterbildung zum Tontechniker
für ein weiteres Jahr und dann haben wir das schöne
Familienhaus von Nina in Spanien. Da zieht es Nina natürlich
immer wieder hin. Reggaestory.de:
Vielen Dank für deine Zeit, und ich wünsche dir viel
Erfolg bei der Umsetzung deiner weiteren künstlerischen und
privaten Ziele! Jah
Hero: Vielen Dank, ich wünsche dir alles Gute mit
deiner Website. Sie gefällt mir sehr und ich erweitere mein
Deutsch immer sehr gut durch deine Berichte!
Am 9. Juli wird Jah Hero mit seiner Band "Solid Vibrations" beim Afrika
Festival Stuttgart auftreten. Weitere Termine sind in
Vorbereitung.
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal!
Copyright:
www.reggaestory.de
Text + Videokamera: Peter Joachim
Fotos: Marion + Peter Joachim
Mein Dank geht an Nina von Manjago Vibrations, Nightnurse und
natürlich ganz besonders an
die
Künstler des Abends.