SAMORY
I - BLACK GOLD EUROPE TOUR
16.03.2018 - YAAM BERLIN
Samory
I war 2016 zum ersten Mal in Europa auf Tour, unter anderem auch auf
dem Reggae Jam in Bersenbrück, wohin er auch dieses Jahr
wieder
zurückkehren wird. Der fast ständig mit Ganjawolken
umgebende
Sänger, hat mit seiner meditativen bis klagenden
Interpretation des Roots
Reggae, für einen bleibenden Eindruck gesorgt und wanderte
prompt
ein paar Monate später auf das Cover der Riddim, der zweiten
2017er Ausgabe. Im Juli darauf folgte dann sein von Rory Stone
Love produziertes grandioses Album "Black Gold", mit dem er nun in
Europa auf Tour ist. Genau in diese Zeit fällt auch noch die
Wahl
von Samory I, durch die Leserschaft des Riddim Magazins, zum besten
internationalen Newcomer des Jahres 2017.
Im
September 20017 erreichte Samory I bei den Global Reggae
Charts
Platz 1 in den Album Charts und konnte sich auch noch im Oktober vor
Damian Marley´s "Stony Hill" behaupten. Erst im November
wurde er
von Jesse Royal abgelöst, blieb aber noch vor
Chronixx
und
Damian Marley. Aktuell behauptet er sich immer noch in den Top 10 der
Album Charts. Auch im Leserpoll des Riddim Magazins schaffte es "Black
Gold" nach Chronixx´ "Chronology" und vor Damian
Marley´s "Stony Hill" auf Platz 2 in der Kategorie "Bestes
Internationales Album". Für Samory I läuft
also alles bestens.
Aber lassen wir nun ein paar Eindrücke aus dem Berliner YAAM
Revue
passieren, wo von Jah Live
das "Schwarze Gold" zum glänzen gebracht wird. Neben Berlin
steht nur noch Wuppertal als deutsche Tourstation auf dem Programm.
Wir sind gespannt, wie viele Besucher nach all diesen positiven
Bewertungen, den Weg ins YAAM finden werden. Blind vor Eifer sind wir
viel zu zeitig und stehen vor verschlossenen Türen, da wir
gewohnheitsmäßig glatt übersehen haben,
dass heute erst ab 21:00 Uhr geöffnet ist. Vor dem YAAM parkt
ein Transporter, auf dem das offizielle Tourposter abgebildet ist. Als
sich die Schiebtür öffnet, kommt allerhand Equipment
zum Vorschein, was die Frage offen lässt, wo da noch Samory I,
The Black Heart Band, die Managerin, das Tourmanagement und die
restliche Begleitung Platz finden sollen. Bestimmt nicht in diesem
Tourbus.
Im Backstage ist die ganze Truppe gut gelaunt versammelt und wartet auf
ihren Auftritt. Samory I mit europäisch anmutender
Strickmütze und großer Bommel, ist auf dem ersten
Blick gar
nicht zu entdecken, wenn da nicht sein abgeknickter kalter
Spliff in den Mundwinkeln hängen würde. Samory I,
eigentlich schon groß genug, steht auf dem Stuhl und spricht
mit den ihn umgebenden Musikern und seiner Managerin Bridgett "Reuben"
Anderson.
Zum Einstand in die Runde haben wir ein paar Bilder von 2016
für Samory I mitgebracht, die wir auf dem Reggae Jam
geschossen hatten. Ich muss gar nichts dazu sagen, Samory I kann sich
sofort an den Ort und unser Treffen erinnern. Einfach unglaublich, nach
einem einmaligen Ereignis, wo er sicher schon zahllose Leute auf seiner
Tour getroffen hat.
Links: Backcover von dem am 14. Juli
2017 bei Rory Stone Love / Black Dub Music erschienenen "Black Gold"
Debutalbum Rechts: Setlist der Black Gold Tour
Samory I lernen wir heute als einen völlig anderen Menschen
kennen. Auf dem Reggae Jam vor zwei Jahren, war er noch deutlich
distanziert und sehr verschlossen. Dieses Mal ist das ganze Gegenteil
der Fall. Auch die Musiker und das Management sind für alles
offen, und so können wir mit allen nötigen
Informationen und Zustimmungen versehen, ganz entspannt der Show
entgegen sehen.
In der Dancehall ist das Publikum inzwischen angewachsen. Es ist zwar
noch allerhand Luft zwischen den Reihen, aber für einen
Newcomer wie Samory I ist das schon recht zufriedenstellend.
Für das Warm-up ist heute Selecta Hille vom Sound Quake
Soundsystem zuständig und trifft genau unseren Nerv. Gut
ausgewählter Roots Reggae lässt die Zeit wie im Fluge
vergehen, bis die Black Heart Band schließlich auf die
Bühne kommt und sich mit einem Instrumentalstück
einspielt.
Live
Video: The
Black Heart Band
Das war doch schon einmal ein genialer Sound, der uns fast in alte
Zeiten von Black Uhuru entführt hat. Am Keyboard ist
zufälliger Weise auch kein geringerer als Franklyn "Bubbler"
Waul, der schon viele Jahre unter anderen auch bei Black Uhuru gespielt
hat. Vielleicht weht ja von daher der Wind.
Pot. A. Rice Bassy leitet als Bassist und
Moderator nahtlos in den ersten Song der Setlist
über, der mit "Lost Africans" zu den herausragenden Songs von
"Black Gold" gehört.
Live
Video:
Samory I & The Black Heart Band - 1/7 - Lost Africans
Von seiner Bommelmütze konnte sich Samory I noch nicht
trennen. Des Bommels Schwerkraft zieht ihm aber während seiner
Performance immer wieder die Mütze vom Kopf. Irgendwie
ungewohnt aber auch witzig, einen Rasta mit solch einer Mütze
auf der Bühne zu sehen.
Live
Video:
Samory I & The Black Heart Band - 2/7 - Fear Of Jah
Samory Touré Frazer, alias Samory I, wurde am 21.11.1989 in
Jamaica geboren und wuchs in der Ghetto-Enklave Kencot von Kingston
auf. Eine Gegend, die wie die meisten Ghettos von gewaltbereiten
Rudeboys bestimmt wird. So rutschte auch Samory I in dieses Milieu
hinein und verfolgte lange Zeit den falschen Weg. Auch mit dem Namen
den ihn sein Vater gab, konnte er sich früher
überhaupt nicht anfreunden. Erst als er erfuhr das Samory
Touré ein wichtiger
Militärführer gegen Sklaverei und
europäischen Imperialismus in Westafrika war, wurde das
anders.
Live
Video:
Samory I - 3/7 - There Is A Spirit
Wie bei so vielen jamaikanischen Künstlern, beginnen auch bei
Samory I die ersten musikalischen Schritte im Kirchenchor.
Später motivierte ihn seine Mutter auch bei der Gesangsgruppe
Jesus Declares Truth (JDT) einzusteigen, mit der er diverse Preise bei
Gospel-Wettbewerben gewann. An eine musikalische Karriere als Reggae
Sänger war zu diesem Zeitpunkt aber noch lange nicht zu
denken. Die Wende in seinem Leben kam dann eher zufällig, als
er im Jahr 2010 auf der Terrasse seiner Nachbarin Bridgett Anderson,
Gesang zweier Töchter von Earl "Chinna" Smith hörte.
Sein Interesse führte dazu, dass Samory I von den Frauen
aufgefordert wurde ebenfalls zu singen. Seine eher ungewollte
Vorstellung sorgte jedoch für Erstaunen bei den drei Frauen
und Samory´s positives Schicksal nahm seinen Lauf.
Live
Video:
Samory I - 4/7 - African Daughter
Bridgett Anderson, die zufällig auch schon Managerin bei
Größen wie Garnett Silk und Jahmali war, roch sofort
das Potential von Samory I und nahm ihn kurzerhand unter ihre Fittiche.
Zuerst begann er mit Dancehall, merkte aber bald, dass er mit dieser
Musik nicht das vermitteln konnte was er wollte und wendete sich mehr
dem Reggae zu. Schließlich brachte ihn Bridgett Anderson bei
Ajang Records, dem Label von Duckie Simpsons Ehefrau Marcia unter, wo
er in den Jahren 2013 und 2014 seine ersten beiden Singles "With You"
und "Just
Belive" veröffentlichte. Hier war schon deutlich zu
hören welchen Weg Samory I in Zukunft gehen
würde. Seit dieser Zeit begann sich Samory I auch immer mehr
für Rastafari zu interessieren und versuchte einen besseren
Weg für sein Leben zu finden.
Live
Video:
Samory I - 5/7 - Son Of David
Nach weiteren Aufnahmen bei Niney The Observer kam er
schließlich zu Rory Stone Love und seinem Black Dub Label.
Das war das Beste was ihm passieren konnte. Spätestens seit
Rory´s 2013er Erfolgsproduktion "New Name" mit Jah9, war zu
erahnen was mit Samory I folgen würde. Und so war es dann
auch. Die Veröffentlichung von "Black Gold" im Oktober
vergangenen Jahres war überaus erfolgreich und zeigt deutlich
welche Vision von Roots Reggae, Rory Stone Love verfolgt. Da passt
Samory I bestens ins Konzept. Inzwischen ist Samory I mit zahlreichen
Singles und seinem Debutalbum "Black Gold" in aller Munde und tourt nun
schon zum zweiten Mal durch Europa. Wenn das so weiter geht, werden wir
uns um Samory I keine Sorgen machen müssen.
Live
Video:
Samory I - 6/7 - Take Me Oh Jah
Inzwischen sind wir fast am Ende des offiziellen Showteils angelangt.
Es folgen nur noch "Is It Because I´m Black" und "Rasta Nuh
Gangsta". Bassist Pot. A. Rice Bassy ist bei der Black Heart Band das
beweglichste Element im Glied und sorgt immer wieder für die
besten Showeinlagen. Für die Drums hat man Leon Campbell
von Rootz Underground gewinnen können. Leider sieht
man nicht viel von ihm, und ein geeigneter
Schnappschuss will einfach nicht gelingen. Aber selbst wenn, ...
Sonnenbrille und Kopfbedeckung sind sowieso bei ihm meistens im Wege.
Mit dem
letzten Song "Rasta Nuh Gangsta" gibt´s noch
eine extralange Version mit Bandvorstellung und den entsprechenden
Solis. Bis dahin versuchen
wir noch ein paar Flying Dreads von Pot. A. Rice einzufangen.
Live
Video:
Samory I - 7/7 - Rasta Nuh Gangsta
Nach diesem ausgedehnten Finale wird´s vermutlich keine
Zugabe mehr geben auch wenn erst insgesamt 80 Minuten rum sind, aber
die Massive gibt sich noch nicht ganz
geschlagen und arbeitet noch geraume Zeit daran. Leider klappt
es nicht
mehr und die vorgesehenen Songs "I Am Gad" und "Suit & Tie"
bleiben auf der Reservebank bis zum nächsten Mal.
Dafür nimmt sich Samory I am Merchandise alle Zeit der Welt
und jeder Fan kann ganz entspannt seine Fotos schießen und
seine Platten abzeichnen lassen. Samory I verlässt
tatsächlich erst den Platz, als schließlich niemand
mehr einen Wunsch offen hat.
Na da können sich doch manch andere Artists eine Scheibe
´von abschneiden, ... ohne Namen nennen zu wollen.
Zum Abschluss des Abends gibt´s hier auch noch ein paar
Backstage
Impressionen.
Pot. A. Rice
Bassy (Bass)
Franklin
"Bubbler" Waul (Keys), ehemals auch bei Black Uhuru
Richie
(Guitar)
Leon
Campbell (Drums) von Rootz Underground
Mahlon
Moving (Engineer) - Auch dereinst bei Raging Fyah, No Maddz,
Christopher Martin, ...
Versuchen wir auch noch ein Bandfoto zu arrangieren, wenn schon alle so
gut drauf und noch alle da sind.
Inklusive Tourmanagement und Mann vom Merchandise haben sich nun alle
in das Bild gerückt. Nur Samory´s Managerin Bridgett
"Reuben" Anderson fehlt.
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal, und wer sich noch
ausführlicher über Samory I informieren
möchte, besorgt sich einfach die 88. Ausgabe der Riddim, in
der es eine umfassende Titelstory zu lesen gibt. Einfach das Cover
anklicken und bestellen.
Riddim Nr.
88 - Ausgabe April/Mai/Juni 2017 mit Samory I
Copyright:
www.reggaestory.de
Text + Videokamera: Peter Joachim
Fotos: Marion + Peter Joachim
Mein Dank geht an die Jah Live Talent Agency, das YAAM Team
und
natürlich ganz besonders an die
Künstler des Abends.