STRANGER
COLE & THE STEADYTONES
"We celebrate the life!"
12.01.2013 - Noels Ballroom Leipzig
Seit 04. Januar ist die Ska und Rocksteady
Legende Stranger Cole mit den Steadytones in Deutschland unterwegs.
Spätestens seit Stascha Baders Filmdokumentation
„Rocksteady – The Roots of Reggae“, die
man auch seit 2010 mit deutschen Untertiteln erwerben kann, werden auch
die jüngeren Reggae Fans über den „Chief
Architect of Reggae“, Stranger Cole, im Bilde sein, der die
Zuschauer durch große Teile des Films führt. Wer
noch an einer Zeitreise mit den Hits von Stranger Cole zu den
Anfängen des Reggaes und davor teilnehmen möchte, hat
noch bis zum 03. Februar Gelegenheit.
Hier
der Tourplan:
04.01.2013 – D
Pfarrkirchen / Club Bogaloo
05.01.2013 – CH
Zürich / Club Dynamo
12.01.2013 – D
Leipzig / Noels Ballroom
17.01.2013 – F
Strasbourg / Molodoi
19.01.2013 – D
Dortmund / Ruhrpott Ska Explosion
24.01.2013 – A
Wien / East Club
25.01.2013 – D
München /
Atomic Café
01.02.2013 – D
Frankfurt / Das Bett
03.02.2013 – D
Regensburg / Leerer Beutel
Unterstützt
wird Stranger Cole von den Steadytones. Die noch junge Band aus Bayern,
die sich erst Ende 2010 zusammengefunden hat, spielt im Style der 60er
Jahre – traditionellen Ska, Rocksteady und Reggae der
frühen Jahre. Alles zusammen ergibt eine zündende
Mixtur von ordentlicher Sprengkraft.
Das
stilistische Konzept der Band umfasst verschiedenste Attribute aus
allen Richtungen jamaikanischer Musik. Sie haben sich dem
einzigartigen, historischen Trojan-Sound verschrieben, der -
zeitgemäß frisch eingekleidet - in ihren Aufnahmen
klar wieder zu erkennen ist. Ihre erste EP, „The Return Of
Mojo“ wurde im Oktober 2012 bei Grover Records
veröffentlicht, eine weitere mit Doreen Shaffer ist noch in
Arbeit. Die Veröffentlichung war schon für Dezember
2012 geplant, wird sich aber noch um etwas verschieben. In diesen Tagen
des Januar 2013 erschien dafür ganz frisch ihr Debutalbum
„Heavy Impact“, wiederum auf Grover Records.
Die
acht Musiker/innen kommen aus unterschiedlichsten Genres und
interpretieren mit ihrem Know-How stilecht und überraschend
authentisch ihre Eigenkompositionen sowie die Klassiker des
“Spirit of 69”. Zusätzlich können
sich Kenner der alten jamaikanischen Musik über fast
vergessene Schätze freuen, die von den Steadytones aus den
Tiefen ihrer gut sortierten Plattenkiste direkt auf die Bühne
gezaubert werden.
The
Steadytones sind:
Narges Weber: Lead Vocals
Florian “Flo” Strober: Schlagzeug & Vocals
Bernhard “Fischi” Fischer: Bass
Benedikt “Bene” Horsch: Orgel & Piano
Maximilian “Maxi” List: Gitarre & Backing
Vocals
Albert Akbaba: Gitarre
Constantin Zill: Posaune & Backing Vocals
Christine “Chrissi” Pfeifer: Saxophon
Wilburn
Theodore Cole, alias Stranger Cole, a. k. a. Strangejah Cole, wurde
1945 in West Kingston, Jamaica, geboren. Seinen Spitznamen
„Stranger“ (Fremder), bekam er schon in jungen
Jahren, weil er niemanden in der Familie ähnlich sah. Das
Stranger eine musikalische Laufbahn beschreiten würde, war
nahezu vorprogrammiert, da in seiner Familie die besten Voraussetzungen
vorlagen. Sein Vater war Schreiner und baute Gitarren und sein Onkel
Gilbert Cole spielte zusammen mit Ernest Ranglin in den 50er und 60er
Jahren Gitarre. Ein anderer Onkel namens Roy Roach, trat als
Sänger in den Klubs auf. Sein älterer Bruder Leroy
Cole, war ein bekannter Disc Jockey in Duke Reid´s
Soundsystem. Stranger war also ständig und überall
von Musik umgeben.
Als Kind hörte er oft den Soundsystems zu, die in der
Straße spielten wo er sein zuhause hatte. Sie spielten
amerikanische Musik. Stranger´s Lieblinge waren in jener Zeit
das Rock ´n´ Roll Duo „Shirley &
Lee“ aus den 50ern. Eines Tages fiel ihm ein, dass er doch
Songs schreiben könnte, kaufte sich ein Heft und begann die
Idee in die Tat umzusetzen. Einer seiner ersten Songs war „In
And Out The Window“, der von Eric ‘Monty’
Morris für Duke Reid aufgenommen wurde. Es wurde sein erster
Hit, da war Stranger gerade einmal 16 Jahre alt. Im Jahr darauf folgten
unter anderem mit „When I Call Your Name“ und
„Rough & Tough“, weitere Hits, die als
Ska-Klassiker gelten und im Duett mit Patsy Todd eingesungen worden
sind. 1965 gelang ihm mit dem Louis Jordan Remake „Run
Joe“ ein weiterer Hit, an dem auch Mitglieder von The
Techniques mitwirkten. Neben seiner ersten Duettpartnerin Patsy Todd
folgten Ken Boothe und später Gladstone
„Gladdy“ Anderson. Mit ihm gelang ihm eine seiner
schönsten Versionen von „Just Like A
River“. Als sich die Ära des Ska zu Rocksteady
wandelte, arbeitete Stranger nicht mehr mit Duke Reid zusammen und war
oft bei Lee Perry, Coxsone Dodd, Prince Buster, Sonia Pottinger und
anderen anzutreffen. Im Jahr 1968 stürmte sein Hit
„Bangarang“, den er für Bunny Lee
aufgenommen hatte, die Charts. Ein geschichtsträchtiger Song,
da er von vielen als der erste Reggae-Song überhaupt angesehen
wird. Es heißt zwar, dass Stranger dies eher nicht so und
lieber als Rocksteady sieht, lässt sich aber auch sehr gerne
in seiner eigenen Promotion als „The Chief Architect of
Reggae“ bezeichnen.
1971 tourte Stranger Cole ausgiebig durch England und wanderte 1973
nach Kanada aus, wo sich bereits sein Onkel Roy Roach niedergelassen
hatte. 15 Jahre lebte Stranger Cole mit seiner Frau und den drei
Kindern in Kanada bevor er nach Jamaica und Kingston
zurückkehrte. Aber auch dort produzierte er weiterhin Musik
und brachte drei Alben auf seinem eigenen Label heraus. „The
First Ten Years Of Stranger Cole“ (1978), „Captive
Land“ (1980) und „The Patriot“
(1982).
Mit den Skatalites verbindet ihn eine langjährige
freundschaftliche Zusammenarbeit. So kann man auf seinen Aufnahmen
immer wieder bekannte Namen wie Baba Brooks, Lester Sterling oder
Johnny „Dizzy“ Moore finden.
Stranger Cole wurde in den zurückliegenden Jahren vielfach
ausgezeichnet:
Dankesurkunde der jamaikanischen Regierung
für seine Pionierarbeit in der Entwicklung der Musikindustrie
von Jamaica
Schlüssel zur Stadt Compton,
Kalifornien, für seinen Einsatz bei der Erforschung
der Geschichte der schwarzen Bevölkerung dieser
Gemeinde
Auszeichnung für die aktive Teilnahme
an AIDS-Erforschung und -Aufklärung und für
den Einsatz beim Sammeln von Spenden zur Bekämpfung
von AIDS in Los Angeles, Kalifornien
„Carnival Award“ von Byron
Lee (überreicht in der Show „Tribute To The
Greats“)
1995 Nominierung für den
„Marcus Garvey Humanitarian Award“ bei der 14.
Vergabe des Martins Awards im State Palace Theatre, New
Orleans, Louisiana. Unter den anderen Nominierten waren Rita Marley,
Burning Spear, Judy Mowatt und Olivia „Babsy“
Grange
1996 „Heineken Star Time
Award“
2001 „Icon Award“ in
Kanada, zusammen mit The Mighty Sparrow aus Trinidad und einem
der größten jamaikanischen
Musikproduzenten, Sir Coxsone Dodd
Stranger arbeitet nach wie vor weiter an seiner Musik und tourt durch
Japan, den USA und Europa. Weitere Alben wie
„Dramatic“
(2003), „Morning Train“ (2006) oder
„Lucky Dog“
(2008) folgten im neuen Jahrtausend. Seine Mitwirkung an der eingangs
erwähnten Dokumentation von Stascha Bader
„Rocksteady
– The Roots of Reggae“ (2009+2010), weckt die
jüngsten
Erinnerungen an ihn.
Bild 1 + 2: Aus dem Booklet von
"Rocksteady - The Roots of Reggae"
Seine Kinder Wilburn „Squidly“, Philip und Chris
Cole
folgen inzwischen schon den musikalischen Spuren Ihres Vaters. Squidly
Cole gründete im Jahr 2005 sein eigenes Label „100
Studio“, ist Produzent,
Musiker und Sänger. Er spielt unter anderem als Drummer bei
Ziggy
Marley & The Melodymakers, Lauryn Hill, Jimmy Cliff oder
Mutabaruka.
Sein zweiter Sohn, Philip Cole, ist Produzent und Arrangeur. Er
betreibt ein Aufnahmestudio in Mississauga, Ontario, Kanada. Ebenfalls
in Kanada startet der jüngste Sohn des Cole-Clans, Chris Cole,
seine musikalische Karriere als Sänger.
Soweit einige wichtige
biografische Informationen zu Stranger Cole (auszugsweise und frei
übernommen aus dem von Stranger Cole zur Verfügung
gestellten
Promomaterial und www.rocksteadyrootsofreggae.com).
Doch genug der Vorrede. Schauen wir heute einmal im Leipziger
„Noels Ballroom“ vorbei und lassen ein paar
Impressionen
Revue passieren.
Mit ausreichend zeitlichem Puffer im Rücken treffen wir in der
Kurt-Eisner-Straße von Leipzig ein. Es ist das erste Mal,
dass wir Noels Ballroom aufsuchen und wollen uns deshalb etwas mehr
Zeit als üblich nehmen. Die Hausnummer 43 ist schnell
gefunden, aber hinter der Tür verbirgt sich nur ein finsterer
Hausflur. Zwei weitere Türen die in Frage kommen
könnten sind verschlossen. Was denn nun? Nach den
Öffnungszeiten zu urteilen kann das eigentlich nicht sein.
Letztendlich ist es ein relativ unscheinbarer Eingang, der nicht so
hoch ist und ein Stück nach unten führt. Was sich
jetzt unseren Augen bietet ist eine „kleine“
Überraschung. Man taucht ein in eine völlig andere
Welt. Die im Style eines Pub eingerichtete Location bietet derart viele
Details zum Ansehen, dass man für´s erste Mal gar
nicht alles fassen kann. Vier interessant eingerichtete Räume
gibt es hier. Dazu kommen noch der Ballroom, in dem die
Lifeveranstaltungen stattfinden und ein Freisitzbereich, den wir im
Winter natürlich nicht in Augenschein nehmen müssen.
Bild 1 - 3: Noels Ballroom - Gaststube
Während wir uns noch gebannt im ersten Gastraum umsehen,
hören wir schon zu unserer Überraschung Strangers
angenehme Erzählerstimme aus dem angrenzenden Nebenraum. Dick
eingepackt in einem langen braunen Wintermantel mit Pelzkragen sitzt er
dort, umgeben vom historischen Ambiente, an einem Tisch unter der
Treppe und unterhält sich mit den ersten Fans. Das trifft sich
ja perfekt. Wir warten. Stranger schaut immer wieder hoch, nickt uns
lächelnd zu und ahnt bereits, dass wir die nächsten
Gesprächsanwärter sind. Schließlich ist es
so weit, die Vorgänger verabschieden sich und
überlassen uns das Feld. Stranger steht auf und wir
begrüßen uns. „Ja ich weiß dass
du kommst, wir haben mit der Band schon davon gesprochen.“,
erwidert Stranger Cole nach der Begrüßung. Wir
machen es uns an dem kleinen Tisch unter der Treppe gemütlich
und legen erst einmal die Winterklamotten ab. Nur Stranger bleibt
eisern eingehüllt in seinem dicken Mantel, schweren Schal und
Hut. Aus der vorn leicht geöffneten Jacke blitzt ein
großes schweres und kunstvoll verziertes silbernes Kreuz
hervor. Stranger sieht irgendwie anders aus, als ich ihn in Erinnerung
habe. Der Bart ist ab, die Dreads sind schon länger nicht mehr
zu sehen, und eine Brille mit dicken dunklen Rahmen trägt er
heute. Wäre da nicht seine Stimme gewesen, die man einfach
wieder erkennen muss, hätten wir ihn wohl glatt
übersehen.
Bild 1 + 2: Wilburn Theodore Cole alias
Stranger Cole
Er nimmt sich alle Zeit der Welt für uns
und ist die Freundlichkeit in Person. „Was ist eigentlich der
Grund dafür, dass du Stranger und auch Strangejah genannt
wirst? Auch die Cover der Alben sind unterschiedlicht
beschriftet.“, möchte ich von ihm wissen.
„Das liegt daran, dass mich in Jamaica kein einziger Mensch
Stranger ruft. Alle Leute sagen dort Strangejah zu mir. Ansonsten hat
das keine weitere Bedeutung und ist dasselbe, nur eben die
jamaikanische Version.“ Wir unterhalten uns weiter
über seine verschiedenen Alben und Stranger kramt in seiner
Umhängetasche. Jede Menge CD-s in Papierhüllen und
auch mit Originalcover kommen zum Vorschein. Jetzt segeln auch noch
zwei davon unter den Tisch und verschwinden in der finstersten Ecke
unter der Treppe. Ich muss unter den Tisch und auf dem Bauch rutschen
um Strangers Schätze wieder zu erlangen.
Wie sich
herausstellt, kann er nämlich keine davon verkaufen.
„Nein das geht nicht, das sind meine einzigen
Exemplare.“, bekennt er. Noch so ein Mann, der seine Musik
lieber mit sich herumträgt als sicher zuhause aufzubewahren.
Hoffentlich geht das weiterhin gut. „Können wir denn
auch noch auf neue Alben von dir hoffen?“, frage ich
interessiert. „Ja sicher.“ Er zeigt zwei CD-s, die
schon einen farbigen Aufdruck aber noch kein richtiges Cover
haben. Die eine heißt „Treasure
Island“ und die andere „Riding High“ und
sind bisher noch nicht veröffentlicht.“, berichtet
Stranger. „Aus welchem Jahr sind die denn und wann werden sie
im Handel sein?“, frage ich weiter. „Die sind alle
beide vom vorigen Jahr. Ich weiß noch nicht genau wann sie
offiziell herauskommen werden. Vielleicht irgendwann nach dem
diesjährigen Summerjam.“, überlegt er. (Anmerkung: Treasure Island
trägt jedoch den Aufdruck „Publisher: Morning Music
2010“) „Was ist denn da drauf, richtig
neue oder auch alte Sachen?“ „Nun von allem etwas.
Viel neue aber auch alte Sachen, die aber neu aufgenommen worden
sind.“ Wir sind echt gespannt darauf und
müssen leider bis auf die zweite
Jahreshälfte 2013 warten.
Noch länger möchten wir Stranger nicht beanspruchen,
da aus dem Ballroom die ersten Töne des Soundchecks zu uns
dringen. Wir machen natürlich noch ein paar obligatorische
Fotos und tauschen die Adressen für spätere
Rückfragen aus. Stranger ergänzt: „Du
kannst dich auch zusätzlich an Squidly Cole über
„100studio“ wenden, wenn du mich nicht erreichst.
Squidly ist mein Sohn und hat mit „100studio“ ein
eigenes Label. Er ist Musiker, Sänger und
Produzent.“, ergänzt Stranger weiter.
„Vielen Dank Stranger für deine Zeit und weiterhin
viel Erfolg! Wir sehen uns später noch bei deiner
Show.“ Stranger bedankt sich für unsere
Unterstützung, hängt sich die Umhängetasche
mit seinen musikalischen Schätzen um und begibt sich in
Richtung Ballroom.
Bis zum offiziellen Beginn des Konzerts ist noch reichlich Zeit aber
die Location hat kaum noch freie Plätze zu bieten. Wir Treffen
Alex Buck von The Magic Touch, der einen kleinen Shop aufbauen
möchte und dafür wenn möglich ein oder zwei
Tische haben möchte. Ganz klar für den Chef des
Hauses, dass dies auf keinen Fall möglich ist. Der Laden
brummt, da ist jeder Tisch weniger ein Riesenverlust über die
Stunden des Abends gesehen. Ein kleiner runder Stehtisch
tut´s am Ende schließlich auch und mit ein wenig
Improvisationstalent fügt sich die knapp bemessene
Fläche doch ganz gut in die Location ein.
Bild 1 + 2: Alex Buck
Ich spreche kurz mit Albert, den Mann der für die Promotion
der Band zuständig ist. Gerade bastelt er an der
Kameraeinstellung herum, um die richtige Position zu finden. Ganz
zufrieden ist er nicht damit, irgendwie hängt der
prächtige Kristalllüster das Ballrooms immer im Bild,
und wie hoch die Köpfe der Gäste reichen werden, ist
auch nicht kalkulierbar. So bleibt nur ein begrenztes Auswahlfenster
übrig, was man gar nicht anders einstellen kann.
Hier kurz ein paar Fragen an die Band:
Reggaestory.de:
Als Gründungsjahr findet man bei euch das Jahr 2010 im
Internet. Andererseits hört man aber, dass ihr erst ein Jahr
zusammen spielt? Wann genau habt ihr euch denn nun zusammengefunden? Fischi: Idee
& Inspiration diese Band zu gründen kam auf als Flo,
Maxi und ich den Film „Rocksteady - The Roots of
Reggae“ im Kino sahen. Ich war damals sehr vertraut mit
moderneren Sachen wie Modern Roots bis zum Roots Reggae der 70er. Dann
hat mich aber der Virus Rocksteady infiziert. Das Konzept der
Anfangsbesetzung von 2010 war, gute Rocksteady und Ska Songs
nachzuspielen, um sich einzugrooven, und um erstmal ein paar kleine
Gigs spielen zu können. Flo und Maxi steuerten Early-/
Skinheadreggae bei.
Bis heute hat die Band natürlich Umbesetzungen erlebt, aber
auch eine Entwicklung. Es kamen eigene Songs und ein eigener Stil. Die
jetzige Besetzung gibt es seit unserem Neuzugang von Chrissi Pfeifer am
Saxophon seit November 2012. Die Rhythmusgruppe spielt jedoch so seit
2010 zusammen. Flo:
Man hört deswegen, dass wir erst seit einem Jahr spielen. Weil
wir vorher wie schon gesagt eigentlich nur gecovert haben. Den
Steadytones Startschuss markiert das Konzert mit den Mooninvaders und
der wunderbaren Doreen Shaffer im November 2011. Reggaestory.de:
Welchen Altersdurchschnitt haben die Steadytones und welchen
musikalischen Hintergrund haben die einzelnen Musiker? Ich kann mir
kaum vorstellen, dass eine Band mit eurer Perfektion aus dem "Nichts"
auftaucht. Fischi:
Wir sind alle so Anfang bis Mitte zwanzig. Nur unser Lead Gitarrist
Albert macht hier die Ausnahme. Er ist sozusagen der alte Hase mit 15
Jahren Ska Erfahrung bei King Banana in den Knochen. Doch auch wir
anderen sind nicht ganz unbelastet. Flo spielte bereits in diversen
Bands von Metal über Punk bis Ska, Reggae, Gypsy Jazz, Blues
etc …. Momentan studiert er Percussion in Linz. Man kennt
ihn bereits vom großartigen Judge Dread Memorial mit den
Upsessions. Unsere beiden Bläser (Chrissi Saxophon, Constantin
Posaune) studieren momentan beide Jazz und bringen nicht nur
große Fertigkeiten am Instrument, sondern auch schon
ordentlich Spielerfahrung mit. Ich selbst treibe seit ca. 4 Jahren als
Live Mischer diverser Bands mein Unwesen in der Reggae Szene. Reggaestory.de:
Wie schafft man es als relativ junge Band solche legendären
Stars wie Dawn Penn, Doreen Shaffer und Stranger Cole für sich
zu begeistern,
um mit euch auf Tour zu gehen? Flo:
Der Kontakt mit Doreen kam letztes Jahr im November zu Stande. Sie hat
uns als Vorband zugehört, und es schien ihr zu gefallen. Ich
hab sie dann gefragt ob sie gern mit uns eine kleine EP aufnehmen
möchte und das hat dann auch kurze Zeit später
hingehauen. Der Kontakt zu Dawn Penn kam über Moskito/Grover
Records, weil die da gemerkt haben, dass wir so etwas stemmen
können. Wie immer haben solche Dinge mit Alter nichts zu tun.
Man muss einfach einiges an Zeit investieren.
Mit Stranger ist die ganze Sache etwas anders. Unser Gitarrist Albert
Akbaba hat mit ihm schon zu Beginn dieses Jahrtausends getourt und der
Kontakt und die Freundschaft sind seitdem auch nicht abgerissen. Als
wir uns dann letztes Jahr mit Stranger in Kingston getroffen haben,
wurden die Tourpläne dann schon konkreter. Reggaestory.de:
Nur noch einmal zum Verständnis. Also mit „junger
Band“ habe ich nicht das Alter der Musiker, sondern das
Bestehen der Band gemeint. Aber was habt ihr noch für dieses
Jahr so geplant? Albert:
In erster Linie spielen, spielen, spielen und dafür sorgen
eine Menge Spaß zu haben und viel Herumzukommen.
Natürlich auch mit dem Hintergedanken unsere Musik unter die
Leute zu bringen. Wir werden 2013 auch schon mit der Arbeit am
nächsten Album beginnen. Wir haben auch noch Aufnahmen im
Petto, die wir im Laufe des Jahres 2013 raus bringen werden. Aber da
verraten wir erst einmal nichts. Reggaestory.de:
Möchtet ihr noch selbst den Lesern dieses Berichts etwas
mitteilen? Flo:
Klar! Erstmal Danke an die, die schon bei unseren Konzerten waren. Und
an jene, welche es noch nicht geschafft haben: Raus aus dem Wohnzimmer
und ab aufs nächste SteadyTones Konzert! Eine gute Gelegenheit
hierfür bietet zum Beispiel das legendäre „This
is Ska Festival“, wo wir heuer mit Stranger und
Patsy vertreten sein werden. Reggaestory.de:
Vielen Dank erst einmal und bis später.
Bis alles startbereit ist genießen wir ein wenig den Pub und
bekommen zum Glück noch einen Platz. Der Laden ist inzwischen
gerammelt voll und die Band hat mächtig zu tun, um sich mit
den Transportverpackungen ihres Equipments durch die Gäste
einen Weg zu bahnen. Auf oder hinter der Bühne ist leider kein
Platz dafür. Im Ballroom ist nun alles vorbereitet und der
offizielle Einlass hat begonnen. Noch ist aber Zeit für uns,
so lange Stranger und die Band am Nachbartisch sitzen und sich mit dem
Dinner befassen.
Bild 1: The Steadytones und Stranger
Cole
Die Bedienung schleppt ständig riesige
Portionen durch die Räume, die sicher auch den Hungrigsten
ruhig stellen. Unsere Kellnerin schaut mich verdutzt an, als ich meine,
dass die Aufschrift der Personal-Shirts nicht mehr stimmen
würde. Bevor sie überhaupt fragt warum,
verrät sie, dass schon neue Shirts bestellt seien. Immerhin
beginnt der Schriftzug mit dem Satz: „We have no strangers
here …“, und heute ist jedoch ein ganz
berühmter Stranger hier – Stranger Cole. Darauf war
man noch gar nicht gekommen.
Irgendwann packt uns aber die Unruhe, und wir bringen uns langsam in
Position. Der Saal füllt sich nach und nach mit kleinkarierten
Hemden, schmalen Hosenträgern und Hochwasserschlauchhosen. Die
Skinheads scheinen heute in der Überzahl zu sein. Einige
Mädels haben sich in ihrem Style perfekt der heutigen
Zeitreise angepasst und sehen aus wie längst vergangenen
Zeiten entsprungen. Der Ballroom schafft dafür das richtige
Ambiente. Auf der Bühne sind Souffleurmuscheln angedeutet, die
aber heute die den Künstlern zugewandten Bühnenboxen
verstecken. Der Sound, der das Warm-up mit den passenden Ska und
Rocksteady Klassikern abliefert, befindet sich an einem urig
gestalteten Tisch neben der Bühne. Alte Grammophontrichter
ragen in den Raum, die natürlich nur als Gestaltungselement
dienen. Der ganze Tisch sieht aus wie uralte Rundfunktechnik. Auch
über der mit schweren roten Vorhängen eingefassten
Bühne hängen ein paar alte Lautsprechertrichter. Am
anderen Ende des Ballrooms, gegenüber der Bühne,
befindet sich die Bar, die mit Sprüchen versehen ist wie:
„No Drinks 4 the Bands“, „We never pay
the Band“ oder „No Encore = Trouble“.
Bild 1: Die Bar im Ballroom
Über das ganze Geschehen thronen hoch oben in einem Balkon,
mit grimmigen Gesichtern, die beiden Alten Waldorf und Statler aus der
Muppet Show. Auch ein witziges Detail, welches gut in den Ballroom
passt.
Kurz nach 22:00 Uhr ist es dann schließlich so weit. Die
Steadytones entern die Bühne und beginnen mit einem Intro.
Bild 1 - 6:
The Steadytones
Bild 1:
Constantin Zill
Bild 2:
Maximilian “Maxi” List und im Hintergrund Benedikt
“Bene” Horsch
Bild 3:
Albert Akbaba
Bild 4:
Bernhard Fischer und Albert Akbaba
Bild 5 + 6:
Christine Pfeifer
Bild 7 + 8:
Florian “Flo” Strober
Danach rückt Sängerin Sang Ganyonga ins Blickfeld,
die vertretungsweise für die Stammsängerin Narges
Weber am Start ist. Bei ihrer kurzen Moderation verhaspelt sie sich
auch noch zu ihrem Unglück und entwickelt die Steadytones zu
den Reggaetones, was natürlich gleich unter Protest von Band
und Massive wieder abgeändert wird. Sang stammt aus Kamerun,
ist im Alter von 14 Jahren mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach
Deutschland gekommen und lebt seitdem in Erding. Zu ihren
Gesangslehrern zählt sie unter anderem Romy Camerun und
Jenny
Evans. Damit ist klar, dass Sang Ganyonga auch im Jazz
zuhause ist.
Bild 1 - 4: Sang Ganyonga & The
Steadytones
Beim Gesang unterstützt wird Sang besonders von
Drummer Flo, der mächtig energisch zur Sache gehen kann und
auch als Solosänger einen großartigen Part
abliefert.
Bild 1 + 2: Florian
“Flo” Strober
Live
Video: The
Steadytones - Konzertausschnitte vom 12.01.2103
Auch Posaunist Constantin Zill ist oft am Gesang beteiligt
und wird dabei ab und zu von Gitarrist Maxi unterstützt.
Christine Pfeifer, die zwar keine Pfeife benutzt aber am Saxophone
trotzdem kräftig zu blasen hat, ist immer wieder ein Blickfang
der Band. Trotz der sichtbar anstrengenden Blaserei hat sie beim
Luftholen und in ihren Einsatzpausen ständig ein einnehmendes
Lachen im Gesicht.
Der Ballroom ist nun super gefüllt, aber es herrscht kein
unangenehmes Gedränge. Auf der Bühnenkante stehen
sogar völlig gefahrlos Gläser mit Wein und anderen
Getränken. Beim tanzen von Ska wird etwas mehr
Bewegungsfreiheit benötigt, was aber trotzdem noch gut
funktioniert.
Beste Stimmung herrscht im Saal und streckenweise wird lautstark
mitgesungen.
Hallo Waldorf und Statler auf dem Balkon, jetzt
könntet ihr doch ruhig etwas freundlicher schauen! Ich muss
immer wieder schmunzeln wenn ich die beiden verbiesterten Grimassen da
oben sehe und darunter den kochenden Ballroom. Ein wirklich groteskes
Bild.
Nach ungefähr einer Stunde Spielzeit wird eine kurze Pause
eingelegt und die Steadytones verlassen die Bühne.
Jetzt wird
es merklich dichter vor der Bühne und die Fraktion der
kleinkarierten Hemden ist noch weiter angewachsen. Kurz darauf ist es
schon so weit und der zweite Teil des Abends beginnt.
Die Band steht bereits wieder auf der Bühne, als sich Stranger
Cole langsam einen Weg durch die Massen in Richtung Bühne
sucht. Ganz in braun ist Stranger gekleidet. Der schicke Anzug
glänzt ein wenig im Licht und nimmt unterschiedliche
Färbungen an. Darunter trägt er ein schwarzes Hemd
mit silberfarben eingefassten Kragen. Seine Kette, die erst silbern
aussah, funkelt jetzt durch die Beleuchtung in einem goldenen Glanz.
Weiterhin trägt er einen braunen Hut mit einem etwas dunkler
gehaltenen und glänzenden Hutband, sowie schwarze Lackschuhe
an denen man sich fast die Augen verblitzen kann. Tolles Outfit,
passend zu seiner Musik und der festlich historischen Umgebung des
Ballrooms.
Stranger geht gleich in die Vollen, beginnt mit „Koo Koo
Doo“ und schiebt gleich seine Hits
„Bangarang“, „When You Call My
Name“ und „Love Me This Evening“ nach.
Gänsehaut ist bei Letzterem angesagt.
Live
Video:
Stranger Cole - Bangarang + When You Call My Name + Love Me
This Evening
„More life! We
celebrate the life!“, ruft Stranger immer wieder als Motto
während seiner Show. Ich kann mich nicht entscheiden zwischen
Video- und Fotokamera. Aber irgendwann muss ich auch einmal paar Fotos
schießen. Es fällt schwer die Kamera aus zu machen.
Ein tolles Programm. Wenn das auf CD wäre, bräuchte
man keine Skip Taste, zumindest nicht für den
Vorwärtsgang. Der Sound von den Steadytones hat sich jetzt
erst so richtig entfaltet. Klingt nun bedeutend voller und
authentischer. Wirklich große Klasse!
Live
Video:
Stranger Cole & The Steadytones - When I Get My Freedom +
Tonight
Stranger
präsentiert weiterhin seinen Hitkatalog und zieht das Publikum
in seinen Bann. Mit Ska, Rocksteady und Reggae treibt er die Fans von
einem Beifallsturm zum nächsten. Die über der
Bühne immer wieder rot aufleuchtende witzige Anzeige
„Applause“, braucht hier niemand zur Orientierung.
Rocksteady oder Reggae, die Charaktere verwischen, man kann es bei
einigen Nummern kaum auseinanderhalten. Nur Ska sticht noch richtig ab
und die Skins brauchen dann richtig Arm- und Beinfreiheit.
Live
Video:
Stranger Cole & The Steadytones - Just Like A River + Give Me
The Right
14 Stücke zieht Stranger durch bevor er für eine
kleine Pause von der Bühne steigt, sich unters Publikum mischt
und den Steadytones applaudiert.
Wie war das eigentlich mit der Zugabe? „No Encore =
Trouble“ steht ja an der Bar, was natürlich nicht
ernst gemeint ist. Stranger steigt wieder auf die Bühne und
bringt mit „Rough & Tough“ einen seiner
bekanntesten Ska Hits. Weiter geht es mit „Stranger At The
Door“ und zum Schluss kommt bei „Run Joe“
noch einmal richtig Bewegung in Stranger. „More
Life!“, und Stranger rennt und rennt, bevor er wirklich
endgültig von der Bühne geht. Applause, Applause
blinkt es wieder ohne Ende in roten Lettern von der Bühne und
derselbe hallt durch den Ballroom, dass es eine wahre Freude ist.
Sprechchöre beginnen: „We want more, we want more
…“, aber es hat keinen Zweck Die Setlist ist
abgearbeitet und ein Musiker nach dem anderen steigt von der
Bühne und verschwindet in den Massen.
Live
Video:
Stranger Cole & The Steadytones - Artibella + Run Joe
Und was machen Waldorf
und Statler? Die schauen immer noch bösartig und
völlig unberührt auf den ausgeflippten Saal herab.
Bild 1: Waldorf & Statler
Bild 2: Knips uns doch ma ...
Während weiter zur Musik aus der Konserve noch etwas abgetanzt
wird, schieben wir uns langsam in Richtung Ausgang in die
Gasträume. Dort ist die Hölle los. Selten so ein
volles Lokal gesehen. Stranger sitzt an einem Ecktisch, beobachtet das
Treiben und wird immer wieder von Respektbezeugungen der Fans in seiner
Meditation unterbrochen. In den Gasträumen ist es jetzt fast
so laut wie im Ballroom. Sitzplatz oder Stehplatz, keinen schert es. Es
wird wohl noch lange dauern bevor sich der Knoten löst. Das
Geschäft von Noels Ballroom läuft wie am
Schnürchen. Hier braucht sich Restauranttester Rach garantiert
nicht sehen lassen.
Bild 1 + 2: Hochbetrieb in den Gaststuben
des Noels Ballroom
Ein Glück, dass wir unsere Gespräche schon vor der
Show erledigen konnten. Jetzt ist hier kein ruhiges Plätzchen
und keine ruhige Minute mehr zu finden. Zufrieden begeben wir uns auf
den Heimweg und freuen uns schon jetzt auf die nächste Ska und
Rocksteady Legende gemeinsam mit The Steadytones, die uns hoffentlich
bald wieder in Noels Ballroom führen wird. Wer wird es wohl
sein?
Copyright: Text und Fotos by Reggaestory
Mein besonderer Dank geht an Sven Koop von The Magic Touch, Lars
Kranenkamp von Grover Records, Noel´s Ballroom und
natürlich an Wilburn Theodore Cole und The Steadytones.