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ETHIOPIA AGAIN
Ein Reisebericht - Teil 3
17.09.2015 – Ambo - Wonchi - Wolisso
(06.01.2008 nach dem äthiopischen Kalender)
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Heute
soll es früh am Morgen auf der Straße mit der Nummer
41 direkt von Ambo nach Süden in Richtung Wolisso gehen. Auf
halber Strecke befindet sich der ehemalige Vulkan Mount Wonchi mit
einem riesigen Kratersee. Wir werden dabei eine Höhe von 3.350
m über dem Meeresspiegel erreichen, danach in den
Krater hinabsteigen und eine umfangreiche Tour zu Fuß, zu
Pferd und per Boot unternehmen. Natur pur ist angesagt. |
Doch zuerst müssen
wir die letzten Fallstricke und Geduldsproben in unserem Ambo Abebech
Metaferia Hotel überwinden. Auf unser
Frühstück müssen wir über 40
Minuten warten. Sehr erstaunlich wie die Hotelbedienung
geflissentlich durch uns hindurch sehen kann und immer nur die neu
hinzu gekommenen einheimischen Gäste bedient. Aus unserem
angedachten Morgenspaziergang wird nun nichts mehr werden. Als wir
später unsere Koffer nach unten bringen wollen, hat auch der
Fahrstuhl seinen Dienst noch nicht begonnen. Also gibt es an Stelle des
Spaziergangs etwas Fitnesstraining.
Bild
179 - 181:
Ambo
Abebech Metaferia Hotel
Tagan ist abfahrbereit. Während sich Henok um unser
Gepäck kümmert, stürzen wir wenigstens noch
einmal kurz durch den Hotelgarten. Zu mehr reicht unsere Zeit leider
nun
nicht mehr. Im Garten laufen einige Kaninchen und Schildkröten
frei herum, die offenbar keinen Drang verspüren das
Gelände zu verlassen. Auf dem Grundstück befinden
sich noch
einige Sitzgelegenheiten im Grünen und ein
Außenrestaurant.
Freudestrahlend kommt der Hotelmanager
auf uns zu, um die seltenen Bleichgesichter nach ihrem Befinden zu
befragen und ihnen seine Visitenkarte zu überreichen. Das
wäre nun die Gelegenheit dem obersten Funktionsträger
die
Unzulänglichkeiten seines Hauses zu erklären. Aber
wir
wollen dem Mann nicht den Tag verderben. Schließlich sind wir
ja
sowieso gleich weg
und ob sich wirklich danach etwas ändern würde, ...
sicher
nicht. ;-)
Bild
182 - 185:
Ambo Abebech Metaferia Hotel
Steigen wir lieber ein und fahren unserem nächsten Reiseziel
entgegen. Es sind maximal 600 m die Hauptstraße
hinunter, als
wir schon nach Süden in die Straße Nummer 41
einbiegen. Jetzt geht es auf einer unbefestigten Piste stetig bergauf.
Bild
186:
Hauptstraße in Ambo - Blick nach Westen
Auf der nur zirka 25 Kilometer langen Fahrstrecke bis zum
Mount Wonchi, sind zirka 1.249 Höhenmeter zu
überwinden. Die Landschaft wird somit alle paar Minuten
interessanter, abwechslungsreicher und weiträumiger.
Für einen normalen PKW ist das keine geeignete Strecke,
zumindest was unsere Vorstellungen betrifft. Wer sich hier allein auf
den Weg begeben möchte, sollte schon ein
geländegängiges Fahrzeug anmieten, und am besten
einen ortskundigen Fahrer gleich mit. Wir sind zum Glück
bestens damit versorgt.
Bild
187 - 189:
Auf der Strecke von Ambo nach Wonchi
Bild
190 - 193:
Nur ein paar Kurven weiter
Er
lebt tatsächlich noch! Aus dieser rindenlosen und tot
anmutenden Holzskulptur treiben wieder neue Zweige und
Blätter. Der Hagenia
abyssinica oder auch Kosobaum,
war dereinst der überwiegend zu sehende Laubbaum von
Äthiopien, bis der eingeführte schnell wachsende
Eukalyptus das Land
über die Jahre nahezu überflutete.
Natürlich gibt es noch Waldgebiete mit sehr
stattlichen Exemplaren dieser Art. Der hier abgebildete Baum gibt nur
eine interessante Erscheinung ab und soll natürlich kein
Sinnbild für das gegenwärtige Leben des Kosobaumes in
Äthiopien sein. ;-)
Wir werden auf unserer Reise noch viele dieser urwüchsigen
Bäume sehen.
Bild 194: Rest eines Kosobaumes
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Bild
195 - 197:
Oromo mit Pferd an der Strecke nach Wonchi
Bei den Oromos dieser Region genießen Pferde einen hohen
Stellenwert. Ohne diese geht gar nix. Die Tiere sind allerdings
nicht so
groß wie wir uns sonst ein richtiges Pferd
vorstellen, maximal
mannshoch und erinnern uns eher an Ponys, zumindest was deren
Größe betrifft. Dafür sind die Pferde aber
äußerst strapazierfähig und sehr
entbehrungsreiche Lebensbedingungen gewohnt. Zu unserer Reisezeit
tragen die meisten Pferde schöne handgefertigte Satteldecken
mit einem Löwen.
Bild
198 - 201:
Ticket-Office am Wenchi Crater Lake (Wenchi = Wonchi)
Bild 200:
Besucherstatistik
Zirka 15 Minuten später haben wir den Ausgangspunkt unserer
Kraterwanderung erreicht. Besucher müssen ein
Eintrittsgeld bezahlen, wenn sie das Kratergebiet betreten
möchten. Rechts des Weges steht ein kleines Haus in dem das
Ticket-Office untergebracht ist. An der Wand hängt eine
große Tafel mit einer alphabetischen Besucherstatistik. Nach
Äthiopien wird diese Statistik, der Jahre 2011-2013, bisher
von den USA angeführt, gefolgt von Deutschland, Holland und
Frankreich. Der aktuelle Stand der letzten Jahre ist bisher noch nicht
ausgewiesen.
Nachdem wir unsere Tickets ausgestellt bekommen haben und die
Schreibtischdekoration mit einem Sticker von Reggaestory.de
ergänzt haben, geht´s an die Pferdewahl. Diese haben
sich draußen bereits in großer Anzahl nebst ihren
Besitzern versammelt, um den zwei Neuen und ihrem Guide ihre Aufwartung
zu machen. Leider können wir nur drei Pferde nebst ihren
Führern gebrauchen und müssen einige der fragenden
Gesichter enttäuschen. Eine schwere Wahl. Aber wir werden ja
hoffentlich nicht die einzigen Touris des Tages bleiben.
Bild
202 - 205:
"Pferde- und Pferdeführermarkt" am Kraterrand
Bild
203: Ich
gehöre natürlich nicht dazu, bin ein stolzer Reiter,
halte aber gerne einmal für ein Foto kurz an. :-)
Letztendlich bleibt die Auswahl aber ein Prozedere der Guides
untereinander, sowie zwischen ihnen und Henok. Nach Abschluss der
Zuteilung heißt es schließlich aufsitzen und die
Tour kann beginnen.
Werfen wir zuerst ein Blick auf die Google-Map, um den groben Umfang
unserer Exkursion kurz darzustellen, die zirka 5-6 Stunden andauern
wird.
Wer keine Pausen macht, was sicher unrealistisch wäre, wird
sicher etwas weniger Zeit benötigen.
Bild
206:
Tourverlauf im Wenchi Krater - Für Details der Route bitte die
Karte oder den Link der Google-Map
anklicken, nach Wunsch
vergrößern und mitwandern. ;-)
Bild
207 + 208:
Start
Das Wetter sieht nicht besonders rosig aus. Schwere Regenwolken
wälzen sich über den Kraterrand und verdecken immer
wieder die Sicht. Nur selten gelingt es der Sonne eine Lücke
in der Wolkendecke zu finden. Hoffen wir das es wenigstens trocken
bleibt. Auf
einer Rundreise kann man sich eben leider nicht die Tage aussuchen. Da
muss man das Wetter nehmen wie´s kommt.
Bild
209 - 211:
Blick in den Kratersee
Bild
210: Etwas
links der Bildmitte befindet sich eine Insel mit dem kleinen Kloster
St. Kirkos
Bis zum Wasserspiegel des Kratersees sind ungefähr 200
Höhenmeter zu überwinden, und wäre kein
Wasser drin, könnten wir noch weitere 78 m in die Tiefe
vordringen. Zuerst führt uns der Weg in östlicher
Richtung den Talkessel hinunter, bis wir eine Weggabelung ereichen.
Hier biegen wir scharf nach links ab. In zirka 5-6 Stunden werden wir
an dieser Kreuzung aus östlicher Richtung wieder eintreffen
(sieh Bild 206).
Bild
212 - 214:
Der oberste Abschnitt noch vor der Weggabelung
Bild
214:
Bildmitte: Teil des Rückweges, der aus östlicher
Richtung auf die Gabelung trifft
Mich kann der Pferderücken nicht erquicken und schon bald
befreie ich das Tier von seiner Last. Außerdem strengt mich
die Reiterei mehr an, als wenn ich laufen würde. Man
kann sich auch nicht frei mit der Fototechnik bewegen und ist
in jeder Hinsicht eingeschränkt.
Bild
215 + 216:
Endlich wieder Boden unter den Füßen. Mein Pferd
kann sich auf eine weitestgehend entspannte Tour freuen. ;-)
Bild
217: Diese
violett blühende Kleeart (wenn es denn eine ist)
wächst flach wie ein Moos
Bild
2018 + 219:
An der Weggabelung mit schönen Tuffablagerungen
Nun geht es weiter in westlicher und nördlicher Richtung,
immer tiefer in den Krater hinein.
Weiter unten liegen am Wegesrand und in der Landschaft verstreut,
zahlreiche Bauerngehöfte und Plantagen.
Bild
220 - 222:
Immer weiter bergab am westlichen Kraterrand.
Bild
223 + 224:
Immer wieder gibt es auch die eine oder andere Pflanze zu entdecken.
Bild
225: Auch
Henok zieht die Wanderschuhe den Steigbügeln vor.
Bild
226 + 227:
Landwirtschaftliche Nutzung und Bauernhöfe am
Kraterboden.
Bild
228 - 234:
Neue Kraterbesucher sind bei den Kindern natürlich immer
interessant.
Nun sind wir fast am Wasserspiegel angelangt und durchwandern die
nordwestliche Halbinsel in östlicher Richtung. Ganz am Ende
der Halbinsel wartet ein Boot auf uns.
Bild
235 - 239:
Am östlichen Ende der Nordwestlichen Halbinsel mit Blick auf
die Insel mit dem Kloster St. Kirkos.
Bild
236 + 237:
Klosterinsel St. Kirkos
Bis zur Insel sind es nur wenige Paddelschläge, aber trotzdem
gibt es immer wieder neue Perspektiven auf die schöne
Landschaft des Kraters.
Bild
238:
Bauerngehöfte am nördlichen Kraterrand
Bild
239: Kleine
Bauminsel bei St. Kirkos
Maximal 10 Minuten später betreten wir die
Klosterinsel. Die Gründung des Klosters reicht bis in die
Herrschaftszeit von Atse (Atse = Kaiser) Zera-Yaqob (1434-1468)
zurück. Man findet ein paar kleinere Gebäude, und auf
dem Hügel der Insel die Rundkirche St. Kirkos. Es ist aber
momentan kein Priester verfügbar der uns einen Blick in das
Innere
gestatten könnte. Von außen wirkt alles unscheinbar,
aber wie wir schon oft in Äthiopien erlebt haben, kann das
erheblich täuschen. Der Priester soll nur an den
Wochenenden auf der Insel sein. Offensichtlich muss man also von einem
ehemaligen Kloster sprechen, von dem nur noch die Kirche an den
Wochenenden in Nutzung ist.
Bild
240 - 243:
Auf der Klosterinsel von St. Kirkos
Jetzt erwischt uns tatsächlich der erste kräftige
Regenschauer. Ein Glück, dass es uns hier erwischt, wo wir uns
gut unterstellen können. Unsere Bootsfahrt zur
südöstlichen Halbinsel muss noch etwas warten.
Bild
244 - 247:
Auf der Klosterinsel St. Kirkos
Zum Glück hält der Regen nicht lange an, und die
nächste Bootsetappe die dieses Mal zirka 15 Minuten andauern
wird, kann in Angriff genommen werden.
Bild
248 - 251:
Fahrt zur südöstlichen Halbinsel mit Ausblicken zur
nordöstlichen Halbinsel. Nur das Bild 249 mit dem
Ruderer zeigt die westliche Halbinsel, den Startpunkt der ersten
Bootsetappe.
Bild
252 - 254:
Wir sind gelandet. Ein Blick zurück über St.
Kirkos zur westlichen Halbinsel.
Ein schmaler und nahezu unsichtbarer Weg schlängelt sich nun
am nördlichen Ufer
unseres neuen Zielgebietes, an saftig grünen Wiesen
entlang und mit schönen Ausblicken auf die
nordöstliche Halbinsel
des Kratersees.
Bild
255 - 259:
Auf der südöstlichen Halbinsel mit Ausblicken auf
die nordöstliche Halbinsel.
Hier sind tatsächlich auch noch echte
Einbäume
auf dem See in Betrieb. Das sind unglaublich schwere Brocken und kaum
zu bewegen. Wenn sie lange nicht genutzt werden, werden sie teilweise
unter Wasser gesetzt, damit sie nicht austrocknen und reißen
oder faulen. Einige Boote scheinen aber schon lange herrenlos zu sein
und
setzen bereits Pflanzen an.
Bild
260 - 264:
Einbäume auf dem Lake Wonchi
Mächtig glitschig ist es in den Dingern. Wenn man nicht
aufpasst wird der Einbaum ganz schnell zur Badewanne, bevor man es
ausgeschöpft hat. ;-)
Aber gehen wir wieder ein Stück weiter am Ufer entlang.
Bild
265 - 267:
Am Nordufer der südöstlichen Halbinsel des Kratersees.
Überall sieht man bananenähnliche Pflanzen,
die
von den Einheimischen auch "Falsche Banane" genannt wird. Es ist die Ensete,
gehört auch wirklich zu den Bananengewächsen,
trägt aber keine essbaren Früchte und wird zur
Fasergewinnung genutzt. Deshalb wird sie auch Abessinische Faserbanane
genannt.
Bild
268 + 269:
Ensete - die sogenannte "Falsche Banane"
Jetzt beginnt es schon wieder zu regnen. Es erwischt uns wieder an
einem sehr günstigen Platz, denn hier haben wir noch die
Möglichkeit einen interessanten Familienbesuch zur
Überbrückung einzulegen. Ist doch super wozu der
Regen auch nützlich sein kann. Wer weiß, ob der
Gedanke sonst aufgekommen wäre.
Bild
270 - 272:
Zu Besuch bei einer Familie im Wonchi-Krater
Wir werden freundlich empfangen und sofort zu einer Kaffeezeremonie
eingeladen. Im Haus sieht man kaum die Hand vor Augen. Nur durch die
Tür dringt ein wenig Licht in den großen Raum, und
sehr
langsam gewöhnen sich unsere Augen an die Finsternis. Selbst
meine Taschenlampe schafft es kaum die gegenüberliegende Wand
zu erreichen. In der Mitte glimmt eine Feuerstelle, auf der
sofort die
Kaffeebohnen geröstet und anschließend im
Mörser zerstampft werden. Der Kaffee ist sehr stark,
schmeckt aber wie Lagerfeuer und ist total versalzen. Diese
Geschmacksrichtung sind wir natürlich gar nicht
gewöhnt. Also besser nicht restlos austrinken, sonst wird
nämlich sofort wieder nachgeschenkt. ;-)
Dann gibt es auch noch reichlich weißen Schnaps aus
übervollen Gläsern. Der schmeckt zwar auch nach
Lagerfeuer, aber den trinke ich aus und bekomme natürlich
sofort Nachschlag. Das tut ganz gut bei dem feuchtkalten Wetter. Laut
Henok kann man den auch bedenkenlos trinken und muss keine Angst vor
irgendwelchen ungewollten Nebenwirkungen haben.
Inzwischen hat sich das Wetter wieder gebessert und die Familie
versammelt sich auf dem Hof zur Verabschiedung unserer Delegation.
Bild
273 - 276:
Familienbesuch im Wonchi-Krater
Bitte niemals bei derartigen Besuchen zur Verabschiedung ein
angemessenes Gastgeschenk vergessen! Hat man keines dabei, ist
natürlich auch Geld sehr gut geeignet. Dabei aber bitte in
abgelegenen Gebieten keine ausländischen Währungen
verwenden. In der Regel haben die Leute keine Möglichkeit das
Geld irgendwo zu wechseln. Das Gastgeschenk ist der Hausherrin oder dem
Hausherr zu überreichen. Im Zweifelsfall bekommt es die
älteste Frau des Haushalts, die dann über die weitere
Verwendung oder Verteilung entscheidet.
Wir verabschieden uns von der Familie und verlassen nun den Uferbereich
des Sees. Der weitere Weg führt uns durch ein langes Tal in
südlicher Richtung, das sich mitten durch die Halbinsel zieht.
Bild
277 - 286:
Das Tal am südlichen Kraterrand beginnt auf der
südöstlichen Halbinsel.
Zu Beginn führt der Weg durch ein schmales bewaldetes Tal, das
sich immer mehr öffnet. Der Wald nimmt nach und nach ab und
dafür wird das Grasland immer weiträumiger. Ein Bach
schlängelt sich durch das Tal, der aber immer mehr Zulauf
bekommt, je weiter man in das Tal eindringt.
Bild
287 - 292:
Weiterhin auf Südkurs im Nebental des Wonchi-Kraters.
Ein Stück weiter des Weges, nach der am linken Hang sichtbaren
Kirche des Heiligen Gabriel, wendet sich das Tal nach und nach in
westlicher Richtung. Seit
einiger Zeit sind auch wieder ein paar neue Pferde zu uns
gestoßen. Bisher verspürt aber noch niemand Lust
sich dieser zu bedienen.
Bild
293 - 295:
Eine schüchterne Begegnung am Wegesrand
Im Tal läuft nun immer mehr Wasser zusammen. Selbst in der
Trockenzeit soll das Wasser hier nie versiegen und alles grün
bleiben. Im Tal werden einige Wassermühlen betrieben, die das
Getreide der hier ansässigen Bauern mahlen. Eine dieser
Mühlen ist jetzt unmittelbar vor uns. Hier werden
wir eine
kleine Rast einlegen und ein Picknick abhalten.
Bild
296 - 304:
Rast an einer Wassermühle
Nach der Mühle wird es streckenweise zunehmend
unübersichtlicher, den richtigen Weg zu finden. Es dauert auch
nicht mehr lange und ich bekomme nach wenigen hundert Metern energisch
mein Pferd verordnet. Lange
wäre es tatsächlich auch nicht mehr ohne dieses
gegangen,
wenn man nicht irgendwann bis zu den Hüften im Schlamm und
Wasser landen will.
Bild
305 - 310:
Das Tal wendet sich nach Westen und wird zunehmend unpassierbarer.
Hier gibt es überall unkalkulierbare Schlammlöcher
und zahlreiche Thermalquellen. Schaut man in die Bachläufe und
Tümpel sprudelt und bläselt es an vielen Stellen.
Auch aus den Hängen und Felswänden gluckst und
blubbert vielerorts Wasser hervor. Manchmal sind selbst die
Pferdeführer ratlos, wenn sie ihren verunsicherten Pferden den
richtigen Weg zeigen wollen. Ab und zu landet schon mal einer der
Führer im
Wasser,
wenn sie bei vollem Einsatz versuchen das Pferd auf den richtigen Weg
zu bringen. Na hoffentlich passiert uns das nicht auch!
Bild
311 - 313: Thermalquellen
am Hang und im Flussbett
Man kann das Wasser ruhig kosten. Es ist deutlich herauszuschmecken,
dass es kein normales Wasser ist und viele Mineralien drin sind.
Natürlich soll das Wasser auch hier
wieder bestimmte Heilwirkungen haben. Weiß nur nicht mehr
welche. Ich bleibe aber trotzdem lieber beim Mineralwasser aus der
Flasche. ;-)
Bild
314 - 318:
Unserer Talwanderung geht langsam dem Ende entgegen.
Was Schlamm und Wasser betrifft, haben wir nun den aufregendsten Teil
hinter uns gebracht. Wir können nun wieder von den Pferden
absteigen. Nein, nein, nicht weil es einfacher, sondern schwieriger
wird.
Jetzt geht es nämlich wieder hoch zum Kraterrand.
Bild
319: Noch
ein Blick zurück und dann beginnt der Aufstieg.
Von
Weg kann jetzt keine Rede mehr sein. Nun wird es richtig warm,
... nicht von der fehlenden Sonne (ein Glück), sondern von der
Steigerei nach oben. Offenbar setzt einem auch noch zusätzlich
die
Höhenlage
etwas zu. Irgendwie fehlt jetzt Luft und eine undurchdringliche
heiße Wolke umgibt den Kopf. Sie will einfach nicht weichen,
egal
wie oft man kurz inne hält.
Ich mache jetzt erst einmal fast keine
Bilder mehr und muss mich auf den Weg konzentrieren. Bevor
noch was
von der Fotoausrüstung beschrammt oder den Hang
herunterrollt,
wird lieber alles sicher eingepackt. ;-)
Ein Glück, dass es nicht regnet. Ich möchte nicht
erleben,
wie das Wasser hier den Hang hinunter schießt und den Felsen
weiter ausspült.
Bild
320:
Spuren des Wassers im Tuff
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Bild
321 -
322: Auf
dem Weg zurück zum südlichen
Kraterrand
Mit etwas Glück kann man hin und wieder im Geröll des
Hanges schwarzen Obsidian
finden. Bemerkenswert ist, dass der allgemein bekannte Name
dieses vulkanischen Glases seine Wurzeln in Äthiopien hat. Der
Name führt auf den Römer Obsius zurück, der
in der Antike den ersten Obsidian von Äthiopien nach
Rom gebracht haben soll, obwohl man Obsidian eigentlich auch in Europa
finden kann. Andere interessante Mineralien sind uns leider nicht im
Kratergebiet aufgefallen.
Bild
323 + 324:
Auf dem südlichen Kraterrand
Nach einer reichlichen halben Stunde Kletterei durch das
Geröll, haben wir schließlich den südlichen
Kraterrand erreicht und können uns nun auf relativ ebener
Strecke in Richtung Westen begeben, um irgendwann wieder auf die
Weggabelung zu treffen, die sich fast am Anfang unserer Tour befand
(siehe Bild 2016 + 218).
Bild
325 + 326:
Feuerholz transportierende Kinder auf dem südlichen Kraterrand.
Warum kann man eigentlich nicht ein paar der vielen Pferde der Gegend
für den Holztransport mit einsetzen und so diese Arbeit etwas
erleichtern? Immer wieder sehen wir im Lande Frauen oder Kinder bei
dieser Schlepperei, während sich Männer hoch zu Ross
ohne Lasten durch die Gegend schaukeln oder von Eseln das Holz tragen
lassen. Wie an anderer Stelle schon dokumentiert, können diese
Holzpakete noch erheblich größer sein (siehe hier
unter Bildnummer 1.414 - 1.420).
Bild
327 - 329:
Blick vom südlichen Kraterrand
Gegen 16:00 Uhr kann uns der gut erholte Tagan am
Ausgangspunkt unserer Wanderung wieder in Empfang nehmen. Aber jetzt
hat er eine anstrengende "Straße" vor sich, denn die weitere
Strecke nach Wolisso ist eine mit tiefen Furchen und
Wasserlöchern durchsetzte Sandpiste. Manchmal grenzt es an
Lotterie die geeignete Furche für das Weiterkommen zu finden.
Am Rand der Piste steht ein Schild mit einer
Geschwindigkeitsbegrenzung, die doch tatsächlich eine 60
zeigt. Wir lachen uns fast kaputt. Das soll wohl ein Witz sein!?
Vielleicht haben sie das Schild auch zur Erinnerung an den ehemaligen
Zustand der Strecke stehen gelassen.
Nach einer Stunde des Durchschüttelns bekommen die
Räder endlich wieder eine ordentliche Arbeitsgrundlage und
Wolisso (auch Waliso,
Wollisso, Weliso, Wolliso oder Woliso) ist kurz darauf erreicht. Tut
mir echt leid für diesen immer wieder in Äthiopien
anzutreffenden Namensdschungel. Aber wir können das auch noch
fortsetzen, denn zu Zeiten von Kaiser Haile Selassie, gab dieser dem
Ort den Namen Ghion (Giyon). Nach der politischen Wende wurde der Name
aber nicht mehr verwendet.
Unsere Unterkunft ist die Negash
Lodge (inzwischen Name geändert in Negash Resort),
die eine beeindruckende Parkanlage auf 90.000 m² und sogar
einen tollen Pool besitzt, der von einer heißen Quelle
gespeist wird. Darüber hinaus gibt es auch einen neuen
Innenpool, zwei Restaurants und eine Baumbar. Im Park findet man die
unterschiedlichsten Baumsorten und kann zahlreiche Vogelarten und
andere Tiere beobachten. Die Lodge soll jetzt einem Engländer
und seiner äthiopischen Frau gehören. Die
Gründung der Anlage führt bis in das Jahr 1930
zurück, als hier ein Ferienhaus wegen der heißen und
mit Heilkräften versehenen Quellen errichtet worden ist. In
den späten 1940er Jahren wurde es Ghion Hotel genannt
und war eines der beliebtesten und größten
Anlaufpunkte für Hochzeitsreisende des Landes. In den
späten 1950er Jahren wurde es in Ethiopia Hotel umbenannt, bis
es schließlich im Jahr 2005 privatisiert wurde und den Namen
Negash Lodge bekam.
Es gibt hier unter anderem verschiedene Zimmer und Bungalows, die
jeweils neben ihrer Nummer einen Namen tragen. Wir bekommen das
Bungalow mit dem Namen Afar und die Unterkunft 4 zugewiesen. In dem
runden Bungalow gibt es noch drei weitere Zimmer, die alle in einem
urwüchsigen traditionellen Stil eingerichtet sind.
Bild
330 - 332:
Negash Lodge Wolisso - Haus Afar
Leider schaffen wir es nicht mehr das Gelände zu erkunden und
müssen dies auf den nächsten Tag verschieben. Bevor
wir richtig eingezogen und uns sortiert haben, hat bereits die
Dunkelheit den Park erobert.
Bleibt uns nur noch das Abendessen und die Besichtigung der
Gastronomie im Maru Restaurant. Die Lodge scheint gegenwärtig
weit unter ihren
Möglichkeiten die wenigen Gäste bewirten zu
müssen.
Wir sind momentan die einzigen Hungrigen des Hauses. Erst
später wird noch ein weiterer Tisch belegt, aber das
war es dann auch schon.
Bild
333 - 335:
Speisesaal in der Negash Lodge von Wolisso
Interessante Bilder hängen im Raum, dessen Maler wir leider
bis jetzt nicht in Erfahrung bringen konnten. Das Personal des Hotels
kann auch nicht weiter helfen.
Bild
336 - 338:
Bilder in der Negash Lodge - Maler unbekannt
Schließen wir den dritten Reisetag erst einmal mit der
Betrachtung der Bilder und anderen Ausstellungsstücken
des Hotelrestaurants ab und suchen im Anschluss im finsteren
Park unser
Haus Afar.
Bild
339 - 343:
Negash Lodge Wolisso - Bar und Fernsehraum im Maru Restaurant.
Morgen werden wir weiter nach Süden in Richtung Hossaina (auch
Hosaina, Hosaeno, Hosanna oder Hossana) in den Staatsteil
"Südliche Nationen, Nationalitäten und
Völker" vordringen. Unterwegs werden wir die Adadi Mariam
Felsenkirche, die Stelen von Tiya und die paläontologischen
Ausgrabungsstätten von Melka Kunture besuchen.
Wir sehen uns morgen!
Copyright: www.reggaestory.de
Fotos: Marion & Peter Joachim
Text + Videos: Peter Joachim
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