Ein Reisebericht - Teil 6
20.09.2015 – Shashemene - Gaysay Grassland - Bale
Mountain National Park (09.01.2008 nach dem äthiopischen Kalender)
Heute
werden wir uns zirka 200 km in östliche Richtung begeben und
am
Abend
Goba, am Rande des Bale
Mountains National Park, erreichen. Unterwegs
durchqueren wir das Gaysay Grassland
und werden eine kurze Wanderung in einem kleinen Teil des Bale
Mountains National Park unternehmen. Mit etwas Glück werden
wir
einige endemische Tierarten aufspüren.
Darunter zum Beispiel das
Mountain Nyala und den Menelik Bushbuck. Heute steht also
überwiegend Natur auf dem Programm.
Doch bevor es soweit ist, schreiten wir erst einmal zum
Frühstück und zur Hotelerkundung.
Das Restaurant befindet sich in einem flachen Gebäudetrakt mit
Innen- und Außenbereich. Wir sind wieder einmal so gut wie
allein, vom Personal, dem Hotelgeier und dem Hotelraben mal abgesehen.
;-) Ja tatsächlich, man sieht öfter in verschiedenen
Hotels zahme Raben oder Geier, die an eine Futterstelle
gewöhnt worden sind und mit Resten aus der Küche
"versorgt" werden.
Aber keine Angst, im Hotel ist natürlich alles sauber und
perfekt hergerichtet. Das Geflügel kommt garantiert nicht in
die Küche oder das Restaurant. Die Futterstellen sind immer
abseits in den Bäumen oder irgendwo im Hinterhof. Das Futter
kann auch nicht von den Vögeln herumgeschleppt werden, da die
abzuknabbernden großen Knochen fest auf Eisenhaken
gespießt sind.
Bild
604 + 605:
Blick in den Frühstücksraum des Haile Hotels
Bild
606 - 608:
Außenbereich des Restaurants mit Zugang zur Straße
Bis zur Abfahrt ist noch etwas Zeit und wir versuchen als erstes den
höchsten Punkt des Hotels zu erreichen. Zur Straße
gelegen befindet sich ein mehrstöckiges Gebäude, in
dem der Fitness- und Wellnessbereich untergebracht ist. Praktischer
Weise gibt es sogar einen teilweisen Umgang in der obersten Etage, von
wo man eine gute Aussicht über Teile der Stadt hat. Ein Teil
davon darf aber nur von Frauen betreten werden, damit die Damen beim
Wellness nicht von unzüchtigen Blicken durch die Fenster
gestört
werden. ;-)
Bild
609:
Funktionsgebäude des Haile Hotels mit
Umgang im letzten OG
Bild
610 - 614:
Ausblicke vom Gebäude des Bild 609
Lange wird es nicht mehr dauern, dann wird die Aussicht über
die Stadt noch weiter eingeschränkt werden. Überall
sieht man Baustellen, dessen Ergebnis die alte ortsübliche und
niedrige Bebauung von Shashemene überragen wird.
Bild
615 - 617:
Ausblicke vom Gebäude des Bild 609
Schauen wir uns noch kurz das weitere Hotelgelände an.
Außerhalb des Haupthauses gibt es noch eine reihenhausartige
Bungalowbebauung mit Hotelzimmern, eine große Konferenzhalle,
einen gepflegten Pool, einen Kinderspielplatz und vieles mehr.
Bild
618 + 619:
Pool und Spielplatz des Haile Hotels
Eigentümer des Komplexes ist der bekannte Langstrecken- und
Weltrekordläufer Haile
Gebrselassie, der nicht nur dieses Hotel sein Eigen nennen
kann. In der Lobby kann man sich in aller Ruhe über die
sportliche Karriere des Mannes in einem dicken und reich bebilderten
Wälzer informieren. Erfolgreiche äthiopische Sportler
genießen einen hohen Status im Lande.
Bild
620 + 621:
Buch über Haile Gebrselassie, dem Hoteleigentümer
Bild
622 + 623:
Moderne Kunst und Bild mit den Mitgliedern der OAU im Haile Hotel
Damit soll dem Hotelrundgang Genüge getan sein. Inzwischen ist
es 8:30 Uhr geworden und unsere Abfahrtzeit herangerückt.
Bevor wir Shashemene verlassen, wollen wir uns aber noch eine weitere
Unterkunftsmöglichkeit ansehen. Wir wollen Ras Alex und seine
Frau Sandrine besuchen, zwei französische
Rastafari, die sich in Shashemene niedergelassen haben und
eine Lodge betreiben.
Bild
624:
Wegweiser in Shashemene zur Zion Train Lodge
Ganz im Gegensatz zur Moderne des Haile Hotels ist man in der Zion Train Lodge
im traditionellen Stil untergebracht und kann in die Welt der Rastafari
eintauchen und am abendlichen Lagerfeuer dem Klang der Trommeln
lauschen. Zum Abschluss des gestrigen Programms wäre man in
der Zion Train Lodge natürlich deutlich besser und
landestypischer aufgehoben gewesen. Da wir leider darauf verzichten
mussten,
ist wenigstens ein Informationsbesuch unabdingbar.
Bild
625 - 629:
Auf dem Gelände der Zion Train Lodge Bild 625:
Eingangstor
Die Familie wohnt selbst mit auf dem Grundstück. Neben der
Bewirtschaftung der Lodge halten sie noch ein paar Pferde, Schafe und
Ziegen, bearbeiten
einen Garten und stehen ihren Besuchern auch für
Ausflüge mit ihrem Kleinbus zur Verfügung.
Unterkünfte gibt es
je nach Geschmack und passend für verschieden
gefüllte Geldbörsen. Unabhängig davon sind
die Preise für Essen und Trinken erfreulich günstig
(Siehe hier).
Ras Alex nennt sich auch gerne Haile Selassie, da er am selben Tag
Geburtstag hat wie der letzte äthiopische Kaiser. Geboren ist
er in Frankreich, seine Wurzeln liegen aber in der Karibik. Seine
Mutter stammt aus Martinique und sein Vater aus Guadeloupe. Eine Zeit
lang lebte Ras Alex auf Guadeloupe und hat dort für Touristen
am Strand getrommelt. Heute ist er auch als Trommler und
Sänger bei einheimischen Bands zu sehen. Sogar in Deutschland
soll er schon mit
aufgetreten sein.
Und wer sich
in Fragen der Kultur und Religion von Rastafari noch weiterbilden
möchte, ist bei Ras Alex natürlich in den besten
Händen.
Bild
636 - 639:
Der Kleinbus der Lodge, Ras Alex und das Wohnhaus der Familie
Neben Haile Seleassie und Empress Menen ist natürlich
sämtliche Rasta-Symbolik allgegenwärtig auf dem
Grundstück. Auch der Kleinbus ist unverkennbar ein Rastamobil
von dessen Lack unter anderem Empress Menen und zahlreiche Engel der
Debre Berhan Selassie Church von Gondar grüßen. Wer
mit dem Bus einen Ausflug macht, steigt garantiert nicht in das falsche
Gefährt ein. ;-)
Wenn wir noch einmal nach Shashemene kommen sollten, werden wir uns
garantiert in diesem gemütlichen und von Vogelgezwitscher
erfüllten Umfeld einquartieren.
Für alle Freunde von Rastafari, Reggae und traditioneller
Lebensweise, ist diese Unterkunft nur zu empfehlen.
Bild
644: Ras
Alex und Peter
Zum Abschluss hier noch ein Rundgang in bewegten Bildern.
Live
Video: Zion
Train Lodge Shashemene
Verabschieden
wir uns nun von Shashemene und begeben uns auf die Fahrt
in Richtung Goba. Wir nehmen die Straße mit der Nummer 81 in
östlicher Richtung. Große Teile des Weges sind hier
relativ eben oder flach hügelig und von sattgrünen
Grasflächen geprägt. Des Öfteren sieht man
große Viehherden die aus einer Mischung aus Pferden und
Rindern bestehen und mit ihren Hirten durch die Landschaft ziehen.
Interessante Pflanzen mit großen Blütenkugeln
säumen hin und wieder den Weg, und zahlreiche
Bauerngehöfte
sind dicht von riesigen Euphorbien umzingelt. Vereinzelt stehen
große
Schirmakazien in der Landschaft, die immer wieder ein beeindruckendes
Bild
ergeben.
Und immer wieder Euphorbien in Hülle und Fülle, die
für Abgrenzungen aller Art äußerst beliebt
sind. Diese natürlichen und kostenlosen "Zäune"
können bis 1 Meter im Jahr an Höhe gewinnen. Zur
Vermehrung werden einfach einzelne Verzweigungen oder Äste
abgebrochen und neu in der Erde bewurzelt. So kann man relativ schnell
ein sehr dichtes natürliches Bollwerk aufwachsen lassen. Diese
Baumeuphorbien erreichen eine Höhe von über
10 Meter. Schade, dass man dieses Gewächs in
Mitteleuropa nicht im Freiland anpflanzen kann. Das
wäre doch eine gute Alternative zum Maschendrahtzaun. ;-)
Bild
651 - 654:
Euphorbien als Grundstückseinfriedung
Heute ist Sonntag, und dieser scheint in dieser Gegend als
offizieller Waschtag zu gelten. An vielen Bach- und
Flußläufen sieht man einen bunten Flickenteppich auf
den Wiesen. Textilien aller Art, auch Teppiche, werden emsig geschrubbt
und auf den Wiesen oder in den Euphorbien zur Trocknung platziert.
Bild
655 - 662:
Sonn- und Waschtag bei Dodola - Die Landkarte zur Örtlichkeit hier.
Wer die Wäscherei erledigt hat und auf die Trocknung warten
muss, hat nun endlich auch Zeit für ein entspanntes
Schwätzchen, für eine neue Haarfrisur oder andere
Dinge. Den Sonntag als Waschtag zu verwenden, hat also auch seine
positiven Aspekte.
Bild
663: Auch
mal vor die Füße schauen - Typisches Gestein der
Gegend
Fahren wir ein Stück weiter. Es folgt ein Waschplatz nach dem
anderen. Manche sind so riesig, dass man denkt dort findet ein
Volksfest statt. Dieses bunte Gewimmel in der grünen
Landschaft ist echt beeindruckend. Wir müssen nach Dodola
noch einmal
anhalten und dem Treiben zuschauen.
Bild
664 - 672:
Sonn- und Waschtag in Oromia
So, jetzt haben wir aber genug Wäsche waschen lassen und
verlassen das Gelände, bevor wir noch mit eingespannt werden.
Nach und nach wird die Landschaft immer bergiger und die bisher
durchfahrene Hochebene bekommt tiefe Einschnitte. Immerhin
sind wir nicht wirklich in niedrigeren Gefilden, auch wenn es so
scheinen mag. Die bisher durchfahrene Tagesroute liegt bereits auf
einer Höhe von teilweise über 2.500 Meter. Eine
Stunde nach unserer großen Wäsche, sieht die
Landschaft so aus:
Bild
673 - 682:
Wir nähern uns langsam dem Bale Mountain National Park Bild 673, 675
+ 676:Fackellilien
(Torch
Lily)
Knapp eine halbe Stunde später erreichen wir das Gaysay
Grassland. Diese Hochebene erstreckt sich zwischen zwei
Gebirgszügen auf einer Höhe über 3.000
Meter. Inzwischen fahren wir schon seit längerer Zeit auf der
Straße mit der Nummer 90, die genau diesen 3 - 4 Kilometer
breiten Talkessel durchquert. Zu Beginn dieser Landschaft liegt linker
Seite ein kleines Gewässer, auf dem sich zahlreiche
verschiedene Wasservögel tummeln. Danach folgt ein relativ
flaches von ein paar Flussläufen durchzogenes und mit
vereinzelten Büschen, Stauden und Gras durchsetztes
Gelände. Ein paar Kilometer
weiter in östlicher Richtung endet das Gebiet
vor der Ortschaft Dinsho. Es lohnt sich ein paar Pausen einzulegen und
den einen oder anderen Sandweg zur Seite zu nehmen. Es gibt
Warzenschweine, Affen, Nyalas, verschiedene Vögel und
interessante Pflanzen zu entdecken. Bei den Affen an der
Straße ist Vorsicht geboten. Laut Henok sollen die nicht
gerade freundlich sein. Ja und mit Warzenschweinen sollte man sich auch
nicht unbedingt anlegen.
Jetzt ist es schon empfindlich frisch geworden. Sieht man die Bewohner
hier, denkt man eher weniger an Wärme und Afrika. Wir machen
einen kurzen Stopp am Teich zu Beginn des Graslandes. Es dauert
natürlich nicht lange, bis wir den ersten Besuch erhalten.
Bild
692 -
695: Kinder
im Gaysay Grassland
Fahren wir langsam ein Stück weiter in das Grasland hinein und
schauen nach beiden Seiten was es noch alles zu entdecken gibt. Nachdem
das Buschwerk in der ansonsten baumlosen Ebene etwas zugenommen hat,
treten auch die ersten Nyalas ins Blickfeld, zuerst als Denkmal und
dann leibhaftig. ;-)
Bild
696 - 701:
Nyalas im Gaysay Grassland
Nicht zu verwechseln sind die hiesigen Mountain
Nyalas mit den anderen Nyalas von Afrika. Das Mountain Nyala
gibt es nur in diesem kleinen Teil Äthiopiens, wo wir uns
gerade befinden. Ängstlich sind die Tiere nicht so sehr. Mit
etwas Geduld und Ruhe kann man sich recht gut eine günstige
Fotoposition erarbeiten und benötigt keine
überdimensionierte Kameraausrüstung.
Bild
702 - 705:
Warzenschweine im Gaysay Grassland
Bild
706 + 707:
...
Bild
708 - 710:
Die "unfreundlichen" Paviane und Wegelagerer vom Gaysay Grassland Anubispavian
(Olive
baboon)
Den Pavianen und Warzenschweinen kommen wir lieber nicht zu nahe.
Warnungen soll man ja nicht ignorieren. Verlassen wir nun das Grasland
und fahren weiter bis Dinsho
oder auch Gurie genannt. Der kleine Ort liegt auf einer Höhe
von 3.207
Meter und hat über 3.600 Einwohner. Zirka 2 Kilometer
südöstlich in einem kleinen Waldgebiet liegt das Bale
Mountains National Park Hauptquartier. In dem kleinen zum Nationalpark
gehörenden Bereich kann man ein Stück
ursprünglichen Wald mit Nyalas und anderen
geschützten Tierarten durchwandern. Das Gelände ist
nicht mehr sehr groß und ringsum von Landwirtschaft
umzingelt. Im Parkinnern befindet sich auch die ehemals staatliche Dinsho Lodge, die
gern als Ausgangspunkt für Touren in den Bale Mountains
National Park genutzt wird. Man kann dort auch zelten und diverse
Reitausflüge unternehmen, unter anderem auch im Gaysay
Grassland und in den angrenzenden Wäldern.
Bild
711 - 716:
Eingang zum Bale Mountains National Park beim Hauptquartier in Dinsho Bild
715: Ticket
Office Bild
716:
Gebührentafel für Eintritt, Camping, Führer,
Pferd, Pferdeassistent usw.
Natürlich wird auch hier wieder ein großer
Passierschein ausgestellt und uns ein Führer zur Seite
gestellt. Bei dem kleinen Gebiet übt aber dieser eher eine
Überwachungs- als eine Führungsfunktion aus. Wir
brauchen ihn eigentlich nicht und mit wenigstens englischen
Informationen kann er auch nicht gerade glänzen. Aber wir
haben ja zum Glück Henok.
Bild
717 + 718:
Landwirtschaftliche Nutzflächen südlich des Waldes
und des Einganges
Bei unserem anschließenden Spaziergang durch den angrenzenden
Wald stolpern wir alle paar Meter über Nyalas, die eigentlich
nur weglaufen wenn sie uns nicht kommen sehen und erschrecken.
Ansonsten kann man nicht selten bis auf zirka 15 Meter herankommen.
Bild
719 - 725:
Mountain Nyalas bei Dinsho
Bild
726 + 727:Solanum
incanum, die
sogenannte Jericho-Tomate, ist ein Nachtschattengewächs und
giftig! Zur Blatt- und Blütezeit siehe auch bei "Ethiopia
By Bus" Bild
997 + 998 auf dieser Seite.
Neben den Nyalas sind natürlich die kleinen und
großen Pflanzen an unserem Weg sehr interessant. Besonders
beeindruckend sind dabei die riesigen Kosobäume, die in
allen erdenklichen Formen ihre gewaltigen Äste in Szene
setzen. Sollte mal ein Baum umfallen oder ein Ast zu sehr die
Himmelsrichtung verlassen, wachsen daraus wieder neue Stämme
nach oben.
Bild
728 - 735:
Kosobäume bei Dinsho
Schön anzusehen sind auch die dicken Moospolster und Flechten
auf Steinen und Bäumen. Stellenweise sind die Bäume
total zugewachsen. Was es hier diesbezüglich zu
sehen gibt, ist allerdings nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was
man bei ausgedehnten Wanderungen im Harenna Forest, zirka 80 - 100 km
südwestlich von hier, sehen könnte.
Bild
736 - 741:
Moose und Flechten in den Bäumen
Bild
742: Blick
auf Dinsho
Unsere kleine und unkomplizierte Wanderung dauert zirka 40 Minuten. Wir
gehen nun zum Abschluss in die Dinsho
Lodge, um dort unser
"Mittagessen" einzunehmen. Wir sind wieder einmal völlig
allein und haben unsere persönliche Bedienung. Recht frisch
ist es hier im Speisesaal, der relativ verlassen anmutenden Unterkunft.
Es gibt zwar eine schöne
Grill- und Feuerstelle mitten im Raum, aber darin ist leider kein
Funken zu
sehen. Wegen uns
paar Leutchen wird natürlich kein Holzscheit verschwendet. :-(
Gut gestärkt und unter den wachsamen Augen von ein paar Colobus
Affen
treten wir schließlich den Weg zum Auto und unserer
Weiterfahrt an.
Bild
743:
Colobus Affe
Es geht weiter in Richtung Goba, unserem letzten Tagesziel. Dort werden
wir zwei Nächte bleiben und noch ein Teil der Bale Mountains
erkunden. Bis dorthin sind es jetzt nur noch zirka 45 km. Zuerst fahren
wir die Route 90 weiter in Richtung Osten und biegen nach der
reichlichen Hälfte der Wegstrecke nach rechts in die
Straße 90a
ein, bevor wir uns dann über die Ortschaft Robe oder
auch Bale
Robe nach Süden in Richtung Goba bewegen.
Bild
744:
Moschee in Bale Robe
Einen weiteren Stopp legen wir nicht mehr ein und fahren bis
zu unserem Wabe Shebelle Hotel nach Goba durch. Das
große
mit einigen Bäumen bewachsene Hotelgrundstück liegt
in einer lockeren Bebauung noch weit vor dem
Ortskern auf der rechten (westlichen) Seite der Hauptstraße.
Eine großzügige Auffahrt führt durch eine
parkähnliche Grünanlage zum Empfangsgebäude.
Darin befinden sich auch der Speisesaal, die Bar mit Fernsehraum und
weitere gastronomische Bereiche. Die Unterkünfte befinden sich
links und rechts des Empfangsgebäudes in zwei
einstöckigen Gebäuden mit einem begrünten
Innenhof.
Beim Zimmerbezug ist heute Henok mit dabei, damit er sich gleich um
alle
eventuellen Mängel kümmern kann, die
sich natürlich schon auf unsere Ankunft freuen. Neben dem
obligatorischen einzigen Handtuch, warten noch kaputte
Glühbirnen und eine defekte Sicherung in der
Warmwasseraufbereitung auf die jeweiligen
Verantwortungsträger. Der Elektriker ist am schnellsten, nur
die Kleinigkeiten brauchen viel Zeit. ;-)
Bild
745: Google
Map - Wabe Shebelle Hotel in Goba - Zur Großansicht das Bild
anklicken
Für uns gibt es heute nichts mehr zu tun. Für einen
Ortspaziergang liegen wir zu weit außerhalb, und das
unmittelbare Umfeld bietet nicht viel Interessantes. Aber
dafür werden wir im Hotel eine äthiopische Hochzeit
miterleben können. Das geschmückte Auto steht schon
einsatzbereit vor dem Hotel und immer neue Gäste treffen ein.
Wann das Brautpaar eintreffen und die eigentliche Feier beginnen wird,
weiß aber niemand. "Es beginnt, wenn sich das Brautpaar
entschieden hat zu kommen.", so in der Regel die Antwort, egal wen man
fragt.
Bild
746 + 747:
Hochzeitsauto im Wabe Shebelle Hotel
Wir erinnern uns an die bisherigen Erläuterungen zu
den KFZ-Kennzeichen in Äthiopien (siehe unter Bild 093 in Teil 2). Hier
nun das Kennzeichen eines reinen Privatfahrzeuges. Diese Kennzeichen
sind blau und haben die Ziffer 2 in einem blauen Kreis.
Bild
748: Das
"Hochzeitspräsidium"
Das
Brautpaar spannt die Gäste auf die Folter. Inzwischen ist es
dunkel geworden und der große Saal mit
schätzungsweise zirka 300 Leuten gefüllt. Als das
Paar dann eintrifft wird schon vor der Tür eine halbe Stunde
geklatscht, getanzt und gesungen, überwiegend Männer.
Dann treten sie ein und schreiten langsam durch ein Spalier vieler
Gäste in der Mitte des Saales in Richtung Podium. Bevor sie
dieses betreten, sind noch die wichtigsten Gäste in der ersten
Reihe zu begrüßen. Dann geht´s mit
Schultertanz zu den Sitzplätzen auf das Podium. Der Braut zur
Seite stehen drei Brautjungfern und dem Bräutigam drei
Männer oder Trauzeugen, die man hier Best men nennt.
Alle natürlich im gleichen Outfit. Nach dem Schultertanz nimmt
das
Brautpaar auf dem Thron Platz.
Bild 749: Das Brautpaar
Bild
750 - 752:
Das Brautpaar nebst Brautjungfern auf dem Thron
Danach werden Geschenke bzw. Briefe überreicht, die vom
Brautpaar gleich gesichtet werden. Irgendwelche
großformatigen Geschenkpakete sieht man nicht.
Im Anschluss sind wieder einige Schultertänze,
zuerst vom Brautpaar und den umgebenden Brautjungfern
(Bridesmades) und Trauzeugen (Best men), zwischen Publikum und Podium,
an der
Reihe. Schließlich wird das Essen hereingetragen. Dies aber
vorerst
nur für das Brautpaar und die Brautjungfern. Als besonderen
Liebesbeweis füttern sich Braut und
Bräutigam gegenseitig. Die Sitzordnung wurde inzwischen
gespiegelt. Grundsätzlich ist es eigentlich Tradition, dass
die Frau zur linken Seite des Mannes sitzen sollte, weil nach der
Schöpfungsgeschichte Eva aus einer linken Rippe von Adam
erschaffen wurde.
Bild
753:
Hochzeitsmahl
Während im Saal die Hochzeit mit großem Aufwand und
mehreren Kameramännern weiter voranschreitet, gibt´s
in der nachbarlichen Lobby, die gleichzeitig Fernsehraum ist, eine
Fußballgroßveranstaltung. Wie es aussieht, treffen
sich heute hier große Teile der Nachbarschaft oder Freunde
des Hotelpersonals, um sich diverse Fußballspiele anzusehen.
Wie schon anderenorts festgestellt, handelt es sich dabei meistens um
Spiele englischer Clubs.
Verabschieden wir uns für heute und treten erst einmal die
Nachtruhe an.
Morgen werden wir in den Bale Mountains nach dem äthiopischen
Wolf suchen und den zweithöchsten Punkt Äthiopiens,
"Tulu Dimtu", mit 4.377 m Höhe erklimmen. Hoffen wir auf
schönes oder wenigstens geeignetes Wetter.
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Fotos: Marion & Peter Joachim
Text + Videos: Peter Joachim